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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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deutsches Gemüt? Aber wie Sie wollen. Wann bringen wir Peter 'runter?«
    »Morgen früh …«
    »Das können aber nur wir zwei.«
    »Natürlich.«
    »Das ist genau das, was ich vermeiden will. Wir allein unter Wasser. Ellen mit Pascale oben.«
    »Sie haben Angst, Chagrin?« fragte Faerber spöttisch.
    »Verdammt, ja! Pascale ist eine Irre! Sie haben es heute selbst gesehen. Springt mich von hinten an wie eine Katze und will mich erwürgen und zerbeißen. So etwas von einem Weibsstück! Wenn sie Ellen überlistet, während wir Peter mit deutscher Romantik begraben, sind wir alle geliefert.«
    »Was hätte Pascale davon? Denken Sie mal logisch, Chagrin.«
    »Logisch! Wenn eine Frau vor Rache glüht, wo bleibt da die Logik?« Chagrin stellte den Scheinwerfer wieder an, ließ ihn über das Meer kreisen und erfaßte hintereinander die zehn Wachboote. »Und die da? Sehen genau, wenn wir ins Wasser steigen. So schnell, wie sie herankommen, können wir gar nicht wieder auftauchen! Das ist alles eine große Scheiße, Hans! Ein Mann muß oben bleiben, das genügt für die Gauner. Aber zwei Frauen allein …«
    »Wir haben schon so viele Risiken auf uns genommen – wir werden auch das wagen!« sagte Faerber fest. Er sah Chagrin von der Seite an. Der drahtige Franzose starrte in die Nacht. Sein schmaler, von der Sonne gegerbter Kopf wirkte gegen den Nachthimmel wie der Schattenriß eines Raubvogels. »Chagrin Sie lassen merklich nach«, sagte Faerber provozierend. »Ihr Mut verringert sich mit dem Vermögen, das wir aus dem Meer holen. Bei 4,5 Milliarden sind Sie nur noch ein Waschlappen …«
    Chagrin grinste breit. Er stellte den Scheinwerfer wieder ab und reckte die Arme. »Sparen Sie sich solche Nadelstiche, Hans«, sagte er. »Natürlich wird man vorsichtiger, wenn man etwas zu verlieren hat. Aber ein Chagrin ist noch nie ein Feigling gewesen. Gut, wir bringen Peter ins Wrack. Wann?«
    »Bei Morgengrauen.«
    »Die beliebteste Stunde für Hinrichtungen …«
    »Verdammt, halten Sie Ihr Schandmaul!« Faerber rutschte vom Dach. »Ich übernehme die Wache. Schlafen Sie etwas! Der kommende Tag wird hart werden …«
    Chagrin rutschte auf der anderen Seite vom Dach und trottete zu seinem Bambusaufbau. Faerber ging nach vorn an den Bug, setzte sich auf die Ankerwinde und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Er kam sich elend vor. Und immer wieder fragte er sich: Hätte man Peters Tod verhindern können? Habe ich alles getan, was möglich war? Wäre er noch zu retten gewesen, wenn wir das Festland erreicht hätten? Dazu hätte man Chagrin töten müssen – einen anderen Weg gab es nicht.
    Wo ist jemand, der einem sagen kann, ob man einen Menschen töten darf, um dadurch einen anderen zu retten? Wer wagt es, diese Frage zu beantworten?
    Es war eine stille Nacht. Träge schlug das Meer gegen die Bordwand, Faerber beugte sich nach vorn und weinte wieder.
    Später kam Ellen, küßte ihn, drückte seinen Kopf gegen ihre Brust und streichelte sein Gesicht. »Die Frage nach Schuld oder Nichtschuld ist sinnlos, Hans«, sagte sie. »Geh nach unten und leg dich hin. Ich übernehme die Wache …«
    Am frühen Morgen waren sie alle an Deck. Die Sonne hing noch hinter dem Horizont, aber ihre rotgoldenen Strahlen überzogen wie ein Zauberkranz bereits den weiten Himmel. Chagrin und Ellen hatten Decken und eine Zeltplane ausgebreitet und Taue bereitgelegt. Pascale saß zum letztenmal neben Peter Damms und ließ sich wie eine aufgezogene Gehpuppe wegführen, als Chagrin erschien und Faerber zunickte. Dann trugen sie Peter nach oben, legten ihn auf die Decke und begannen, ihn einzurollen und zu verschnüren. Pascale half dabei nicht. Starr saß sie auf einer Kabelrolle, vermummt in ihre langen roten Haare, eine Statue, wie mit Blut übergossen.
    Erst als das schreckliche Paket verschnürt war und Ellen den großen Schutzkäfig heranschwenkte, rührte sie sich, warf sich neben der Leiche auf das Deck und küßte die Zeltplane, als habe sie Peters Körper vor sich. Chagrin sah Faerber an. In seinem Blick stand, was er dachte: eine billige Show. Für ihn waren Gefühlsregungen nur bewußtes Theater. Liebe nichts anderes als sexuelles Vergnügen. Daß eine Frau wie Pascale wirklich mit der Seele lieben konnte, hielt er schlicht für unmöglich.
    »Können wir?« fragte er rauh.
    »Ja.«
    Faerber zog die Gummihaube über seinen Kopf. Chagrin ließ sich von Ellen die Sauerstoffflaschen umschnallen. Um die mexikanischen Banditen zu täuschen, trug

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