Ein Traummann auf Mallorca
goldbraun schimmernde Haar. „Aber jetzt sollten wir machen, dass wir nach Hause kommen. Du siehst aus, als könntest du ein kleines Mittagsschläfchen gebrauchen!“
Knapp eine Stunde später stand Charlene im Türrahmen des Kinderzimmers und betrachtete Aurora im dämmrigen Licht der Sonnenstrahlen, die durch die Lamellen der geschlossenen Fensterläden fielen. Das Herz ging ihr über vor lauter Liebe zu dem kleinen Mädchen, das ihr inzwischen so nahestand wie ein eigenes Kind. Allein Auroras wegen war sie froh über ihre Entscheidung, das Angebot von Maria Velásquez angenommen zu haben. Auch wenn sie sich weiterhin unbehaglich fühlte bei dem Gedanken, dass Javier niemals von diesem Arrangement erfahren durfte.
Noch immer war es ihr nicht gelungen, die Unternehmerin zu erreichen. Am besten bitte ich Javier morgen um einen freien Tag, überlegte sie. Wenn ich persönlich vor ihrer Tür auftauche, wird Señora Velásquez sich hoffentlich endlich ein wenig Zeit für mich nehmen.
Allerdings verstand sie nicht, warum die Spanierin sich nicht bei ihr zurückmeldete. Oder ahnte sie etwa, aus welchem Grund Charlene mit ihr in Kontakt zu treten versuchte? Die zugesagten Zahlungen waren jedenfalls auf dem vereinbarten Konto eingegangen, und das Therapiezentrum hatte bereits einen Platz für ihren Vater reserviert. Man wartete nur noch darauf, dass die Ärzte im Krankenhaus grünes Licht gaben.
Wirklich zurücktreten von der Abmachung konnte Charlene also nicht mehr. Ganz gleich, was sie tat – nichts und niemand vermochte nun noch etwas an der Tatsache zu ändern, dass sie auf den Vorschlag von Maria Velásquez eingegangen war. Bestenfalls hatte sie die Möglichkeit, für Schadensbegrenzung zu sorgen.
„Im Schlaf sieht sie aus wie ein kleiner Engel, findest du nicht?“
Charlene zuckte zusammen, als sie Javiers Stimme hinter sich vernahm. „Du hast mich erschreckt“, flüsterte sie und drehte sich betont langsam zu ihm um. Sie musste zusehen, dass sie sich gegen den Sturm von Gefühlen wappnete, von dem sie wusste, dass Javiers Anblick ihn in ihr auslösen würde.
Aus genau diesem Grund war sie ihm in den vergangenen Tagen aus dem Weg gegangen. Seit sie mit ihm geschlafen hatte, konnte sie an nichts anderes mehr denken als an ihn.
Und daran, dass er sich danach einfach davongeschlichen hatte.
Ein solches Verhalten konnte in ihren Augen nur eines bedeuten: dass ihm das, was zwischen ihnen vorgefallen war, nichts bedeutete. Und dass er ihr nicht mehr Respekt entgegenbrachte als irgendeiner seiner zahllosen Verehrerinnen.
Charlene legte sich einen Finger an die Lippen. „Komm“, sagte sie leise. „Wir wollen Aurora nicht aufwecken.“
Javier folgte ihr aus dem Kinderzimmer. So lautlos wie möglich schloss Charlene die Tür. Dann gab es nichts mehr, was ihre Aufmerksamkeit von Javier ablenken konnte.
„Es war ein recht anstrengender Vormittag“, improvisierte sie, ohne ihn anzusehen. „Ich werde mich wohl auch ein wenig hinlegen. Wir sehen uns später, Javier.“
Sie wollte sich abwenden, doch er hielt sie zurück. „Du gehst mir aus dem Weg. Versuch gar nicht erst, mir weiszumachen, dass dem nicht so ist.“ Forschend musterte er sie. „Liegt es an neulich Nacht?“
Ärgerlich schüttelte Charlene seine Hand ab. „Du nimmst dich ein wenig zu wichtig.“ Sie funkelte ihn an. „Nicht immer dreht sich alles um dich, Javier!“
„Das mag sein“, entgegnete er gelassen. „Aber dann liegt dir etwas anderes auf der Seele. Du sollst nur wissen, wenn du einmal jemanden zum Reden brauchst …“
„… werde ich mich ganz gewiss nicht an dich wenden“, entgegnete Charlene heftiger als beabsichtigt. Dann fuhr sie sich seufzend durchs Haar. „Tut mir leid, das war nicht fair von mir. Es ist nur …“ Sie schüttelte den Kopf. Die ganze Situation überforderte sie. Sie war sich über ihre Gefühle Javier gegenüber längst nicht im Klaren, und dann gab es da auch noch die Heimlichtuerei wegen Maria Velásquez und des Arrangements, das sie getroffen hatten.
Vielleicht war es an der Zeit, Javier reinen Wein einzuschenken. Schluss zu machen mit den Lügen und dem Versteckspiel. Aus einem Impuls heraus sagte sie: „Ich würde tatsächlich gern etwas mit dir besprechen. Wenn du einen Moment Zeit hast.“
Er nickte. „Selbstverständlich. Gehen wir zu mir, dort sind wir ungestört.“
Sie folgte Javier zu seinen privaten Räumen, die im westlichen Flügel der Villa lagen und direkt an sein
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