Ein tüchtiges Mädchen
brauchten keine Ferien!“
Babette. – Annette, Babette, Colette, Dorette.
Gerd lag im Bett und konnte nicht einschlafen.
Also wieder eine Reise. Sie liebte Reisen. Sie liebte auch die See. Und jetzt sollte sie mit „Babette“ reisen, mit Langedals Babette!
„Lieber Gott, warum war es nicht lieber die ,Dorette’?“ flüsterte sie plötzlich in ihr Kissen.
Und dann stürzten ihr die Tränen aus den Augen.
8
Es war Montag nachmittag. Wie Myrseth ganz richtig vorausgesehen hatte, war Gerd noch beim Friseur gewesen, aber der Koffer war bereits gepackt, und in der Aktenmappe lagen einige Geschäftspapiere von Myrseth neben der Katze Dorette.
Gerd hatte Bescheid erhalten, daß die Ladearbeit gegen achtzehn Uhr beendet sein würde und das Schiff gegen neunzehn Uhr vom Kai losmachen sollte.
Sie kam mit dem Autobus eine Stunde vor Fahrtbeginn. Es dämmerte, als sie über die schmale, steile Landungsbrücke an Bord ging.
„Babette“ war das reine Spielzeugschiff, verglichen mit den anderen großen Dampfern im Hafen.
Ein junger Mann kam ihr entgegen.
„Fräulein Elstö? Guten Tag und willkommen. Ich bin hier der Erste Offizier, Andersen. Erlauben Sie.“
Er nahm ihren Handkoffer und führte sie zu dem kleinen Aufbau, der übrigens von innen gar nicht so eng wirkte. Die Wände in dem hufeisenförmigen Gang bestanden hauptsächlich aus einer Reihe heller, blankpolierter Türen. „Erster Offizier“, „Zweiter Offizier“, „Messe“, „Service“, „Toilette“, jede Tür hatte ein zierliches Schild.
In der Mitte des Hufeisens trugen zwei Türen die Aufschriften „Kapitän“ und „Reeder“.
„Bitte, Fräulein Elstö. Ich hoffe, Sie finden sich hier zurecht. Wenn Sie irgend etwas brauchen oder fragen wollen, so klingeln Sie dem Messeboy. Hier ist die Klingel. Wir essen um neunzehn Uhr. Ich muß mich leider beeilen. Hoffentlich gefällt es Ihnen an Bord. Die Wettermeldungen sind günstig.“
Dann war Gerd allein. Sie blieb stehen und sah sich um. Die Kabine war blitzsauber. Es gab hier einen ordentlichen Kleiderschrank, einen geräumigen Tisch, ein großes Porzellanwaschbecken mit Warm- und Kaltwasser. Die Schlafkoje, hoch und schmal, hatte in ihrem Unterteil Schubfächer. Auf dem Boden lag ein dicker Teppich, und auf dem Nachttisch stand eine Schale mit Obst.
Ja, hier war es gemütlich!
Gerd packte aus. Diese Kabine sollte für eine Woche ihre Heimstatt sein. In Newcastle könne sie ebenfalls an Bord wohnen, hatte der Reeder freundlich gesagt. So hatte sie keine Schererei mit dem Ein- und Auspacken und sparte außerdem noch Geld.
Behutsam packte sie die Katze Dorette aus und setzte sie neben die Obstschale auf den Nachttisch.
Und dann wurden ihr ganz plötzlich die Augen feucht.
Zu dumm! Jetzt, nachdem sie ihrer Pflichten für eine Weile ledig war, stiegen aus ihrem Unterbewußtsein wieder alle Probleme empor, und das tat schrecklich weh. Schon wieder rollten ein paar Tropfen über ihre Wangen.
„Dumme Gans!“ sagte Gerd nachdrücklich zu sich selbst, ging zum Waschbecken und badete ihre Augen, puderte sich und richtete ihr Haar. Kaum war sie fertig, da klopfte es an die Tür, und ein etwa sechzehnjähriger blondköpfiger Junge stand davor. Er erklärte, das Abendessen stehe bereit und für das Fräulein sei drinnen beim Käpten gedeckt.
„Beim Kapitän?“
„Ja, für die Passagiere decken wir immer drinnen beim Käpten.“
All right! Wenn das hier üblich war, würde sie es natürlich wie die anderen Passagiere halten. Noch ein Tupf mit der Puderquaste auf die Nase – dann klopfte sie beim „Käpten“ an und hörte eine Stimme „Herein“ sagen.
Sie sah ein Uniformjacket und eine hohe Gestalt. Als sie den Kopf hob, um auch das Gesicht zu sehen, drehte sich plötzlich alles um sie.
„Helge!“
„Gerd!“
Sie riefen es wie aus einem Mund. Standen einander gegenüber, sahen einander in die Augen, Augen, die blitzten, leuchteten vor Glück, Augen, die alles verrieten, was der Mund verschwieg.
Er hielt ihre Hände und zog sie an sich heran.
„Gerd, du bist also der Passagier?“
„Helge, du bist also der Kapitän?“
Dann lachten sie, befreit, glücklich, blieben voreinander stehen und sahen sich an, bis die Tür aufging und der Messejunge mit dem Essen hereinkam. Als der Blondkopf hinausgegangen war, saßen sie sich am Tisch gegenüber und begannen nun endlich, zu fragen und zu erklären.
„Du zuerst!“ sagte Helge.
„Nein, du zuerst! Daß du nun plötzlich
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