Ein Traummann auf Mallorca
sie bei sich. Ich bin nicht hier, um vor seiner Assistentin zu buckeln, sondern um mich um ein sechsjähriges Mädchen zu kümmern, das jede Hilfe braucht, die es bekommen kann.
„Gerade eben habe ich eine unschöne Szene zwischen ihr und der Kleinen miterlebt“, berichtete sie daher. „Zuerst hat sie Aurora auf eine ziemlich rüde Art zurechtgewiesen, und als Ihre Tochter dann verständlicherweise protestierte, kritisierte Señorita Dolores auf höchst unsensible Art und Weise die Erziehungsmethoden Ihrer verstorbenen Frau.“
Das reichte Javier nicht. „Was genau hat sie gesagt?“, verlangte er zu erfahren. Seine Miene war wie versteinert. Charlene vermochte ihr nicht zu entnehmen, was gerade in ihm vorging.
„Fragen Sie sie selbst, ich …“
„Ich habe Sie gefragt, Señorita .“
Charlene atmete tief durch, ehe sie antwortete: „Also schön, wenn Sie es unbedingt hören wollen: Sie betonte, wie froh sie darüber sei, dass sie nicht Auroras Mutter ist.“
„Und was noch?“
„Sie erwähnte außerdem, dass sie als Mutter für eine bessere Erziehung Ihrer Tochter gesorgt hätte.“
Javier fluchte unterdrückt. „ Espere! – Warten Sie.“ Er ging zurück ins Esszimmer und kehrte kurz darauf mit Dolores zurück.
„Ist es wahr, was ich gerade erfahren musste, Dolores?“ Er fasste kurz zusammen, was Charlene gesagt hatte. Als seine Assistentin nicht antwortete, schüttelte er den Kopf. „Dein Schweigen darf ich wohl als Eingeständnis werten. Was ist bloß in dich gefahren? Ich dachte, du magst Aurora, aber offensichtlich wolltest du nur …“
„No!“ , fiel Dolores ihm entsetzt ins Wort. Ihre Augen schwammen plötzlich in Tränen, und Charlene fragte sich, ob sie echt waren oder ob die Assistentin Krokodilstränen weinte, um Javier zu besänftigen. „Es tut mir leid, ich weiß, es war ein Fehler, so zu reagieren. Ich empfand Auroras Verhalten als provozierend und habe die Beherrschung verloren. Es wird nicht wieder vorkommen, das verspreche ich dir!“
Javier musterte sie nachdenklich. Er wirkte unentschieden, aber schließlich nickte er. „Also schön, ich will dir glauben. Aber sei gewarnt: Wenn mir jemals wieder Klagen in dieser Richtung zu Ohren kommen … Und nun wünsche ich, dass du dich bei Aurora entschuldigst.“
Er bedeutete Dolores und Charlene, ihm zu folgen, und betrat das Speisezimmer, in dem seine Tochter wartete. Das Kind wirkte noch immer verschüchtert und blickte seinen Vater zaghaft an, als er vor ihm in die Hocke ging. „Dolores möchte dir etwas sagen, mi corazón .“ Auffordernd sah Javier zu seiner Assistentin hin. „So ist es doch, nicht wahr?“
Der attraktiven Spanierin war deutlich anzusehen, wie sehr sie sich überwinden musste. Doch dann senkte sie den Blick und murmelte: „Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Aurora. Das, was ich gesagt habe … Es tut mir leid …“
Aurora starrte ihren Vater aus großen Augen an. Offenbar war sie es nicht gewöhnt, dass er für sie Partei ergriff.
Etwas, das wir definitiv ändern müssen …
„Also? Sind Sie nun zufrieden, Charlene?“ Javier richtete sich auf.
„Noch nicht ganz“, ergriff Charlene die Gelegenheit beim Schopf. „Ich finde nämlich außerdem, dass Sie Ihrer Tochter viel zu wenig Zeit widmen, Señor Santiago. Es ist kein Wunder, dass das Kind es unter diesen Umständen nicht wagt, sich Ihnen anzuvertrauen.“
Völlig perplex starrte Javier sie an. „Was sagen Sie da?“
„Sie haben richtig gehört.“ Charlene wunderte sich über sich selbst. Normalerweise verhielt sie sich Vorgesetzten gegenüber eher kleinlaut, und sobald es einmal eine Situation gab, in der sie eine andere Meinung vertrat als ihr Gegenüber, wurde sie nervös und wagte es nicht, Widerworte zu geben. Und jetzt? Nichts von alledem! Kein nervöser Schweißausbruch, keine Hitze, die ihr in die Wangen stieg, nichts. Wahrscheinlich lag es daran, dass Auroras Situation sie allzu sehr an die zwischen ihr selbst und ihrem Vater erinnerte. Was damals vorgefallen war, ließ sich nicht mehr ändern. Aber für Aurora konnte sie etwas tun. Und wenn Javier Santiago nicht von allein begriff, wie sehr er der Kleinen mit seiner Nichtbeachtung und seiner Ignoranz schadete, dann musste sie in ihrer Eigenschaft als Kindermädchen ihn eben in die richtige Richtung lenken, so einfach war das. Sie reckte das Kinn. „Ich schlage vor, dass Sie heute Vormittag einmal all Ihre Termine verschieben und einen gemeinsamen Ausflug mit uns
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