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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und wollten sie beruhigen. Er konnte ganz klar denken, und gerade das war das Fürchterliche an seinem Zustand. Wenn es losgeht, dachte er, wenn die massiven Atemlähmungen kommen, wenn ich nach Luft ringe und der ganze Körper in konvulsivische Zuckungen verfällt, muß Pascale hinaus. Dieses Sterben soll sie nicht mitansehen. Ob Hans so gnädig ist und mir die letzten Minuten erleichtert? Genug Morphium hat er bei sich, ich weiß es. Er kann mich doch nicht qualvoll ersticken lassen …
    Er versuchte zu lächeln. Pascale griff nach seinen schlaffen, bleichen Händen, küßte sie und legte ihr Gesicht hinein. »Es wird alles wieder gut, chérie«, sagte sie leise. »Das Schlimmste ist ja schon vorüber.« Er versuchte zu nicken, aber er war bis zum Nacken wie gelähmt. Also nickte er mit den Augen. Sie glaubt es wirklich, dachte er zufrieden. Du kleines rotes Aas Pascale, wer hätte gedacht, daß du eine so zarte Seele hast … Ich liebe dich, auch wenn es gegen alle Vernunft ist … Aber was hat Liebe mit Vernunft zu tun?
    Faerber und Ellen holten den toten Giftfisch zwischen den Knochen von Admiral da Moya hervor. Sie benutzten dazu zwei Zangen und legten den Kadaver auf eine große Glasschale. Jetzt, im Tageslicht, unter der leuchtenden Sonne, schien sich der Fisch aufzulösen. Er zerfiel sichtlich, zerfloß förmlich, wurde ein breiiges, gallertähnliches Etwas. Die ewige Nacht war seine Heimat gewesen; im gleißenden Sonnenlicht löste er sich auf, als sei Licht für ihn wie Säure. Der nadelfeine Giftstachel mit der anhängenden Giftdrüse war deutlich zu erkennen. Faerber löste ihn mit einer Pinzette aus dem zergehenden Fisch und legte ihn in eine kleine gläserne Präparatenschale. Chagrin kam herüber. Er hatte sich um die nackte Brust eine grobgliedrige Kette mit großen Smaragden gehängt. Eine Königskette der Mayas.
    »Und nun?« fragte er. »Haben Sie ein Labor zur Hand, um zu analysieren?«
    »Nein. Aber wir müssen sofort an Land und das Gift untersuchen lassen.«
    »Wie denn?« Chagrin zeigte aufs Meer. »Unsere Wachhunde stehen bereit. Zehn Boote. Unsere Chance liegt nur noch darin, Flugzeuge oder andere Schiffe auf uns aufmerksam zu machen oder hinaus aufs offene Meer zu flüchten, um die Chinchorro-Bank herum. Damit rechnen die Halunken nicht. Sie riegeln nur den Zugang zur Küste ab. Aber bevor wir lospreschen, hole ich noch einige Milliarden vom Meeresboden. Es muß sich lohnen …«
    »Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit, Chagrin.« Faerber deckte die Schale mit dem Giftstachel zu. »Pascale, Peter und ich haben das vorhin durchgesprochen, Ellen ist auch einverstanden. Wir alle verzichten auf unsere Anteile und schenken sie den Gangstern da drüben, wenn sie uns an Land lassen und Peter gerettet werden kann.«
    »Edel sei der Mensch, hilfreich und gut! Ein typisch deutsches Sprichwort!« Chagrin lachte rauh. Er spielte mit der Königskette vor seiner Brust und spreizte die Beine. Ein Bündel gemeiner Energie, dachte Faerber. Was er jetzt sagen wird, kenne ich im voraus.
    »Ich verzichte nicht auf meinen Anteil!« sagte Chagrin laut. »Auf gar keinen Fall. Ich werde um den Schatz kämpfen mit allen Tricks – und gewinnen, das verspreche ich Ihnen! Für Peter ist es doch zu spät … Faerber, seien Sie kein Phantast, geben Sie es doch zu! Wie kann man als Mediziner nur so unrealistisch sein! Jedes große Werk hat stets seine Opfer gefordert. Nennen Sie mir eins, wo's nicht der Fall war! Hier ist es Peter Damms' Schicksal! Er soll von mir aus später einen goldenen Tempel bekommen und in einem goldenen Sarg liegen. Geld genug haben wir ja! Aber es wäre doch idiotisch, alles zu verschenken, um einen Toten an Land zu bringen!«
    »Peter lebt noch!« schrie Faerber und ballte die Fäuste.
    »Für mich ist er tot!« sagte Chagrin ungerührt. »Die nächsten Stunden werden beweisen, wer hier vernünftig gedacht hat!«
    Die nächsten Stunden waren eine einzige Qual.
    Faerber versuchte noch einmal alles, um Peters Verfall aufzuhalten. Er injizierte noch einmal 40 Milliliter Schlangenserum, er setzte eine neue Tropfinfusion an, er versuchte verzweifelt, Peters Leben zu retten.
    Peter Damms sah ihn dankbar an und bewegte die Lippen. Aber er konnte nicht mehr sprechen. Bei klarem Verstand verfolgte er das verzweifelte Ringen um sein Leben und erkannte trotz aller Maßnahmen die Machtlosigkeit gegen das unbekannte, ihn langsam vom Leben abschnürende Gift. Er redete wieder mit den Augen, und

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