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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Faerber verstand ihn.
    Pascale hinaus, bitte, sagte Damms. Bleib nur du bei mir … Dieses Sterben ist eine Sache unter Freunden. Mach es Pascale klar, bitte …
    Faerber kontrollierte die Tropfenzahl der Infusionen, legte dann den Arm um Pascale und schob sie aus der Kajüte. Sie sträubte sich zuerst, stemmte die Beine gegen die Dielen, aber dann gab sie plötzlich allen Widerstand auf und ließ sich hinausführen. Draußen im Küchengang fiel ihr Kopf gegen Faerbers Brust. Sie weinte haltlos, und er mußte sie festhalten, damit sie ihm nicht aus den Armen auf den Boden glitt.
    »Wie lange noch?« fragte sie, als sie sich etwas beruhigt hatte.
    »Ich weiß es nicht, Pascale. Eine Stunde, zwei Stunden, fünf Stunden … ein Tag …«
    »So schnell?« Sie starrte ihn an und vergrub ihre Hände in den langen roten Haaren, als könne sie sich an ihnen festhalten.
    »Der Zeitpunkt ist verpaßt.«
    »Gestern …«
    »Vielleicht. Eine winzige Chance … Aber auch nur eine Chance, mehr nicht. Bis zum nächsten Krankenhaus hätte es Peter geschafft … aber dann? Das Gift legt die Nervenzentren lahm.«
    »Aber gestern …« Pascale starrte Faerber aus zitternden Augen an. »Wenn wir gestern …«
    »Vielleicht …«
    »Dann hat Chagrin ihn getötet, nicht wahr?«
    »Ja!« Faerber nickte langsam. »Chagrin hat Peter auf dem Gewissen. Aber er hat ja kein Gewissen.«
    Bis zum Abend hielt sich Peter Damms. Er verlor nicht das Bewußtsein, aber die Atmung wurde immer qualvoller. Die Augen quollen ihm aus den Höhlen, er erstickte und erlebte jede Minute dieses fürchterlichen Todes mit.
    Pascale hatte Chagrin auf Deck angefallen wie eine Raubkatze. Aus einem Winkel der Deckaufbauten war sie auf ihn zugeschnellt, hatte ihn umgeworfen und ihre spitzen Fingernägel in seinen Hals gekrallt. Sie drückte die Fingerspitzen in seine Kehle, biß ihn ins Gesicht, war irr vor Rache und ließ erst von ihm ab, als er sie mit ein paar kräftigen Faustschlägen von sich abschüttelte.
    »Du verdammtes Luder!« keuchte er. »Es gehört mehr dazu, einen Chagrin umzubringen. Merk dir das!« Er schleifte sie an den roten Haaren über das Deck, warf sie in den Goldhaufen und schaufelte mit beiden Händen die Münzen und Goldbarren über ihren zuckenden Körper. Als nur noch ihr Kopf aus dem Goldberg ragte, ließ er von ihr ab und lachte sein grausames Lachen. »Na, wie fühlt man sich im goldenen Bett?« schrie er. »Du schläfst auf Millionen! Ist das ein Gefühl?! Und so etwas tauschst du gegen einen Mann?!«
    »Er ist völlig verrückt geworden«, sagte Faerber. Er hatte alles vom Kajütenfenster aus gesehen, aber er konnte Pascale nicht helfen. Peter Damms brauchte ihn nötiger. Ellen saß neben seinem Kopf und tupfte ihm den kalten Schweiß von der Stirn. »Das Gold hat Chagrin völlig entmenscht. Mein Gott, wie sich alles wiederholt! So war es vor 450 Jahren schon einmal, als die spanischen Eroberer die Reiche der Azteken, Mayas und Inkas zerstörten und Zehntausende sterben mußten des Goldes wegen.« Er wandte sich ab und sah Ellen lange an. »Als ob es der alte Drexius geahnt hätte. Wie viele Jahre mochte er den Plan hinter dem Bild versteckt haben? Daß er ihn schließlich mir vererbte, war nur sein Gedanke: Der Faerber ist ein moderner Mensch. Er wird kein Sklave der Millionen. Ellen … und was sind wir geworden? Es ist zum Kotzen …«
    Von Deck kam Chagrin herunter. Er blutete am Hals, wo Pascales Nägel sich tief eingegraben hatten, und aus mehreren Bißwunden im Gesicht.
    »Pinseln Sie mich mit Jod ein, Hans«, sagte er ruhig. »Am liebsten möchte ich eine Tetanusspritze haben. Das rote Aas hat Giftzähne wie eine streunende Katze!« Er warf einen Blick auf Damms und Ellen. »Ihr dämlichen Ärzte!« sagte er rauh. »Infusionen, Spritzen, Tropfen … und das noch, wenn alles im Eimer ist! Warum quälen Sie Peter noch so? Greifen Sie in Ihren Morphiumkasten – und Schluß!«
    »Gehen Sie hinaus, Chagrin«, sagte Faerber leise. »Himmel, verschwinden Sie sofort Chagrin, oder unsere Abmachung, uns nicht weiter aufzufressen, ist auch im Eimer! Neben mir liegt das Gewehr …«
    Chagrin stutzte, sah Faerber kurz an, erkannte, daß weitere Worte sinnlos waren, und tappte wieder nach oben. Er kam gerade rechtzeitig an Deck. Aus dem Ring der zehn Boote hatte sich ein braunes Motorboot gelöst und tuckerte auf die Nuestra Señora zu. Deutlich sah Chagrin das Maschinengewehr am Bug. Ein Mischling – es war Paulus – lag dahinter und war

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