Ein Traummann auf Mallorca
Vertrauen zu gewinnen, und Charlene … Señorita Beckett ist wirklich meine letzte Hoffnung. Sollte auch das nicht funktionieren“, er machte eine resignierte Handbewegung und lehnte sich in seinem Bürosessel zurück, „wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als Aurora nach den Sommerferien auf ein Internat zu schicken.“
„Was, wie ich anmerken möchte, gar nicht mal so verkehrt wäre. Ein Internat hat enorme Vorteile. Dort lernt man viele Dinge, die fürs Leben wichtig sind, wie Selbstständigkeit und Durchsetzungsvermögen. Ich muss es schließlich wissen, immerhin habe ich selbst die Vorzüge einer solchen Einrichtung genießen dürfen.“
Javier runzelte die Stirn. Er für seinen Teil war kein großer Freund von Internaten, und er befürchtete, dass es Aurora schwerfallen würde, sich in einer fremden Umgebung einzugewöhnen. Doch was sollte er tun? Er hatte eine Firma zu leiten. Es war schlichtweg unmöglich, dass er sich den ganzen Tag persönlich um seine Tochter kümmerte.
„Wie dem auch sei“, erwiderte er ausweichend. „Ich habe das Gefühl, dass Aurora Vertrauen zu Señorita Beckett gefasst hat, und wie es weitergeht, wird die Zeit zeigen. Jedenfalls bleibt es dabei, dass Señorita Beckett morgen bei uns anfangen wird. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich habe noch zu tun. Du kannst selbstverständlich Feierabend machen, schließlich ist es schon spät.“
„Ich werde im Gästezimmer übernachten, wenn du nichts dagegen hast“, entgegnete Dolores, während sie ihre Unterlagen zusammenpackte. „Dann können wir morgen in aller Frühe mit der Arbeit fortfahren.“
„Das ist schon das dritte Mal in dieser Woche, dass du nicht nach Hause fährst. Was sagt Felipe eigentlich dazu?“
„Nichts“, entgegnete Dolores scheinbar ungerührt. „Er hat auch nichts dazu zu sagen, Javier. Wir … Wir haben uns getrennt.“
„Es tut mir leid, das zu hören.“
„Muss es nicht.“ Dolores’ Lächeln wirkte aufgesetzt. „Das mit Felipe und mir hat einfach nicht mehr funktioniert, und ich hielt es für besser, einen Schlussstrich zu ziehen. Auf diese Weise kann ich mich auch endlich wieder ganz auf unsere gemeinsame Arbeit konzentrieren.“
Sie klemmte sich eine Aktenmappe unter den Arm und nickte Javier noch einmal zu. „Ich lasse dich dann jetzt allein. Die Unterlagen nehme ich mit, in Ordnung? Eine kleine Bettlektüre, du verstehst schon.“
Sobald sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, widmete Javier sich wieder seinen Geschäftspapieren, über denen er nun schon seit Stunden brütete. Doch sosehr er sich auch bemühte, es gelang ihm einfach nicht, sich auf das zu konzentrieren, das für gewöhnlich den größten Raum in seinem Leben einnahm: seine Arbeit. Und dabei war absolute Konzentration gerade in der momentanen Lage so dringend gefragt. Es erschien ihm nach wie vor unglaublich, dass es tatsächlich jemand wagte, ihm das Wasser abgraben zu wollen. In den vergangenen Jahren hatte er eine Menge Geld und Arbeit in die Vergrößerung und Modernisierung der Werft gesteckt, die er nach dem Bruch mit seinem Vater gekauft hatte. Der Erfolg gab ihm recht. Nachdem die Geschäfte zunächst schleppend angelaufen waren, hatte er es geschafft, sich in der Branche einen Namen zu machen. Santiago Barco y Yate de Yard stand für Qualität und ein ausgewogenes Verhältnis von Preis und Leistung. Inzwischen gab es auf der Insel eigentlich keine andere Werft mehr, die ihm ernsthaft Konkurrenz machen konnte.
Und ausgerechnet jetzt, wo alles so gut lief, kamen die Schwierigkeiten. Es gab einen neuen Konkurrenten, der offenbar gestohlene Bauteile aus Javiers Lager verwendete, um Boote zu Dumpingpreisen zu fertigen. Bisher war es ihm nicht gelungen, den Drahtzieher ausfindig zu machen, doch er würde nicht aufgeben. Und wenn er den Verantwortlichen erst einmal identifiziert hatte, dann würde der Betreffende sein blaues Wunder erleben.
Es gab also eigentlich genug, über das Javier Anlass hatte, sich den Kopf zu zerbrechen. Aber er konnte machen, was er wollte, immer wieder schweiften seine Gedanken in eine andere Richtung ab.
Zu einer bestimmten Person, um genau zu sein.
Charlene Beckett.
Auch jetzt wieder. Es war wie verhext. Sobald er versuchte, sich mit seiner Arbeit zu beschäftigen, tauchte ihr Gesicht vor seinem inneren Auge auf. Sie konnte zwar nicht als klassische Schönheit gelten, was jedoch nicht bedeutete, dass sie nicht trotzdem unglaublich attraktiv war. Vor allem das
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