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Ein tüchtiges Mädchen

Ein tüchtiges Mädchen

Titel: Ein tüchtiges Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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den Rest ihrer Ferien nicht auf später verschieben könne?
    Natürlich war Gerd mit dem nächsten Zug zurückgefahren, und seither war keine Zeit gewesen, an Ferien zu denken.
    „Ach, das ordnet sich schon mal“, ging Gerd lächelnd darüber hinweg. „Ich fühle mich jedenfalls mächtig wohl bei meiner Arbeit, und es gefällt mir auch in der kleinen Stadt. Sie ist so idyllisch, und alle Menschen sind so friedlich und freundlich.“
    Und Umgang - ? Gewiß hatte sie den. Sie war Mitglied des Klubs berufstätiger Frauen und hatte dort einige nette Bekanntschaften gemacht. So eine richtige Herzensfreundin besaß sie allerdings nicht, aber es ging ihr sonst sehr gut, und es bestand gar kein Grund, ihretwegen besorgt zu sein.
    Erst als sie zum Zug mußte, strich ihr Mutter sachte über die Wange und fragte mit leiser Stimme:
    „Und jener andere, Kindchen, du weißt, bist du jetzt ganz darüber hinweggekommen?“
    Gerd schaute die Mutter erstaunt an. Sie mußte sich tatsächlich einen Augenblick besinnen, bevor sie wußte, was die Mutter meinte.
    „Ach das! Aber gewiß doch, Mutti. Ganz und vollkommen. Das war eine außerordentlich nützliche Lehre für mich. Ein andermal werde ich mich vorsehen, darauf kannst du dich verlassen. Doch ja, Mutti, das ist vorüber, und ich denke nie mehr daran – “
    „Gott sei Lob und Dank!“ sagte die Mutter.
    „Es ist wirklich gut, daß Sie kommen, Fräulein Elstö“, freute sich der Junior am Montag morgen. „Ich muß auf eine Tour nach Österdalen, und Intelli-Genzchen fragte mich neulich, ob sie auf einen Brief nach Narwik In- oder Auslandsporto kleben müsse. Also können Sie wohl verstehen -. Muß Sie übrigens bitten, gleich ins Krankenhaus zu sausen. Mein Erzeuger hat nämlich an die sechshundertneun Sachen angesammelt, über die er mit Ihnen sprechen muß. Übrigens gratuliere ich zur Beförderung nebst Gehaltsaufbesserung, beides wohlverdient!“
    Gerd lächelte erfreut und trabte zum Krankenhaus.
    Sie fand ihren Chef auf Krücken herumhumpelnd.
    „Es geht vorwärts, Fräulein Bürochef“, brummte er. „Warten Sie nur, bald sehen Sie mich wieder in der Tretmühle. Herzlich willkommen, und Gott segne Sie. Bekam übrigens einen Luftpostbrief von Busch, abgeschickt von Glasgow. Wollen Sie ihn lesen?“
    „Gerne, wenn ich darf.“
    „Natürlich dürfen Sie. Aber zerspringen Sie nur nicht vor Einbildung.“
    Gerd ließ ihre Augen über das dünne Papier laufen, OOS mit „SAS On board the plane“ in der oberen Ecke. „Übrigens erlauben Sie mir, Ihnen ein Kompliment über Ihre vortreffliche kleine Repräsentantin zu machen. Sie versteht ihre Sache aus dem Effeff und hat einen klaren Kopf. Außerdem muß sie ja Ihre ganzen Geschäftsverbindungen um ihren kleinen Finger wickeln können. Es war sehr nett, die junge Dame kennenzulernen. Viele Grüße an sie.“
    „Ja, wie gesagt, zerspringen Sie mir jetzt nicht vor Hochmut! Aber sehen Sie, das ist mein Prinzip: Ich brumme und schelte, wenn etwas schiefgeht, das wissen Sie – “
    Gerd nickte. O ja, sie hatte da so ein paar Sachen in Erinnerung aus ihrer ersten Zeit bei Myrseth, die - „Aber ich sage auch, wenn es etwas zu loben gibt, nicht wahr?“
    Gerd stimmte erneut zu.
    „Na also. Diesmal sind Sie tüchtig gewesen, ich weiß, daß ich Ihnen selbständige Aufgaben anvertrauen kann, und deshalb habe ich Sie zur Büroleiterin gemacht. Nun hören Sie mal zu: Vor allem müssen wir jetzt eine Bürohilfe haben, männlich oder weiblich, jemand, der stenografieren kann und sich im Englischen und Deutschen zurechtfindet. Sie werden also eine Anzeige aufgeben. Außerdem sollen Sie freies Verfügungsrecht über Intelli-Genzchen haben. Ja, da haben Sie eine harte Nuß zu knacken, aber aufrichtig gesagt, das Kind tut mir leid. Sie ist so nett, willig, höflich und ehrlich, wenn sie auch das Pulver nicht erfunden hat.“
    „Ach ja, leider!“ seufzte Gerd. „Ich diktierte ihr einen Brief kurz vor meiner Reise und gebrauchte leichtsinnigerweise den Ausdruck ,primär’. Als ich das Produkt vorgelegt bekam, stand da ,prima’!“
    „Zugegeben, es ist nicht ganz einfach für Sie, Fräulein Elstö, aber wollen Sie es nicht trotzdem noch mal versuchen?“
    „Selbstverständlich will ich das, Herr Direktor. Ich werde alles an Geduld mobilisieren, was ich besitze.“
    „Na schön, das war das. Ja, und dies hier müssen wir zusammen durchsehen. Hier – eine Anfrage von einer Maschinenfabrik in Newcastle, ob wir Kisten für den

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