Ein Traummann auf Mallorca
willst?“
Aurora nickte. „Ich möchte ihn meinem Papá schenken“, erklärte sie ernst. „Für den Stein, den ich bei unserem Besuch im Zoo gefunden habe.“
„Das ist aber eine nette Idee.“ Charlene schaffte es, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. „Ich bin sicher, dass er sich sehr darüber freuen wird.“
Zwei Tage waren vergangen, seitdem Javier sie zu ihrem Vater ins Krankenhaus gefahren hatte. Graham befand sich auf dem Weg der Besserung, und die Ärzte waren zuversichtlich, dass er schon bald in die Reha-Klinik überstellt werden konnte. Dort würde er mit der Therapie beginnen, deren Kosten Maria Velásquez übernommen hatte. Eigentlich sollte ich mich darüber freuen, dachte Charlene schuldbewusst. Aber irgendwie hat die ganze Sache nun, da ich Javiers Geschichte kenne, einen schalen Beigeschmack bekommen . Ob sie die Unterstützung seiner Tante überhaupt noch annehmen durfte? Oder war die Vereinbarung zwischen Maria Velásquez und ihr nicht an sich schon ein Verrat an Javier?
Charlene hatte in den vergangenen achtundvierzig Stunden mehrfach versucht, die Spanierin zu erreichen. Doch Maria Velásquez’ Sekretärin erklärte jedes Mal aufs Neue, dass die Unternehmerin derzeit nicht zu sprechen sei. Eine Antwort, die Charlene langsam, aber sicher nicht mehr akzeptieren konnte.
Mit jedem verstreichenden Tag fühlte Charlene sich unbehaglicher in ihrer Haut. Vor allem, da die Beziehung zu Aurora, und – sie konnte es nicht länger abstreiten – auch zu Javier, zunehmend intensiver wurde.
Sie war nicht dumm. Natürlich wusste sie, dass Javier vor allem deshalb so viel Zeit mit ihnen verbrachte, weil er begriffen hatte, dass seine Tochter ihn brauchte. Doch deshalb genoss Charlene das Zusammensein mit ihm kein bisschen weniger.
Das Prickeln zum Beispiel, das sie durchlief, wenn er den Raum betrat. Die Hitzewellen, die ihr den Atem nahmen, jedes Mal, wenn Javier sie zufällig berührte. Das alles und noch viel mehr führte ihr deutlich vor Augen, dass sie im Begriff stand, sich in riesige Schwierigkeiten zu bringen. Und zwar, indem sie ihr Herz an den falschen Mann verlor.
Und dafür, dass Javier der Falsche für sie war, gab es mindestens eine Million Argumente – eines davon stichhaltiger als das andere. Zum einen war er ihr Boss, was an sich eigentlich schon jede weitere Annäherung ausschloss. Hinzu kam, dass er auch noch der schärfste Konkurrent ihres Vaters war. Und nach allem, was sie von Graham erfahren hatte, gehörte er zu den rücksichtslosesten und skrupellosesten Geschäftsmännern, die man sich vorstellen konnte.
Doch am schwersten wog ihrer Meinung nach etwas anderes; nämlich die Tatsache, dass er gerade erst vor anderthalb Jahren seine Frau verloren hatte – und dass er ganz offensichtlich noch lange nicht über ihren Verlust hinweg war.
Um das zu erkennen, brauchte Charlene nur an seinen Gesichtsausdruck zu denken, als sie das Thema im Park des Krankenhauses angesprochen hatte. Er liebte seine Frau noch immer. Und das war die katastrophalste Voraussetzung überhaupt, unter der man sich in einen Mann verlieben konnte.
„Hör zu, mein Liebes“, wandte sie sich an ihren Schützling. „Was hältst du davon, wenn du gleich zu deinem Papá läufst und ihm zeigst, was du für ihn gemacht hast?“
Aurora strahlte. „Meinst du, er wird sich darüber freuen?“
„Freuen?“ Charlene strich ihr liebevoll übers Haar. „Er wird begeistert sein, das kann ich dir versprechen!“
Für einen kurzen Augenblick schien die Sechsjährige Feuer und Flamme für Charlenes Vorschlag. Doch dann ließ sie plötzlich die Schultern hängen und machte eine bedrückte Miene.
„Was ist denn los?“, fragte Charlene besorgt. „Hast du es dir anders überlegt?“
Aurora zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht … Ich … Bestimmt hat er schrecklich viel zu arbeiten, und Dolores …“
Sie verstummte, doch Charlene verstand auch so, was in dem kleinen Mädchen vorging. Nicht Javier war das Problem, sondern seine Assistentin. Aurora hatte Angst vor ihr – was Charlene ihr durchaus nachfühlen konnte, denn die junge Spanierin hatte zuweilen eine sehr herrische, herablassende Art.
Charlene kniete sich vor Aurora hin und nahm sie bei der Hand. „Ich weiß gar nicht, ob sie heute hier ist, mein Spatz. Aber selbst wenn – du solltest dich nicht vor ihr fürchten. Letztlich ist auch sie nur eine Angestellte deines Vaters, so wie Jolanda und ich es sind. Was glaubst du, wer für
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