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Ein Toter hat kein Konto

Ein Toter hat kein Konto

Titel: Ein Toter hat kein Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Dattel, traten wir den Rückzug
an.
    Ich wollte mir gerne die Verdächtigen ansehen,
von denen Faroux gesprochen hatte. Also begleitete ich meinen Freund aufs
Revier in die Rue Lhomond, wo sie vorübergehend festgehalten wurden. Man wußte
nicht so recht, was man ihnen vorwerfen sollte; aber da sie den hartnäckigen
Fragen der Flics ein noch hartnäckigeres Schweigen entgegensetzten, würden sie
wohl wegen Beamtenbeleidigung angeklagt werden. Ihre Gesichter kannte ich
nicht. Faroux erkundigte sich nach dem Rauschgiftsüchtigen.
    „Ich brauchte ihm gar nicht die Essenz zu
verabreichen“, berichtete der Mann, der ihn festgenommen hatte. „Er hat sofort
ausgespuckt. Wollen Sie zu ihm? Er schimpft auf die Inhaber des Antinéa und verlangt, daß man ihren Club auf der Stelle in Schutt und Asche legt.
Dagegen hätte ich nichts einzuwenden, aber die Befehle geben hier ja nicht die
Süchtigen, oder? Der Kerl versorgt sich im Antinéa mit Drogen, hat aber
angeblich seit einem Monat keinen Fuß mehr über die Schwelle gesetzt. Er meint,
der Inhaber habe gewechselt. Als er erklärt hat, was er wollte, hat man ihn
beinahe rausgeschmissen.“
    Faroux ging zu dem Festgenommenen, der außer
Flüchen auch den Namen seines Dealers von sich gab: Mohammed. Klang genauso wie
Dupont Ben Durant. Diese Information war nichts wert, bewies jedoch, daß mein
Tip gar nicht so schlecht gewesen war.
    „Wir werden den Club aufmerksam beobachten“,
schloß Faroux. „Für den Fall, daß die Geschäfte dort wieder aufgenommen werden.“
     
    * * *
     
    Mitternacht war vorüber. Unter lautem Getöse
fuhren Lastwagen, beladen mit Obst und Gemüse, den fast leeren Boul’ Mich’
hinunter in Richtung Hallen. Eine amerikanische Limousine bog leise aus der Rue
des Ecoles ein. Ihre Motorhaube blitzte im Licht des Dupont-Latin. Ein
Clochard, der als Nachtlager den Eingang der Société Générale gewählt
hatte, kratzte sich. Nirgendwo war ein Taxi zu sehen, das Hélène hätte nach
Hause bringen können. Wir bogen in den Boulevard Saint-Germain ein. Die Gegend
um das Café Flore bot eine größere Wahrscheinlichkeit, ein Taxi zu bekommen.
Der Boubal’s Club öffnete um diese Zeit gerade seine Pforten.
    Wir rauchten und plauderten, und mechanisch
betastete ich die herrenlosen Schlüssel in meiner Tasche. Ich konnte nicht
umhin, mich immer wieder zu fragen, wer denn nun der Besitzer sei. Ich konnte
mich einfach nicht dagegen wehren. Und ganz plötzlich, auf der Höhe der Rue de
Seine, kam mir eine Idee.
    Nichts lag näher, als sie zu überprüfen. Ich zog
Hélène mit mir fort. Vor dem Méphisto rannte uns beinahe ein Farbiger
um, der aus dem Eingang stürzte.
    Das Haus Nr. 60 schlief vom Keller bis zum
Dachboden. Rechts und links neben der schweren Eingangstür befanden sich ein
Blumenladen und eine Apotheke. Die Tür sah so verschlossen aus, daß man sich
nicht davon überzeugen mußte. Ich wählte aus dem geheimnisvollen Bund einen
Schlüssel aus, der zu solch einer Riesentür zu passen schien. Er paßte.
Spielend leicht ließ er sich in das Schloß einführen. Kein Wunder, er hatte in
seinem bisherigen Leben nichts anderes gemacht. Die Tür öffnete sich
widerspruchslos.
    „Dumonteils Schlüssel“, murmelte ich ein wenig
überrascht.
    „Sie sind aber auch nie zufrieden“, tadelte mich
Hélène. „Wäre es Ihnen etwa lieber, wenn sie hier genausowenig passen würden wie
anderswo? Immerhin ist jetzt wenigstens ein Geheimnis gelüftet...“
    „Wenn wir alle Geheimnisse auf diese Weise
lüften können, werden wir noch dem Schwarzen Löwen ernsthaft Konkurrenz
machen“, brummte ich. „Fest steht jetzt, daß Dumonteil gestern in La Feuilleraie war und seine Schlüssel auf dem Gelände verloren hat. Ich bleibe nämlich dabei:
Ich habe sie dort und nirgendwo anders gefunden! ... Worauf warten wir?“ fragte
ich nach kurzem Zögern. „Gehen wir hinauf. Heute ist der Tag der Hausbesuche.
Dumonteil ist mir die ganze Zeit schon wie ein komischer Heiliger vorgekommen.
Also werde ich die Gelegenheit, seine Hütte zu durchsuchen, nicht ungenutzt
verstreichen lassen.“
    An einem der Briefkästen entzifferten wir einen
Namen, der auf... onteil oder... orteil endete, und erfuhren so, in welchem
Stockwerk der andere Freund des Hauses Flauvigny wohnte. Kurz darauf standen
wir vor seiner Tür. Der entsprechende Schlüssel paßte. Irrtum ausgeschlossen.
    Im Telefonbuch stand hinter seinem Namen die
Bezeichnung: „Phot.“ Telefonbücher lügen nicht. Wir

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