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Ein Traum von einem Schiff. Eine Art Roman

Ein Traum von einem Schiff. Eine Art Roman

Titel: Ein Traum von einem Schiff. Eine Art Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Maria Herbst
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Glück zu kurz, um richtig aus der Haut zu fahren. Er reicht, um festzustellen, dass alles da ist, was das verfettete Herz begehrt: McDonald’s, Kentucky Fried Chicken, Burger King.
    Auf geht’s ins letzte wirkliche Paradies, in dem wir die abschließenden zehn Tage unseres Trips verbringen werden, nach Bora Bora. Am Ende wird unsere Folge übrigens genauso heißen. Die Behauptung, das Traumschiff sei die ganze Zeit exakt hier rumgeschippert und eben nicht die südamerikanische Küste entlang, wird niemand anzweifeln.
    Am Flughafen
    Erschreckend, was sich alles Mensch nennen darf. So glaubte ich beispielsweise gerade meinen Augen nicht zu trauen, als ich diese nicht von einem Texaner, mindestens jedoch US -Amerikaner, abwenden konnte. Nicht nur, dass er auf dem besten Weg war, in den nächsten Jahren erfolgreich die Metamorphose zur Frau abgeschlossen zu haben, wo sich doch deutlich seine Brüste wie leere Schläuche unter dem ärmellosen XXXL -T-Shirt abzeichneten – fast hätte ich ihm den Tipp geben wollen, seine sekundären Geschlechtsmerkmale einfach wie Handtücher über seine Schultern zu werfen, damit er nicht so gebeugt gehen muss –, vielmehr noch erinnerte der Rest seiner wuchtigen Massen an die Landkarte einer besonders wasserreichen Region: So waren auf seinen kalkweißen, wie frisch epiliert wirkenden Beinen, die seine sandfarbene dreiviertellange Hose gespannt freigab, dermaßen üppige, in Grün und Blau hervorquellende Krampfadern zu erkennen, dass man denken konnte, Nil und Amazonas würden in ein und demselben Delta münden.
    Als sei dies nicht Blickfang genug, war das neue Weltwunder auch noch ein höchstbegabter Schwitzer, ein Talent, das er vornehmlich im Bereich seines Gesäßes auslebte. Auf diesen beiden übermächtigen Bergen meinte ich nämlich links die Umrisse Frankreichs und rechts die des kompletten asiatischen Raums zu erkennen. Beide in Schweiß gemeißelt und von einer salzig-weißen Linie umrandet. Diese Schwitzfigur schien hinten unten unfassbar behaart zu sein. Anders konnte ich mir die Seenplatte nicht erklären. Markant, wie sich gerade bei den Amerikanern mit ihrem Hang zu Phlegma und Junkfood übermäßiger Fleischkonsum mit entsprechend hohem Anteil an Östrogen auf Aussehen, Ausdünstung und Ausstrahlung auswirken kann. Als der haarige Hermaphrodit dann eine große Cola bestellte mit den Worten:
     
    »Dös is oba wuichtig, eiskolt muss die sein, eiskolt wie a Hundeschnauze!«,
     
    zündete ich die Kerze der Vergebung in meiner inneren Kirche an, um den kompletten Vereinigten Staaten Abbitte zu leisten, wegen meines reaktionären Vorurteilsvermögens.
    Wie konnte ich nur so ein Narr sein.
    Er war ein Deutscher. Wie ich.
    Reflexartig fasste ich mir an Brust und Hintern, während ich mein Beinkleid lüftete, und freute mich einmal mehr, dass es auch auf dem Flughafen von Papeete
den
Deutschen nicht gibt.
     
    Gemeinsam bestiegen wir dann eine windschiefe Propellermaschine, wohl aus den 50ern, mit ca. 30 Plätzen und viereckigen Fenstern mit Vorhängen, die uns in weniger als sechzig Minuten zu unserem Ziel bringen sollte. »Bestiegen« ist das richtige Wort, denn sie war so schräg, dass man zu seinem Sitz regelrecht klettern musste. Zudem sah sie nicht wirklich so aus, als könne sie fliegen, doch das hatte sie mit dem Piloten gemein. Getreu dem Motto »Wir haben nichts zu verbergen, Sie können uns bei der Arbeit zusehen«, stand die Tür, wenn man eine Art Gepäcknetz so nennen kann, zum Cockpit offen.
    Ach, wäre sie doch geschlossen gewesen! Der schätzungsweise siebzigjährige Pilot trug einen verfilzten, grauen Ziegenbart mit hineingeflochtenen bunten Holzperlen, und das Weiß seiner Augen war rot – nicht auszudenken, wovon. Unter seinem quietschenden Sitz lag ein zerfleddertes Buch, dessen Titel ich erst nach mehrmaligem Hinschauen entziffern konnte. Nicht, weil er so unleserlich oder in einer mir fremden Sprache geschrieben gewesen wäre, nein, ich wollte ihn schlicht nicht glauben. Er lautete »Manual«, und darunter war die Zeichnung unseres Flugzeugs zu sehen. Das Ganze wurde beschwert von einem verrosteten Schraubenschlüssel, und keinerlei Verwunderung wäre bei mir aufgekommen, wenn der Erste Offizier gleich einen Joint hätte kreisen lassen.
    Ich war nicht der einzige Passagier, der das so wahrgenommen hatte. Mehr eingeschüchtert denn amüsiert kauerten auch die anderen Kolleginnen und Kollegen krumm auf ihren als Sitzen getarnten Hockern und harrten

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