Ein Traummann auf Mallorca
ob er ihr vertrauen konnte!
Javier atmete tief durch und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Es wurde Zeit, dass er sich klarmachte, was er wollte. Fakt war, dass er Charlene gern in seiner Nähe hatte. Und das, obwohl er nie zuvor einer Frau begegnet war, die so viele Widersprüche in sich vereinigte. Ihre natürliche, ungekünstelte Art machte es ihm leicht, sie zu mögen. Sie war wunderschön und schien sich doch des Zaubers, den sie auf Männer ausübte, nicht bewusst zu sein. Willensstark und zugleich scheu, sanft und doch kraftvoll. Ein Blick von ihr reichte aus, um sein Blut in Wallung zu bringen. Und es beschämte ihn, wenn er daran dachte, dass es ihm mit Catalina nie so ergangen war.
Aber was, wenn Dolores mit ihrer Vermutung richtiglag und Graham Beckett seine Tochter auf ihn angesetzt hatte? Javier weigerte sich, es zu glauben – und das, obwohl es genug Indizien gab, die gegen Charlene sprachen. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass sie ihm die Identität ihres Vaters zunächst verschwiegen hatte. Dann die Kundenliste, von der sie angeblich nicht wusste, wie sie zwischen den Stapel Zeitschriften auf ihrem Bett geraten war.
Konnte das alles überhaupt noch Zufall sein? Verschloss er nicht vielmehr die Augen vor der Wahrheit, indem er nach irgendwelchen plausiblen Erklärungen suchte?
Und selbst wenn nicht. Mag ja sein, dass sie keine Spionin ist – aber reicht das als Grund, kurzerhand mit ihr ins Bett zu steigen?
Javier konnte nicht leugnen, dass er sich schon seit einiger Zeit zu ihr hingezogen fühlte. Die normale Reaktion eines Mannes, der seit Langem mit keiner Frau mehr zusammen gewesen war – so zumindest hatte er es sich bis jetzt erklärt. Doch sein Verlangen nach ihr war nun, da er mit ihr geschlafen hatte, keineswegs gestillt. Ganz im Gegenteil sogar. Er wollte sie am liebsten gleich noch einmal lieben!
Doch dazu würde es nicht kommen.
Er durfte es ganz einfach nicht zulassen.
Das Wasser prasselte noch immer, als er aufstand und seine Kleidungsstücke aufsammelte, die überall auf dem Boden verstreut lagen. Hastig streifte er seine Hose über, dann schlich er wie ein Dieb aus dem Zimmer.
9. KAPITEL
In den nächsten Tagen bemühte sich Charlene, wo sie nur konnte, Javier aus dem Weg zu gehen. Sie wusste einfach nicht, wie sie ihm unter die Augen treten sollte, nachdem er sich mitten in der Nacht aus ihrem Bett gestohlen hatte.
Zusammen mit Aurora unternahm sie kleine Ausflüge, ohne ihn, wie zuvor, zu fragen, ob er sie begleiten wollte. Zum Glück schien ihr Schützling nichts von den Unstimmigkeiten zu bemerken. Aurora hatte sich von einem stillen, nachdenklichen Kind in ein temperamentvolles Energiebündel verwandelt – eine erstaunliche Veränderung, vor allem, da sie in relativ kurzer Zeit vonstattengegangen war. Inzwischen hatte das Mädchen unter den anderen Kindern, die unten im öffentlichen Bereich des Strandes Dämme aus Treibholz bauten und Muscheln sammelten, Freunde gefunden.
Nicht ohne Stolz dachte Charlene daran, dass diese Entwicklung zum Teil auch ihr Verdienst war. Sie hatte es geschafft, Javier vor Augen zu führen, dass seine Tochter ihn brauchte. Dass es nicht genügte, für sie zu sorgen, indem er genug Geld verdiente, um ihr jeden erdenklichen Luxus und Komfort zu bieten. Wer wusste besser als Charlene, wonach ein kleines Mädchen sich wirklich sehnte? Leider hatte ihrem Vater damals niemand hilfreich zur Seite gestanden. Und obwohl sie inzwischen längst begriffen hatte, dass Graham nicht in der Lage gewesen war, seine Gefühle zu zeigen, wurde sie immer noch wehmütig, wenn sie an ihre Kindheit zurückdachte.
Die Mutter von Auroras Spielkameraden rief ihre Sprösslinge zu sich. „Valeria, Manuel! Schluss jetzt! Es wird Zeit, wenn wir euren Papá vom Bahnhof abholen wollen!“
Nach einigem Hin und Her verabschiedeten sich die Kinder voneinander, und eine glücklich strahlende, sichtlich erschöpfte Aurora kehrte zu Charlene zurück.
„Können wir morgen wieder herkommen?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Siehst du das Ruderboot dort hinten?“ Sie deutete zu einem Bootssteg, der sich etwa einen halben Kilometer östlich, am anderen Ende des Strands befand. „Valeria und Manuel haben erzählt, dass es ihrem Vater gehört. Sie wollen es mir zeigen, und vielleicht können wir es sogar ausprobieren!“
Auroras kindlicher Enthusiasmus entlockte Charlene ein Lächeln. „Wir werden sehen“, sagte sie und strich ihr über das sonnengebleichte
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