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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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denn er war ja nichts mehr als eine starre Hülle, in der noch ein Herz unregelmäßig schlug, aber ein Verstand so schrecklich klar dachte.
    Faerber nahm die Infusionen aus den Venen, zog eine Spritze mit Morphium auf und tat mit ruhiger Hand diesen letzten, größten Freundesdienst.
    Dann nahm er Peters Hände wieder in seine Hände und wartete, bis Damms langsam wegglitt aus dieser Welt. Plötzlich hörte das Herz auf zu schlagen, das Gesicht wurde noch spitzer, die Augen sanken ein, die Qual des Erstickens war vorüber.
    Faerber zog die Decke über Damms' Gesicht und ging hinaus zur anderen Kajüte. Ellen sah ihn groß und stumm an. Er nickte und setzte sich neben Pascale.
    Sie zuckte hoch und umklammerte Faerbers Schultern. Daß er plötzlich hier war, erübrigte jede Frage.
    »Kann – kann ich ihn sehen?« fragte sie. Ihr Gesicht war ein einziges Zucken.
    »Er ist ganz ruhig gestorben«, sagte Faerber. »Geh hinein …«
    Er hielt Ellen zurück, die Pascale begleiten wollte, und wartete, bis die Tür zugeklappt war.
    »Wir sollten jetzt, gerade in diesem Augenblick, nicht an Peter, sondern an uns denken, Ellen«, sagte er. »Mit Peters Tod ist die Situation auf dem Schiff völlig verändert. Pascales ›Abfall‹ – von Chagrin aus betrachtet – ist jetzt gegenstandslos geworden. Nach dem ersten Schmerz wird die Ernüchterung folgen. Immerhin geht es um einige Millionen! Chagrin wird es Pascale früh genug klarmachen, auf wessen Seite sie zu stehen hat. Ab sofort leben wir mit dem Tod im Nacken, ist dir das klar?«
    »Wir müssen an Land, Hans, so schnell wie möglich an Land!«
    »Das ist nur möglich, wenn wir auf alles verzichten.«
    »Ich hasse dieses Gold da unten im Meer!«
    »Um an Land zu kommen, müßten wir Chagrin und Pascale unschädlich machen.« Faerber lauschte nach draußen. Durch die Holzwand hörte er das laute Weinen von Pascale. »Vielleicht ist Chagrins Plan, zur offenen See durchzubrechen, der beste Weg, noch etwas zu retten.«
    Ellen sah ihn forschend an. »Auch du kannst dich von dem Schatz nicht losreißen«, sagte sie dann leise. »Mein Gott, Hans, dich hat das Gold ja auch schon völlig verwandelt …«
    »Vielleicht.« Faerber sprang auf. »Ich habe dir ja gesagt: Peters Tod schafft eine völlig neue Situation …«
    Er ging schnell hinaus an Deck. Entsetzt starrte ihm Ellen nach.
    Oben an Deck saß Chagrin noch immer auf dem Ruderhaus. Ab und zu ließ er den großen Scheinwerfer über das stille Meer kreisen und erfaßte die Bootskette der mexikanischen Banditen. Wenn der grelle Strahl eines der Boote aus der Dunkelheit hervorhob, standen die Männer auf und winkten mit beiden Armen zur Nuestra Señora hinüber.
    »Sie arbeiten in drei Schichten«, sagte Chagrin sarkastisch. »Einige Boote sind immer unterwegs mit Verpflegung und Ablösungen. Eine kluge Taktik. Sie verhindern eigene Verluste, indem sie den Feind im eigenen Saft garkochen.« Er sog an seiner Zigarette und schaltete den Scheinwerfer aus. »Was macht Peter?«
    »Es ist vorbei.«
    Chagrin nickte und warf die Zigarette über Bord. »Sie sind sich doch darüber im klaren, daß wir Peter nicht an Bord konservieren können, um ihn einmal drüben auf dem Land ehrenvoll in die Erde zu legen? Obwohl er das Meer nie gemocht hat, müssen wir ihn im Meer versenken.«
    »Deshalb will ich mit Ihnen sprechen, Chagrin.« Faerber setzte sich neben ihn auf das Ruderhausdach. Die unbeflaggte Fahnenstange ragte zwischen ihnen in den Nachthimmel. Faerber stemmte seine Beine gegen die Scheinwerferhalterung und lehnte den Kopf an die Fahnenstange. Jetzt, nachdem Peters schreckliches Sterben überstanden war, überfiel ihn eine große Müdigkeit.
    »Geben Sie mir eine Zigarette, René«, sagte er.
    Chagrin steckte eine an und schob sie Faerber zwischen die Lippen. »Ich hatte auch mal einen Freund«, sagte er dabei. »Wir tauchten im Auftrag einer französischen Firma im Roten Meer. Wir waren zwei Kumpels, wie man es sich wünscht. Julien hieß er. Zwei Meter neben mir wurde er von einem Hai zerfleischt, und ich konnte ihm nicht helfen. Wissen Sie, wie einem da zumute ist? Wenn man zusehen muß, wie seinem besten Freund das Fleisch in großen Stücken aus dem Körper gerissen wird? Ich habe ein halbes Jahr nicht mehr getaucht, so fertig war ich. Aber man überlebt's, Hans.«
    »Wir werden Peter im Wrack begraben«, sagte Faerber leise. »Chagrin, sparen Sie sich alle Worte. Im Wrack. Auf der Bank von Admiral da Moya.«
    »Ist das Ihr

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