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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verdienen konnten. Bei solch einem Lohn fragt man nicht … Es genügt, wenn der Boß sagt: »Da draußen sind Fremde, deren Schiff müssen wir haben. Aber nicht mit Gewalt, wenn sie nicht nötig ist. Wir müssen sie nur immer auf diesem Platz festhalten, das andere kommt dann von selbst.«
    Die gleichen Gedankengänge hatte auch Chagrin. Er sah Faerber mit schiefem Kopf an, als dieser sagte: »Wir haben auch Zeit.«
    »Haben wir die?« fragte er gedehnt. »Sehen wir davon ab, daß der Transport von Peter an Land nun völlig illusorisch geworden ist und Sie mir seinen möglichen Tod nicht mehr in die Schuhe schieben können – für wie lange haben wir Verpflegung an Bord?«
    »Noch für vier Monate«, sagte Ellen.
    »Und Frischwasser?«
    »Für zwei Monate.«
    »Das hört sich grandios an. Aber wissen Sie, wie schnell acht Wochen herum sind? Und dann beginnt die Hölle!«
    »In acht Wochen kann viel passieren, René«, sagte Faerber und beobachtete wieder mit dem Fernglas die Boote. Er sah, daß tatsächlich auf vier Sitzen Maschinengewehre standen. »Sie haben vier MGs!«
    Chagrin schlug die Fäuste zusammen. »Da brechen Sie mal durch, Faerber. Auch mit Vollgas gelingt Ihnen das nicht. Die durchlöchern Ihnen den Schiffsrumpf unter der Wasserlinie, und dann geht's ab zu den Haien.«
    »Ich werde über Kurzwellenfunk Hilfe herbeiholen.«
    »Es sollte mich wundern, wenn das in diesen Breiten klappt.«
    »Dann werden wir Rauchzeichen geben und drüben an Land die Leute auf uns aufmerksam machen.«
    »Wer uns sieht, sind nur die armseligen Fischer an der Küste. Und die schwimmen jetzt um uns herum. Irgendein Halunke hat mit Pesos geklimpert, und schon tanzt die ganze Bande nach diesem silbrigen Klang. Nein, Hans, das alles ist Mist.«
    »Aber irgend etwas müssen wir doch tun, Chagrin.«
    »Das denke ich auch. Wir tauchen weiter und holen die Milliarden an Bord.«
    »Für die anderen, was?«
    »Auch. Mit soviel Gold kann man sich einigen. Bei den Halunken ist das wie in der großen Welt: Je reicher man ist, um so glatter funktioniert die Kumpanei. Und wenn nicht, dann will ich wenigstens, bevor ich abkratze, mich in einem Haufen Gold baden. Richtig baden, Hans, nackt zwischen Goldstücken. Diese Perversion gönne ich mir!« Er winkte Ellen und Pascale heran und zeigte mit ausgestrecktem Arm ins Meer. »Was da unten liegt, wird uns so oder so schaffen! In dieser Beziehung hat Peter recht: Der Fluch des Admirals da Moya hat uns getroffen. Aber wir werden lernen, mit diesem Fluch zu leben, solange es möglich ist.«
    An diesem frühen Morgen hatte auch Pedro Dalingues eine große Entscheidung getroffen. Nach dem unerwarteten Tod des fröhlichen Jesus Maria und des Fischers Miguel hatte er ein paar Stunden den Gedanken vor sich hergewälzt, doch noch den großen Boß Amerigo Santilla zu verständigen. Er hatte die Schnellboote, er konnte den Ausländern ihr Mütchen kühlen und ihren Widerstand brechen.
    Aber dann dachte Pedro an seinen eigenen großen Gewinn, den er mit Santilla teilen mußte, und er sagte sich: Lieber langsam voran und alles allein kassieren, als eine schnelle Lösung und nur die Hälfte verdienen.
    »Sie müssen irgendwann einmal an Land«, sagte er zu seinen Freunden. »Ob in einem Monat oder in vier! Sie brauchen Wasser! Außerdem: Dauernd belagert zu werden, reißt an den Nerven. Sie haben zwei Weiber an Bord, und das bedeutet zwei Hysterische! Wer kann das auf die Dauer aushalten? Sie werden einmal kapitulieren.«
    »Und wenn sie durchbrechen?« fragte der vorsichtige Mischling Paulus.
    »Bei unseren vier Maschinengewehren?«
    »Wenn sie über Funk Hilfe rufen?«
    »Das können sie nicht.« Pedro grinste vergnügt. »Domingo sitzt an unserem Funkgerät und hört ab. Sobald die funken, schaltet er den Störsender ein. Man wird nur Rauschen und Quietschen hören. Leute, Pedro Dalingues ist doch kein Idiot!«
    So geschah es, daß sich das Drama vor der Küste von Yukatan unter Ausschluß der Öffentlichkeit vollzog.
    Um zehn Uhr vormittags glitten Chagrin und Ellen in dem großen Schutzkäfig hinunter ins Wasser. Faerber stand an den Motorwinden, Pascale bediente das Funkgerät. Auch die treuen Haie waren wieder da, umtanzten den Drahtkorb und benahmen sich wie zwei Hunde, die ihren Herrn nach langer Abwesenheit begrüßen. Sie schossen um den Korb herum, schlugen mit den Schwanzflossen dagegen und stießen ihre Mäuler gegen das Gitter.
    »Die Biester freuen sich tatsächlich«, sagte Chagrin böse.

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