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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihr saß ein einzelner Mann. Als die Zephyrus sank, mußte er sich an den Banklehnen festgehalten haben: der Schädel lag auf einer breiten Ablage, das Gerippe bis zu den Hüftschaufeln auf der Bank, die Beinknochen auf dem Boden. Er hatte hier gesessen, ohnmächtig vor dem tobenden, alles vernichtenden Orkan, hatte den Kopf nach hinten gelegt und war so, demütig sich seinem Schicksal ergebend, im Meer versunken. Zwischen den Rippenbögen blinkte eine breite goldene Kette und eine große goldene Medaille mit dem Bildnis Karls V. Neben den Fingerknochen glitzerten Ringe. Rubine, Smaragde, Perlen – der Prunk eines spanischen Edelmannes.
    »Admiral da Moya«, sagte Damms ehrfürchtig. Er schwamm nahe an das Gerippe heran und verbeugte sich leicht. »Ich begrüße Sie.«
    Es war eine so feierliche Minute, daß selbst Chagrin den Mund hielt und krampfhaft schluckte.
    Plötzlich zuckte Damms zusammen. Sein Scheinwerfer schwankte, dann erfaßte er einen lanzenähnlichen silbernen Fischleib, der pfeilschnell davonschoß und im Dunkel verschwand.
    »Er hat mich gestochen!« sagte Damms laut. »Der Fisch hat mich gestochen! Durch den Gummi. Wie mit einer Stahlnadel …«
    »Raus!« schrie Chagrin. »Sofort 'raus! Peter, machen Sie bloß nicht schlapp, bevor wir wieder im Mittelschiff sind. Das war ein Giftfisch!«
    Peter Damms blickte noch einmal auf die Überreste von Admiral da Moya. Er spürte ein Schwächegefühl in sich hochsteigen und dachte erschrocken: So schnell kann doch das Gift nicht wirken. Es war doch nur ein kleiner Stich, blitzschnell. Da kann doch gar nicht viel Gift in den Körper gekommen sein.
    Er machte sich mit einem Ruck von Faerber los, der ihn wegziehen wollte, schwamm zu dem sitzenden Gerippe und holte das goldene Medaillon mit der breiten Goldkette zwischen den Rippen heraus. Er befestigte es an seinem Gürtel und nickte Faerber zu. Plötzlich konnte er nicht mehr sprechen, es war, als sei seine Zunge aufgetrieben und füllte die ganze Mundhöhle aus. Dazu kam ein Gefühl von Taubheit; wo er mit der Zunge anstieß, spürte er nichts mehr. Sie war ein gefühlloser Lappen geworden.
    Von oben kam die besorgte Stimme Ellens.
    »Was ist los bei euch? Wir haben mitbekommen, daß Peter gestochen worden ist. Kommt er 'rauf?« Und dazwischen die zitternde Stimme Pascales: »Liebling, was ist? Bist du gesund? Sag doch etwas! Peter, chérie …«
    Damms schüttelte den Kopf und zeigte auf seinen Mund. Faerber und Chagrin verstanden und starrten sich entsetzt an.
    »Dein chérie kommt sofort 'rauf!« rief Chagrin. »Wärm das Bettchen an, rotes Aas!«
    »Hole den Serumkasten, Ellen!« rief Faerber hinterher. »Und koch ein Skalpell aus! Den Korb so schnell wie möglich nach oben. Ich komme mit.«
    Er faßte Damms unter. Chagrin packte ihn auf der anderen Seite. Damms begann zu taumeln, seine Augen hinter der großen, ovalen Brillenscheibe wurden trüb, glanzlos, veränderten sich von Minute zu Minute und schienen in den Kopf zurückzusinken.
    Sie schwammen wieder zum Eingang des Verbindungsganges zurück, und hier löste sich Chagrin von Damms. Er blieb an der morschen Treppe stehen.
    »Können Sie ihn allein wegbringen?« fragte er. »In den Käfig passen sowieso nur zwei Mann hinein.«
    »Und Sie, René?«
    »Ich bleibe hier und sehe mich um. Ich werde mich mit 4,5 Milliarden unterhalten.«
    »Und wenn Sie auch noch gestochen werden, wer hilft Ihnen dann?«
    »Wenn man für so eine irre Summe Geld nicht ein so kleines Risiko auf sich nehmen kann, sollte man Einsiedler in der Sahara werden. Und selbst da gibt es Sandflöhe und Skorpione, Hans. Hauen Sie ab! Ihr Freund verliert sonst die Besinnung …«
    Mit großer Mühe gelang es Faerber, Damms ins Mittelschiff zu bringen. Der Weg durch den Gang war Millimeterarbeit. Sie mußten nebeneinanderschwimmen, Damms taumelte durch das Wasser wie ein Betrunkener. Und jedes Anstoßen an die morschen Wände würde den Einsturz bedeuten! Dann wäre Chagrin verloren und könnte sich neben Admiral da Moya setzen, um auf seinen qualvollen Tod zu warten.
    Sie erreichten die breite Treppe zum Vorraum, schwammen durch die aufgebrochene Tür in den Geripperaum und stiegen durch das Deckenloch ins Freie. Die Tür zum Schutzkäfig stand offen, die beiden Haie schwammen elegant und wachsam in einem engen Kreis um den Drahtkorb herum.
    Faerber schob Damms in den Käfig, schlüpfte hinterher und verriegelte die Tür.
    »Aufziehen!« rief er. »Mit vollem Tempo!«
    Das Seil ruckte

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