Ein Traummann zum verzweifeln
Wut verknotet, und sein Gehirn schien in einen roten Nebel heiligen Zorns eingehüllt zu sein. Er holte mit dem Fuß gegen das Rad auf der Fahrerseite aus. »Fuck!« Dann wirbelte er herum und fuhr sich mit allen zehn Fingern ins Haar. Er strich es sich so rabiat aus dem Gesicht, dass sich die Haut in den Augenwinkeln spannte. Sein Kopf fing an zu hämmern, und er drückte die Handballen gegen den Schmerz in die Schläfen. Er starrte in die Ferne, ohne irgendetwas anderes wahrzunehmen als den roten Schleier rasender Wut.
Dann drang langsam Daisys Wärme von seinem Rücken her zu ihm durch. Sie hatte von hinten die Arme um ihn gelegt und streichelte mit den Händen beruhigend seine Brust. »Es tut mir so Leid«, wisperte sie, und ihm ging seltsamerweise die Frage durch den Kopf, wie oft sie diese Worte wohl schon gesagt hatte, während er in seinem Ärger und in seinem Schmerz alles um sich herum vergessen hatte. »Es tut mir so Leid.«
»Ich liebe dieses Auto«, sagte er mit heiserer Stimme. »Es war das Erste, was ich mir gekauft habe, als ich langsam etwas mehr verdiente als nur das Geld für Essen und Wohnen. Und selbst dann hat es noch dreieinhalb Jahre gedauert, bis ich das verdammte Ding abbezahlt hatte.« Er war so stolz darauf gewesen, hatte es gehegt und gepflegt ... Es bezeugte nicht nur, dass er jetzt besser verdiente, sondern auch seine Unabhängigkeit von seinem Vater und dessen verschwenderischem Lebensstil.
»Aber was soll’s, hmm? Zum Teufel damit. Es ist ja nicht so, als sei mein Hund gestorben – es handelt sich schließlich nur um eine leblose Sache.« Aber diese Sache hatte ihm gehört, verdammt, er hatte sie sich mit seinen eigenen Händen verdient. Er fühlte sich plötzlich wie gelähmt, er fühlte sich eingeengt, ihm wurde heiß, und seine Stimme war ziemlich ruppig, als er sagte: »Könntest du das lassen, Daisy – deine Pistole drückt mich.«
Er spürte, wie sie erstarrte. Sie ließ die Arme sinken, trat einen Schritt zurück und Sekunden später war die Wärme von seinem Rücken verschwunden.
Er merkte, dass der kühle Hauch, der ihn auf Grund seiner neu gewonnenen Freiheit streifte, auch keine große Erleichterung brachte. Ohne lange nachzudenken, drehte er sich um und zog sie in seine Arme. Sie stand stocksteif da, während er die Hände über ihren Rücken auf und ab wandern ließ und sein Kinn auf ihren Scheitel drückte. »Ich bin wirklich sauer, Daisy.«
»Und du dachtest, du kannst das an mir auslassen, ja?«
»Ja, so etwas in der Art.« Er küsste sie auf die Schläfe. »Das war unfair«, gab er mit belegter Stimme zu. »Es tut mir Leid.«
»Nein, du hattest Recht.« Sie schob ihn weg. »Ich habe mich ganz und gar nicht professionell verhalten ...«
»Na großartig, jetzt soll wohl jemand ein schlechtes Gewissen haben.« Ihre Reaktion wirkte auf ihn wie ein Reizmittel, und seine Wut kehrte mit großer Heftigkeit zurück. »Verdammt noch mal, Daisy, warum reibst du nicht gleich einen Karton Salz in meine Wunde, wenn du schon dabei bist.«
Sie besaß tatsächlich die Frechheit zu lachen. Gleichzeitig streckte sie aber auch die Hand aus und berührte sein Kinn versöhnlich mit den Fingerspitzen – und sah dabei, mit den Augen gegen die Sonne blinzelnd, so bezaubernd aus, dass sein Ärger verrauchte.
»Ich versuche doch gar nicht, dir Schuldgefühle einzuimpfen, Nick«, versicherte sie ihm. »Ich habe mich wirklich nicht professionell benommen. Übrigens besteht die Gefahr, dass die Ganoven hier noch rumhängen, bereit, sich jede Sekunde auf uns zu stürzen, während wir uns von dem Schlamassel, den sie an deinem Auto angerichtet haben, ablenken lassen. Ich hätte mich hier umschauen müssen, anstatt...«
»Mich an deinen süßen Titten knabbern zu lassen.«
Sie errötete. »Nun, so hätte ich es zwar nicht unbedingt ausgedrückt, aber ... ja.«
Offen gesagt gefiel es ihm, dass sie ihn zu trösten versuchte. Sie hatte klar gemacht, wie wichtig es ihr war, professionell zu handeln; wenn sie also seine Gefühle davorgestellt hatte, dann zeigte das, dass sie absolut nicht uninteressiert an ihm war.
Aber er war weit davon entfernt, ob dieser Tatsache gefühlsduselig zu werden. Sie würde sich nur große Sorgen um ihr Image als Profi machen und am Ende müssten sie beide bezahlen. »Was schlägst du als Nächstes vor?«
»Du wirst das nicht gern hören, aber wir müssen die Polizei verständigen.«
Er knurrte verächtlich. »Vergiss es, Daisy.«
»Du musst die Sache
Weitere Kostenlose Bücher