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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an, der Korb schleuderte über den Meeresboden und schwebte dann schnell nach oben. Die Haie begleiteten ihn. Es sah wirklich so aus, als spielten sie mit ihm. Faerber hatte Damms an sich gedrückt. Der Kopf des Verletzten lag schlaff an Faerbers Brust. »Kannst du mich hören?« sagte Faerber. »Peter, bist du noch bei Besinnung?«
    Ein leichtes, müdes Nicken. An den dünnen Luftblasen sah Faerber, daß Damms kaum noch atmete.
    »Schneller, Ellen!« schrie er nach oben. »Ist das volle Kraft?«
    »Es geht nicht mehr schneller, Hans. Aber ihr seid gleich oben. Ich habe alles vorbereitet.«
    Plötzlich umhüllte sie wieder der helle Tag. Der Käfig schwenkte an Bord. Pascale riß die Tür auf und zog Damms auf das Deck, nahm ihm das Atemmundstück aus den Zähnen und küßte ihn. »Chérie!« rief sie dabei. »Mein Liebling … sieh mich doch an! Du darfst noch nicht sterben … du nicht …«
    Niemand achtete auf diesen letzten Satz. In der Aufregung verwischen sich feine Nuancen. Faerber, Ellen und Pascale trugen Damms unter Deck, zogen ihn aus und suchten den Körper nach dem Stich ab. Faerber injizierte Peter zunächst ein starkes Kreislaufmittel. Dann starrte er unschlüssig in seinen Serumkasten. Man hatte an alles gedacht, mit allen möglichen Giftschlangenarten gerechnet, mit Mambas, der schwarzen Speischlange, der Hornviper, Puffotter und Kobra, aber wer hatte schon mit einem giftigen Fisch gerechnet, von dem man nicht einmal den Namen wußte?
    »Ich habe den Einstich!« rief Ellen. »Ich habe ihn. In der linken Hüfte. Ein winziger rötlicher Fleck.«
    Sie wälzte Damms auf die Seite. Er atmete nur noch mühsam, hatte jetzt die Augen offen, starrte um sich und schien doch nichts zu sehen. Er wollte etwas sagen, sein Kehlkopf zuckte, aber nicht ein Laut kam aus seinem verzerrten Mund.
    Faerber desinfizierte die Stichstelle und schnitt dann weit um sie herum tief in das Fleisch. Das Blut strömte an Damms Schenkel hinunter floß auf den Boden. Faerber schnitt tiefer in das Muskelfleisch und öffnete die Wunde so weit, daß das wenige Gift, das an dem Stachel gesessen hatte, mit diesem Blutstrom weggeschwemmt werden mußte.
    Aber es war ein billiger Selbstbetrug. Faerber gestand ihn sich ein, als er Damms' Zustand sah. Das Gift war längst im Körper und begann das Atemzentrum zu lähmen.
    »Coramin!« sagte Faerber mit belegter Stimme. »Dann Adrenalin. Und das Mambaserum mit Glukose. Schnell, Ellen, schnell! Und Sie, Pascale, gehen nach oben. Chagrin kann nicht ohne Verbindung mit uns sein!«
    »Was geht mich Chagrin an?!« Pascale streichelte Damms' immer fahler werdendes Gesicht. »Peter darf nicht sterben … er darf nicht sterben …«
    »Sie sollen an Deck!« schrie Faerber. »Wenn René Hilfe braucht …«
    »Er soll verrecken!« zischte Pascale. Ihre grünen Augen sprühten Haß. »Er soll hundertfach sterben!«
    Faerber injizierte das Coramin und dann das Adrenalin. War Damms bisher noch bei Besinnung, wenn auch nicht ansprechbar, so veränderte er sich jetzt wieder. Er fiel in eine Art Koma und erschlaffte. Sein Mund klaffte auf, als sei er tot.
    »Chérie!« schrie Pascale auf. »Chérie! Du mußt weiterleben. Peter, mein Liebling …«
    »Schaff sie weg!« sagte Faerber grob. »Ellen, nimm sie und bring sie an Deck. Mit Schreien ist noch keiner geheilt worden.«
    »Komm«, sagte Ellen und faßte Pascale am Arm. Sie riß sich los und ballte die Fäuste.
    »Laß mich los, du deutsche Hure!« schrie sie. »Rühr mich nicht an! Ich bleibe bei Peter …«
    Es hatte keinen Sinn, sie zu überzeugen, daß Ruhe jetzt wichtiger war als Liebe. Pascale war wie von Sinnen, und es blieb keine andere Möglichkeit, als sie auch wie eine Verrückte zu behandeln.
    Ellen griff zu, packte ihre vorschnellenden Fäuste, drückte sie an Pascales Körper zurück und drängte sie aus der Kajüte. Wie eine Katze wehrte sich Pascale, aber Ellen war kräftiger und stärker, zog die Schreiende und Kreischende die schmale Treppe hinauf, schleuderte sie auf die Deckplanken und verschloß hinter sich die Tür zum Kajütengang.
    Pascale sprang auf, ihr feuerrotes Haar wehte im Wind. Sie spreizte die Finger wie Klauen und zitterte am ganzen Körper.
    »Ich bringe dich um, du deutsches Luder!« kreischte sie. Ihre Stimme überschlug sich. »Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist: Dich bringe ich um!«
    »Geh an die Winde!« sagte Ellen ruhig. »Ich muß an das Funkgerät. Und wenn du versuchst, zur Treppe zu laufen, werfe ich

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