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Ein Traum in roter Seide

Ein Traum in roter Seide

Titel: Ein Traum in roter Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Lee
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vor.
    Sie musste etwas essen, obwohl sie keinen Appetit hatte, und sie musste höflich zuhören und mit den anderen anstoßen, wenn ein Toast auf das glückliche Paar ausgebracht wurde. Den Abend überstand sie nur mit viel zu viel Chardonnay. Es gelang ihr sogar, so zu tun, als wäre es ihr völlig egal, dass der Mann, mit dem sie so lange 46
    zusammen gewesen war, eine andere geheiratet hatte. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sie sei nicht in Tyler verliebt. Immer wieder beugte sie sich zu ihm hinüber und flüsterte ihm scheinbar zärtliche Worte zu.
    In Wahrheit jedoch machte sie ausgesprochen unfreundliche Bemerkungen über fast alle und alles um sie her. Als schließlich das Dessert serviert wurde, war Michelle ziemlich angeheitert und brachte nichts mehr hinunter. Glücklicherweise hatte Tyler solche Probleme nicht und aß ihre Portion auch noch auf.
    Sie beobachtete ihn irgendwie ehrfürchtig. „Ich beneide dich", sagte sie. „Du kannst essen, was du willst. Und du kannst haben, wen du willst."
    Er legte langsam den Löffel auf den Teller und drehte sich zu ihr um.
    Dann sah er ihr in die Augen. „Kann ich das?" fragte er sanft. „Könnte ich dich haben, wenn ich wollte?"
    Wenn sie völlig nüchtern gewesen wäre, hätte sie sicher laut gelacht.
    Oder sie hätte ange fangen zu weinen. Stattdessen reagierte sie ganz anders. Sie lächelte ihn verführerisch an und legte ihm den Finger auf die Lippen. „Wahrscheinlich", erwiderte sie leise. „Aber verrat es Kevin nicht."
    Tyler blickte sie sekundenlang an. Dann nahm er ihren Finger und legte ihre Hand in den Schoß. „Du hast zu viel getrunken", erklärte er ruhig. „Deshalb verzeihe ich dir. Aber du solltest das Spiel nicht zu weit treiben, Michelle, sonst tue ich noch etwas, was wir beide morgen bereuen. Entschuldige mich kurz, ich bin gleich wieder da. Du trinkst am besten einen Kaffee, denn ich möchte nicht, dass du mir beim Tanzen ständig auf die Zehen trittst."
    Er stand auf und durchquerte den Raum. Michelle saß beleidigt da und beschloss, mindestens zwei Tassen Kaffee zu trinken, um wieder nüchtern zu werden und sich nicht noch lächerlicher zu machen, als sie es soeben getan hatte. Als die Musik einsetzte, war sie erleichtert, denn alle erhoben sich, auch Cleo und ihr Partner, und ließen Michelle allein am Tisch zurück.
    Plötzlich hätte sie vor Schreck beinah den Kaffee verschüttet, denn Kevin setzte sich neben sie auf Tylers Stuhl.
    „Ich wollte mich nur rasch entschuldigen", sagte er. „Es tut mir Leid, dass ich mit dir nicht über meine Hochzeit geredet habe. Ich wollte es 47
    bei unserem letzten Treffen tun, aber ich konnte es nicht. Mir war klar, dass du mich noch liebtest, und den Schmerz in deinen Augen hätte ich nicht ertragen."
    Er sah sie wie um Verständnis bittend an. Offenbar wartete er darauf, dass sie ihm wieder einmal alles verzieh. Als sie schwieg, seufzte er und fuhr fort: „Nicht ich habe dir die Einladung ge schickt, sondern Danni. Sie wollte sicher sein, dass unsere Beziehung wirklich beendet ist. Aber dann, als du nicht geantwortet hast, habe ich angenommen, du würdest nicht kommen, und war ziemlich erleichtert. Ich wusste, dass du noch nicht darüber hin weg warst. Deshalb war ich auch so schockiert, als du mit Tyler aufgetaucht bist. Das genau ist der Punkt..."
    Seine Miene wurde ernst, und seine Stimme klang warm und besorgt.
    „Es beunruhigt mich, dass du mit Tyler zusammen bist. Frauen wie dich verspeist er sozusagen zum Frühstück. Wenn er alles erreicht hat, was er will, kannst du wieder gehen. Er hält es mit ein und derselben Frau höchstens einige Wochen aus, und er hat immer Klassefrauen.
    Ich bin überrascht, dass er sich überhaupt für dich interessiert, aber vielleicht gefällt es ihm, dass du ganz anders bist als seine bisherigen Freundinnen. Du hast dich ihm nie an den Hals geworfen ..."
    Nach einer kurzen Pause fügte er verbittert hinzu: „Bis vor kurzem jedenfalls nicht. Ich habe dich den ganzen Abend beobachtet, Michelle, und muss gestehen, ich habe dich für vernünftiger gehalten.
    Vermutlich ist er großartig im Bett, doch hüte dich vor romantischen Träumen. Und verlieb dich nicht in ihn. Männer wie Tyler heiraten keine Frauen wie dich. Wenn sie überhaupt heiraten, nehmen sie sich eine Superfrau mit einem fantastischen Körper und..."
    „Es reicht, Kevin", unterbrach Michelle ihn scharf. „Ich bin nicht mehr so dumm und naiv, wie ich mal war, und weiß sehr genau, was für

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