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Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Titel: Ein toter Taucher nimmt kein Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gleichgültig!«
    Chagrin nickte. Das ist Ellen Herder, dachte er. Eine Frau, um die ich Faerber beneide. Eine Frau, die die Türen der Hölle eintreten würde, um ihren Geliebten zu retten.
    »Wir werden leben, Ellen!« sagte er eindringlich. »Mit der Kraft Ihrer Liebe schwimmt Hans jetzt hinüber zur Küste. Verraten Sie ihn nicht, indem Sie ihn aufgeben!«
    Es war der erste Satz, für den Ellen Chagrin dankbar war.
    Eine Stunde später tauchte Chagrin wieder zum Wrack hinab. Ellen bediente die Winde, Pascale das Funkgerät. Die Mädchen trugen Männerkleidung, hatten die Haare hochgebunden und unter breitkrempigen Hüten versteckt. Das war Chagrins Idee gewesen. Und sie war gut.
    Pedro Dalingues und das Halbblut Paulus hockten in ihrem Boot und beobachteten durch Ferngläser die Nuestra Señora.
    »Alle drei Kerle sind im Einsatz«, sagte Pedro. »Sie sehen aus wie gutgenährte Bullen! Verdammt, ihr Wasservorrat muß doch zu Ende gehen, und ihr Benzin auch! Aber sie tun so, als könnten sie noch hundert Jahre auf dem Meer bleiben.«
    »Das wird ein schwieriges Unternehmen!« Paulus setzte das Fernglas ab. »Es ist das erstemal, daß wir es mit Europäern zu tun haben, Pedro.«
    »Es sind auch nur Menschen, Idiot!«
    »Aber zäh wie Büffelleder.«
    Pedro schwieg. Das Halbblut hatte recht, dachte er. Die da drüben entwickeln eine nerventötende Ruhe …
    Die vom Sonnengold überstäubte dreieckige Flosse warf sich plötzlich herum und verschwand unter Wasser. Auch Hans Faerber, mit der Taktik der Haie vertraut, tauchte sofort unter, ließ sich schnell sinken und machte dabei seine Harpune schußbereit. Dann tastete er nach dem langen, spitzen Dolch und war zufrieden, daß sein Griff so gut am Gürtel hing, daß er ihn blitzschnell aus der Scheide ziehen konnte.
    Der Hai, ein kapitaler Bursche mit einem breiten Maul, beobachtete mit bösen, tückischen Augen den unbekannten Gegner. Er war länger und dicker als Faerber, schneller und wendiger, das Meer war seine Heimat, er kannte alle Tricks. Gegen ihn war ein Mensch ein lahmes Bündel, das herumpaddelte und auf seine mechanischen Waffen vertraute. Er, der König der Meere, hatte nur sein Maul, und das genügte. Ein paar unendliche Minuten starrten sie sich an, standen sich im Wasser gegenüber mit leichten, ausgleichenden Flossenschlägen, dann stürzten sie aufeinander zu, schnellten vor und setzten ihre Waffen ein.
    Faerber schoß. Der Pfeil seiner Harpune bohrte sich in den glatten, schimmernden Fischleib. Er traf den Hai unterhalb des aufgerissenen Mauls mit den furchtbaren, spitzen Zahnreihen.
    Es war kein tödlicher Treffer, er riß nur eine Wunde in das Fleisch. Der Pfeil mit seinen Widerhaken blieb stecken und brachte den Hai zur Raserei.
    Er schnellte über Faerber hinweg, schlug mit dem Schwanz nach ihm, warf sich dann herum und kam wieder zurück. Gähnend, ein Tor zum Tode, wuchs das Maul vor Faerber auf – Zahnreihen wie gebogene Sägen, wie hundert aneinandergeschweißte Messer, die mit einem Zuschnappen einen Körper durchtrennen konnten. Mitten in dieses Maul hinein schoß Faerber den zweiten Preßluftpfeil. Dann riß er den langen Dolch aus dem Gürtel und stieß ihn mit aller Kraft nach oben. Der Riesenhai drehte sich, bäumte sich auf, sein weißer Unterkörper leuchtete hell. Wenn er eine Stimme gehabt hätte, würde er jetzt gebrüllt haben, daß das Meer erzitterte. So aber brach nur ein Blutstrom aus seinem Maul, und an seiner Seite klaffte ein breiter Schnitt, wo Faerbers Dolch den Körper aufgeschlitzt hatte. Aber da war die Kraft, dieser unheimliche Wille zum Überleben, diese höllische Kraft des Hasses! Mit zwei Harpunenpfeilen im Körper, mit einem aufgeschlitzten Leib, aus dem Blut und Därme quollen, warf sich der Hai noch einmal herum und kam zurück. Er taumelte zwar, aber er traf mit einem gewaltigen Hieb seiner Hinterflosse seinen Gegner genau vor die Stirn. In Faerbers Kopf explodierte das Meer. Er kippte nach hinten weg, warf die Arme verzweifelt nach oben, trat unter sich das Wasser weg und tauchte ein in einen blutigen Wirbel.
    Das ist das Ende, dachte er mit einer verzweifelten Nüchternheit. Mach es schnell, Hai, mach es schnell …
    Dann klebte das kochende Blut an seiner Taucherbrille, er spürte neue Schläge auf seinen Körper und wartete auf die Zähne, die ihn zerreißen würden …
    Er wachte auf und wunderte sich, daß er lebte. Er trieb auf dem Rücken in einer mäßig bewegten See, der Wind strich über ihn

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