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Ein tüchtiges Mädchen

Ein tüchtiges Mädchen

Titel: Ein tüchtiges Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Blasse im Morgenrock, die ihn auf dem Hotelgang abgefangen hatte. Und nun sah er auf das gespannte Gesicht ihm gegenüber. Sie war taub und blind für die Unruhe um sich herum, merkte nichts von dem ständigen Kommen und Gehen, den Bekanntmachungen, die in drei Sprachen aus den Lautsprechern tönten. Ab und zu nur schaute sie auf die Uhr. Dann vertiefte sie sich wieder in ihre Papiere.
    Schließlich raffte sie sie zusammen und legte sie in die Mappe zurück. Wieder sah sie auf die Uhr.
    „Jetzt ist es bald soweit. Leben Sie wohl solange.“
    „Sehen wir uns im Hamburgflugzeug wieder?“
    „Vielleicht, ich weiß es noch nicht.“
    Damit verschwand sie, bahnte sich einen Weg zwischen Tischen und Stühlen, an Menschen vorbei, die aufgeregt fragten und redeten. Hunderte von Passagieren hatten sich angesammelt, und sie alle wollten weiter, Leute, für die eine vierzehnstündige Unterbrechung eine mehr oder minder große Katastrophe bedeutete.
    Der Lautsprecher dröhnte, und Gerd lauschte:
    „Die Maschine aus Hamburg landet jetzt. Verbindungen nach New York um 15.20 Uhr, nach Stockholm über Malmö um 15.05 Uhr, nach Oslo…“
    Gerd stand regungslos bei dem Postamt. Nun flutete auch der Strom der Passagiere heran. Ein junges Paar, eine Dame mit einem kleinen Jungen, eine ältere Dame mit kurzsichtigen Augen hinter einer Brille. Ein aufrechter älterer Herr mit einem grauen Bart.
    Erblieb stehen und sah sich um. Dann schlug er die Richtung zum Postamt ein.
    Gerd trat einen Schritt näher, aber sein Blick glitt gleichgültig an ihr vorbei. Erblieb vor der Post stehen, sah sich uninteressiert einen amtlichen Anschlag an, warf ab und zu einen Blick um sich und blickte auf die Uhr.
    Gerd biß sich auf die Lippen. Unmöglich konnte dies der Erwartete sein. Er wußte doch, daß er hier eine Dame treffen sollte, und machte nicht einmal den Versuch, mit ihr zu sprechen, obwohl er ganz augenscheinlich hier wartete.
    Jetzt zuckte er die Achseln, klemmte seine Aktentasche fester unter den Arm und wollte gehen. Da fiel Gerds Blick auf die Buchstaben auf seiner Mappe: F.J.B.
    Vielleicht war er es doch?! Mit ein paar Schritten war sie an seiner Seite.
    „Entschuldigen Sie, aber sind Sie vielleicht Herr Direktor Busch?“
    Sie fragte es auf Deutsch.
    Er blieb stehen, sah sie erstaunt an und nickte:
    „Ja, das bin ich.“
    Die Erleichterung war so groß, daß Gerd Tränen in die Augen traten.
    „Entschuldigen Sie, ich bin schon ein sonderbarer Repräsentant für die Firma, aber ich war so sehr gespannt, ob ich Sie wohl treffen würde.“
    „Ja – wer sind Sie denn eigentlich?“
    „Wer ich bin? Aber Herr Direktor, das müssen Sie doch wissen, wenn Sie hier stehen und auf mich warten.“
    Direktor Busch schüttelte den Kopf.
    „Ich warte auf einen Herrn Elstö aus Norwegen.“
    „Nein, Herr Direktor. Sie warten auf Fräulein Elstö, und das bin ich.“
    „Sie? Aber Kind, warum haben Sie denn einen Männernamen? Zuerst erhalte ich ein Telegramm von Myrseth, daß Gerd Elstö komme, und dann ein zweites, daß Gerd Elstö mich in der Transithalle erwarten werde.“ Er sprach das Wort „Gerd“ mit einem deutlichen T am Schluß aus. Gerd mußte lachen.
    „Ach ja, daran habe ich gar nicht gedacht! Bei uns ist Gert ein Männername, aber Gerd der einer Frau.“
    „Du liebe Zeit!“ Der Direktor lachte. „Kommen Sie, Kind, wir wollen uns einen Tisch suchen, und dann heraus mit den Papieren. Übrigens mein Kompliment, daß Ihnen die Idee mit diesem Treffpunkt hier kam. Nun verstehe ich, warum Myrseth und Sohn Sie als Bevollmächtigten schicken. Sie haben offenbar einen findigen Kopf.“
    Bald darauf waren sie in den Vertrag vertieft, und zehn Minuten später hatte Gerd die Unterschrift, diesen kostbaren Namenszug – F. J. Busch.
    „Fliegen Sie jetzt weiter nach Hamburg, Fräulein Elstö?“
    „Ich sitze allerdings hier mit der Flugkarte in der Hand, aber ich habe sie nur behalten, um mir Zutritt in die Transithalle zu verschaffen. Ich brauche doch jetzt nicht weiterzureisen.“
    „Ich finde, das sollten Sie aber tun. Sie könnten in Hamburg mit meinem Bürochef reden. Er weiß über die ganze Angelegenheit Bescheid und kann alles Nötige mit ihnen besprechen. Sie können ja wohl auch alle notwendigen Aufschlüsse geben?“
    „Gewiß, denn ich habe die gesamte Korrespondenz geführt, sowohl mit Ihnen als mit Solfoss, also mit unserem Kunden. Direktor Myrseth liegt nämlich mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus.“
    „Das

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