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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dich über Bord, ist das klar?«
    Sie drehte sich um, lief zu dem Funkkasten und stellte die Verbindung zum Meeresboden her. Pascale stand allein auf Deck. Beim Kampf mit Ellen war ihr Bikini-Oberteil heruntergerutscht, ihre Brüste lagen frei. Sie ließ sie entblößt, ging zur Winde und starrte hinunter in das fast unbewegte, grünblau schillernde Meer.
    Die schlanken Körper der Haie schossen neben dem Schiff auf und ab. Sie schienen sich hier wohlzufühlen.
    »Endlich!« tönte Chagrins Stimme aus der Tiefe. »Mir kamen vor Einsamkeit schon die Tränen. Wie geht es Peter?«
    »Schlecht. Hans versucht alles, was möglich ist. Durch das Auftauchen sind wertvolle Minuten verlorengegangen.«
    »Wird er's durchstehen?«
    »Es klingt altmodisch, Chagrin, aber ich bete darum. Wollen Sie 'rauf?«
    »Noch nicht. Ich habe mir das zweite Atemgerät umgeschnallt und bin wohlauf. Ich sehe mir jetzt die Prunkräume an. Übrigens – dieser Mistfisch wollte mich auch angreifen. Aber er hat Angst vor dem Licht. Ist anscheinend an ewige Dunkelheit gewöhnt. Ich trage jetzt zwei Scheinwerfer am Gürtel, einen hinten, einen vorn … Hat sich Pascale beruhigt?«
    »Ich mußte sie an Deck prügeln. Sie hockt jetzt an der Winde, ganz Rache.«
    »Passen Sie auf, Ellen! Treten Sie in ihrer Gegenwart nie zu nahe an die Reling. Sie ist schnell wie eine Katze, und wenn Sie über Bord gehen, fallen Sie den beiden Haien genau vor die Mäuler! Himmel, sind wir eine Mannschaft!« Chagrin lachte. Durch das Mikrofon klang es wie ein Gluckern. »Ich lade mich jetzt bei Admiral da Moya ein, Ellen. Bis nachher. Lassen Sie den Käfig wieder herunter.«
    »Sofort, Chagrin …«
    Ellen winkte Pascale zu und zeigte auf den Schutzkäfig. Pascale rührte sich nicht. Sie starrte verkniffen über das Meer, griff plötzlich in eine Taurolle und riß einen Revolver hoch. Ellen, die gerade zu ihr hinüberkommen wollte, blieb abrupt stehen.
    »Du bist wirklich verrückt. Pascale«, sagte sie. »Was soll das?«
    »Geh unter Deck!« Pascales Stimme klirrte vor Kälte. »Das ist alles!«
    »Chagrin braucht den Schutzkäfig!«
    »Er braucht keinen Käfig mehr.«
    Ellen begriff. Diese Frau haßte wie eine Wahnsinnige … Chagrin hatte recht.
    »Ohne Käfig kann er nicht auftauchen! Die Haie …«
    »Er soll unten bleiben.«
    »Das ist Mord, Pascale. Ganz feiger Mord!«
    »Gerade Chagrin müßte dafür Verständnis haben.«
    Sie lachte, und dieses Lachen war schrecklich in seiner Erbarmungslosigkeit. »An die Winden kommt keiner mehr heran, bis René endlich verreckt ist … Los, sag es ihm. Sprich mit ihm. Erkläre ihm, daß er da unten bleiben muß. In einer Stunde ist alles vorbei. Er hat Zeit genug, jeden Schlag, jeden Tritt, den er mir gegeben hat, zu büßen. Los! Geh ans Mikrofon.«
    Ellen schob die Kopfhörer und die Sprechmuschel wieder über ihren Kopf und schaltete erneut ein.
    »Chagrin!« sagte sie so ruhig, als sei dieses Tauchabenteuer ein fröhliches Sonntagsvergnügen. »Etwas Neues?«
    »Noch nicht. Bei euch?«
    »Nein. Der Korb kommt bald. Im Augenblick müssen wir uns alle um Peter kümmern. Wie lange haben Sie noch Luft?«
    »Noch 25 Minuten …«
    »Bis dahin ist er längst unten. Viel Glück, René.« Sie schaltete aus und legte den Kopfhörer zur Seite. Pascale, die kein Wort verstehen konnte, saß noch immer an der Winde und hielt den Revolver auf Ellen gerichtet.
    »Na, was sagt er?« rief sie. »Wie benimmt sich einer, der weiß, daß er langsam umgebracht wird?«
    »Er läßt dich grüßen.« Ellen öffnete die Tür und stieg hinunter zu den Kajüten. Sie hörte noch, wie Pascale fluchte, und sah, daß sie die Waffe in den Gummibund ihres Bikinis steckte.
    Peter Damms atmete kräftiger. Faerber hatte das mit Glukose verdünnte Schlangenserum intravenös gegeben und eine Flasche mit Blutkonserve angeschlossen. Langsam tropfte das Blut jetzt in die Vene. Als Ellen eintrat, war Faerber gerade dabei, die große Schnittwunde zu nähen. »Wie geht es ihm?« fragte Ellen.
    Damms' fahlblasses Gesicht hatte wieder etwas Farbe bekommen, die Medikamente in seinem Körper hatten den Kampf gegen das heimtückische Gift aufgenommen.
    »Wir müssen abwarten.« Faerber warf den Nadelhalter weg und griff zu einer neuen, eingefädelten Nadel. »Er hat ein verdammt gutes Herz und reagiert auf die Medikamente mit der gleichen Schnelligkeit, mit der er auf das Gift angesprochen hat. Wenn wir ihn durchbringen, ist das schon ein kleines Wunder …«
    Ellen

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