Ein Traum in roter Seide
habe."
„Doch, ich kann mir gut vorstellen ..."
„Nein, das kannst du nicht", fuhr sie ihn an. „Du hast keine Ahnung.
Aber um deine Frage zu beantworten: Ich will nichts mehr mit Kevin zu tun haben. Er gehört jetzt zu einer anderen Frau, und ich ... gehöre nur noch zu mir selbst." Sie richtete sich auf und hob das Kinn. „Mir ist klar, wie dumm ich war, das brauchst du mir nicht mehr vorzuhalten. Du kannst jedoch sicher sein, dass ich nicht noch einmal auf ihn hereinfalle", erklärte sie stolz.
Tyler blickte sie einige Sekunden lang an, die ihr wie eine halbe 40
Ewigkeit vorkamen. Schließlich beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie sanft und liebevoll.
Michelle erbebte, und ihr Herz klopfte vor Freude viel zu heftig.
„Wofür war das?" fragte sie.
Er zuckte die Schultern. „Einfach nur, weil du so bist, wie du bist."
Sie war gerührt und irritiert zugleich. Und sie wünschte, er würde sie noch einmal küssen, aber nicht so sanft und mitfüh lend, sondern ungestüm und leidenschaftlich. Sie wollte seine Lippen auf ihren spüren und den ganzen Schmerz und Kummer vergessen. In seinen Armen wollte sie sich schön, begehrenswert und sexy fühlen, wenigstens für kurze Zeit.
O nein, habe ich den Verstand verloren? schoss es ihr durch den Kopf.
Als Tyler ihr plötzlich die Hand auf die Taille legte un d Michelle an sich zog, war sie so überrascht, dass sie ihn wie betäubt ansah. Hatte er etwa schon wieder ihre Gedanken erraten? Er würde sie bestimmt nicht noch einmal küssen, oder vielleicht doch? Als er ihr mit der anderen Hand durchs Haar fuhr und ih ren Nacken umfasste, wusste sie, dass er sie tatsächlich noch einmal küssen wollte.
„Kevin und seine Braut kommen gerade herein", flüsterte er und ließ die Lippen über ihr Haar gleiten. „Wenn du mich jetzt küsst, ist er überzeugt, dass du ihn sowieso nicht mehr willst und endgültig zu mir gehörst. Tu es einfach, Liebes, küss mich."
Ich hätte mir denken können, dass es nur ein Spiel ist, sagte sie sich enttäuscht und überlegte, ob sie sich ärgern sollte. Doch als ihre Lippen seine berührten, verschwand ihr Selbstmitleid. Nichts war mehr wichtig, denn Tyler küsste sie, als wäre er ein Jahr lang durch die Wüste geirrt und hätte endlich die lang ersehnte Quelle gefunden, die ihn vor dem Verdursten bewahrte. Er presste die Lippen leidenschaftlich auf ihre und fing an, mit der Zunge ihren Mund zu erforschen.
Michelle hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu kommen, und wollte tief einatmen. Doch das gelang ihr nicht, denn Tyler hatte ihre Lippen und ihren Mund viel zu ungestüm in Besitz genommen. Nur ein leises Stöhnen drang aus ihrer Kehle.
Sie versuchte sich einzureden, dass Tylers Leidenschaft nur gespielt sei. Doch als er die Finger ungemein sinnlich über ihre Haut gleiten ließ, erwiderte sie seine Küsse so ungestüm und heftig, dass sie selbst 41
kaum glauben konnte, noch in einen anderen Mann verliebt zu sein.
Sie wehrte sich auch nicht, als Tyler sie noch fester an sich drückte, sondern genoss das Gefühl, sich an seinen muskulösen Körper schmiegen zu können. Dass ihre Brüste unter dem festen Druck der Knöpfe seines Jacketts schmerzten, ignorierte sie genauso wie die Schnalle seines Gürtels an ihrem flachen Bauch.
Aber plötzlich wurde ihr bewusst, dass es gar nicht die Schnalle des Gürtels sein konnte, was sie da spürte. So eine lange und leicht gebogene Schnalle gab es gar nicht...
Und dann löste Tyler sich unvermittelt von ihr.
„Siehst du, Liebling?" ertönte Dannis irgendwie an eine schnurrende Katze erinnernde Stimme dicht hinter ihnen. „Du brauchst dir wegen Michelle keine Gedanken mehr zu machen. Offenbar hat sie sich rasch getröstet."
Wie betäubt blickte Michelle Kevin an, der offenbar nicht glauben konnte, was er soeben gesehen hatte.
„Ja, wahrscheinlich hast du Recht, Danni", stimmte Tyler ihr zu, „oder sie ist eine überaus gute Schauspielerin."
„Michelle kann sich nicht verstellen", stieß Kevin hervor.
„Wirklich nicht?" Tyler zog die Worte in die Länge. „Gut zu wissen."
„Komm, Danni", forderte Kevin seine Frau steif auf und packte sie am Arm. „Der Fotograf will oben auf dem Balkon noch einige Aufnahmen machen. Euch Turteltauben sehe ich später", fügte er hinzu und lächelte Tyler und Michelle verkrampft an.
„Hat er Recht?" fragte Tyler, nachdem die beiden weg waren.
Michelle konnte ihn kaum ansehen. Sie war noch viel zu irritiert über den
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