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Ein Toter hat kein Konto

Ein Toter hat kein Konto

Titel: Ein Toter hat kein Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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konnten uns nun davon
überzeugen. Studio, Dunkelkammer und der ganze notwendige Kram waren vorhanden.
Auch einige Fotos entdeckten wir.
    Die meisten Abziehbilder lagen offen auf einem
niedrigen Büfett und stellten Pin-up-Girls dar. Daneben stapelten sich ein paar
Fachzeitschriften der Serie „Exciting“, die alles andere als exciting waren. Ich blätterte sie durch und stellte fest, daß auf etwa hundert Fotos ein
einziges mit Dumonteils Signatur kam.
    „Ein Prozent, das ist nicht viel“, bemerkte ich.
„Der Junge muß seine Einkünfte aus einer anderen Quelle beziehen.“
    „Zumal er Geld für Drogen braucht“, ergänzte
Hélène und hielt mir eine Schatulle mit fingerdicken Zigaretten hin.
    „Ich weiß“, sagte ich. „Hab’s gestern erfahren.“
    Ich ging zu einer Kommode, deren Schubladen
abgeschlossen waren. Auch hier funktionierte der Schlüssel-Trick. In den
Schubladen lagen weitere Fotos. Doch hier handelte es sich um vollständige
Sammlungen, die in drei Ordnern zusammengefaßt waren. Auf den Aktendeckeln
stand „Micheline“, „Andrée“ und „J.-R. Fl.“. Letzteres schien mir interessant
zu sein. Ich schlug den Ordner auf.
    „Hier“, sagte ich zu Hélène und reichte ihr das
erste Foto. Joëlle“.
    Meine Sekretärin rümpfte die Nase, so als sei
sie peinlich berührt.
    „Wenn ich gewußt hätte, daß Sie mir solche Fotos
zeigen wollten, wäre ich nicht mit Ihnen hinaufgegangen!“
    „Wie finden Sie das Kunstwerk?“ fragte ich sie.
    „Gepfeffert! Also wirklich, so vor einem
Fotografen zu posieren...“
    Die Sammlung konnte man zwar nicht als richtige
Pornographie bezeichnen, aber weit davon war sie nicht entfernt. Aktfotos,
nichts als Aktfotos. Eine nackte Joëlle, alleine zwar, aber in höchst
anstößigen Positionen. Auch wenn das Mädchen leicht verdreht war, so konnte ich
mir doch nicht vorstellen, daß sie freiwillig in solch verdrehten Haltungen
posiert hatte. Ich wehrte mich dagegen, mußte mich aber den nackten Tatsachen
beugen. Die Fotos in meiner Hand waren keine Halluzinationen.
    Die „Akte Flauvigny“ enthielt auch einige Fotos
von Roland, die keinen Deut besser waren als die von seiner Schwester. Man sah
dem Jungen an, daß er unter Rauschgift stand. Der „Künstler“ hatte den
richtigen Moment gewählt. Die sensationellsten Fotos wurden von einem Gummiband
zusammengehalten. Auf einem Zettel stand: „Dazu Nr. 12“. Wahrscheinlich
handelte es sich um ein Kunstwerk ähnlichen Kalibers.
    Ich sah mir auch die anderen Ordner an. In
gewissem Sinne eigentlich eine angenehme Pflicht. Alles nette Leute, sexy, wie
man so sagt, durchweg gut gebaut und nicht grade dabei, in ihrem Katechismus zu
blättern. Ich mußte wohl ein merkwürdiges Gesicht gemacht haben, denn Hélène
riß mir die Fotos aus der Hand und sagte streng:
    „Das macht Sie nur unnötig nervös, Chef.“
    „Ob Sie wohl auch so posieren würden?“ fragte ich
verträumt.
    „Reden Sie keinen Quatsch! Selbst wenn der
Fotograf mich sehr beeindrucken würde, müßte er sich’s etwas kosten lassen.
Richtige Pornographie ist anspruchsvoller.“
    „Dumonteil hat sich dies hier bestimmt nichts
kosten lassen“, sagte ich. „Und beeindrucken... Nein, er macht nicht den
Eindruck, als könnte er jemanden beeindrucken.“
    „Dann hat er seine Opfer überrascht.“
    Sogleich machten wir uns daran, seine Utensilien
zu untersuchen. Nichts ließ auf besondere Tricks schließen.
    Stattdessen machten wir eine interessante
Entdeckung: Die verglaste Verbindungstür zwischen Studio und Schlafzimmer war
mit einer Decke verhangen. Behelfsmäßig angebracht, diente sie als Vorhang. Die
Tür war mit einem Riegel versehen. Wenn man die Decke anhob und wieder fallenließ,
schloß er sich sozusagen ganz von selbst.
    „Sehr interessant, Hélène!“ rief ich begeistert.
„Genauso wie der Riegel an Rolands Wohnungstür. Sollte die Idee hier
ausgebrütet worden sein?“
    Wir durchsuchten die Wohnung und förderten
nacheinander zwei Badeanzüge aus ganz speziellem Nylonstoff, einen anregenden
Zeitungsausschnitt, eine Gasmaske aus dem Bestand der deutschen Armee und ein
Paar Schuhe mit verwickelten Schnürsenkeln zutage. Einer der Schnürsenkel war
nachlässig — wohl in aller Eile — durch die Löcher gezogen worden, und an einem
Ende fehlte die Verstärkung aus Plastik. Das Plastikröhrchen am anderen Ende
war grau. Das perfekte Gegenstück zu dem, das Hélène in der Rue Tournefort
gefunden hatte.
    Die gesammelten Fundsachen

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