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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kartographisch genau. Als Wissenschaftler sind Sie eine Wucht. Schade, daß Sie im täglichen Leben solch ein Idiot sind!«
    »Chagrin!« rief Faerber mahnend.
    »Ich weiß, ich weiß … Ich halte ja schon die Schnauze.« Chagrin winkte ab. »Es sollte ja ein Kompliment sein. Also jetzt den Gang entlang.«
    »Ja!« Damms schwamm bis zu dem Torbogen aus dickem Holz. »Es ist doch allen klar: Über uns, vielleicht nur durch Zufall nicht durchgebrochen, liegen einige Meter Sand! Es genügt, an die Seitenwand des Ganges zu stoßen, und alles kracht zusammen! Seht euch das an. Ein völlig stilles Wasser. Vielleicht reicht schon eine Bewegung, die wir machen, um auf das Holz wie ein riesiger Wellenschlag zu wirken.«
    »Jetzt können Sie uns den Weg zum Schatz nicht mehr vermiesen«, sagte Chagrin. »Jetzt nicht mehr! Peter, Sie kommen mir vor wie ein Jagdherr, der zur Pirsch einlädt und dann, wenn ein kapitaler Hirsch heraustritt, einen lauten Furz läßt und ihn damit wieder verjagt.«
    »Wir müssen alle Schatzkisten durch diesen Gang tragen!«
    »Zum Teufel – stünden wir bloß schon davor! Wenn's sein muß, bringe ich das Gold händeweise in Sicherheit. Was meinen Sie, Hans?«
    Faerber hatte in den Gang hineingeleuchtet. Damms hatte natürlich recht: Ein Stoß gegen die Seitenwand konnte den Zusammenbruch des ganzen Hecks bedeuten. Zwar war der Gang drei Meter breit, aber wie leicht konnte man beim Schwimmen irgendwo mit einer Flosse anstoßen. Dann würden sie unweigerlich unter dem sich senkenden Meeresboden begraben werden.
    »Ich schwimme voraus«, sagte Faerber. »Dann kommt Damms. Zuletzt Sie, Chagrin.«
    »Anbinden!« befahl Chagrin.
    »Wozu?« Damms schüttelte den Kopf. »Zerquetschte können nicht mehr Tauziehen spielen.«
    Faerber stieß sich vorsichtig ab. Er schwamm ganz langsam, mit leichten Flossenschlägen, so wenig wie möglich das Wasser aufwirbelnd, in den Gang hinein. Der starke Scheinwerfer leuchtete ihm weit voraus. Wenn Damms ' Zeichnung stimmte, mußten sie sich jetzt schon unter den Heckaufbauten befinden. Gab es hier Goldkisten, dann lagerten sie über ihren Köpfen – brach alles zusammen, wurden sie also von ihren Milliarden erschlagen.
    »Ein saumäßiges Gefühl«, sagte Faerber leise. »Peter, wie ist dir zumute?«
    »Ich denke überhaupt nicht.« Damms' Stimme war völlig ohne Klang. »Wer jetzt denkt, ist verloren. Was wir machen, ist jenseits aller Vernunft.«
    Faerber stoppte. Sie waren bisher schräg nach unten geschwommen, genau in dem Winkel, in dem das Heck abgesunken war. Jetzt stießen sie auf eine breite Treppe, die nach oben führte. Zu den Luxusräumen, den Offizierskajüten, den Kommandantenzimmern, dem Millionenschatz.
    »Wir müssen hinauf!« sagte Damms heiser. »Die Aufbauten gliederten sich in drei Stockwerke, jedes war zwei Meter hoch. Im obersten Aufbau befand sich die Kommandantensuite. Von dort führte eine breite Treppe hinunter aufs Deck und eine nach oben aufs Dach des Heckbaus, auf eine Galerie.«
    »Dann laßt uns Treppen steigen«, witzelte Chagrin. »Drei Etagen schaffe ich noch ohne Schnaufen.«
    Niemand lachte. Chagrins Galgenhumor schien nicht angebracht in der Nähe des Todes. Hier gab es nur ein Vorwärts – ob es auch ein Zurück geben würde, war dagegen völlig unsicher.
    Langsam ließ sich Faerber nach oben treiben. Er bewegte kaum die Flossen. Hinter ihm folgte Damms. Er hatte den zweiten Scheinwerfer eingeschaltet.
    Die durchgehende Treppe mündete auf der Galerie, von der dann die Zimmertüren abgingen. Einige waren offen, viele geschlossen.
    »Das begreife ich nicht«, sagte Damms leise. Er sprach so leise, als beträten sie eine Kirche. »Von dem Wasserdruck müßten sie alle aufgesprungen sein …«
    »Wohin nun?« fragte Faerber, heiser vor Erregung.
    »Nach oben. Zum Kapitän.«
    »Aye aye, Sir!« sagte Chagrin. Auch seine Stimme klang rauh. »Wissen Sie etwa auch, wie der Kommandant hieß?«
    »Ricardo da Moya.« Damms zeigte nach oben. Dort war die Treppe abgefault, im Scheinwerferlicht hing die Galerie herab. »Vizeadmiral Seiner Heiligen Spanischen Majestät Karls V. Genügt das?«
    »Vollkommen!«
    Ganz vorsichtig, in der Mitte des pompösen, breiten Treppenhauses, ließen sie sich hochtreiben und kamen so an die obere Galerie. Der große Salon des Kommandanten stand offen. Fast gleichzeitig schwenkten Faerber und Damms ihre Scheinwerfer herum. Plötzlich war der große Raum hell erleuchtet.
    Eine Holzbank war noch vorhanden. Auf

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