Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now
letzten Blick auf den knienden Jenners warfen, der aufwischte und »Autsch« schrie, als ihm der Splitter in den Zeigefinger stach, sich dann aufrichtete und ihn sich unter dem Nagel hervorzog.
Sidney versperrte den Weg in den Garten und drehte sich uns zu. »Schon wieder besoffen, Ripple, wie ich sehe.« Er verzog den Mund in Maureens Richtung. »Braucht eine gute Frau, die auf ihn aufpaßt, meinen Sie nicht auch?«
Wir gingen um ihn herum in den Garten, wo der Vikar dem Mann aus der Stadt etwas in der Entfernung zeigte und Mrs. Jenners in eine Diskussion mit den Kunsthandwerkern vertieft war. Die anderen standen ganz in der Nähe und ließen sich von Agnes etwas in einem Blumenbeet zeigen. Der Colonel kam, mit einem deutlichen Zwinkern in Maureens Richtung, auf uns zu. Er sah müde aus, wie am Ende eines langen Feldzugs, der von Anfang an unter einem schlechten Stern gestanden hatte.
»Haben Sie ihn endlich auf die Knie gezwungen«, sagte er und deutete auf Jenners. Aber dann fing er an zu husten und ging mit einem kurzen Winken ans andere Ende des Gartens, um den Schleim loszuwerden.
Wir stellten uns zu Mrs. Jenners, die sagte: »Hatten wir einen kleinen Unfall, mh? Gut, daß es kein Kaffee war. Der Teppich ist unser ganzer Stolz. Wir haben ihn zur Feier seines OBE gekauft.«
An diesem Punkt kam der Vikar zu uns, und sie sagte: »Herr Vikar, ich glaube, sie haben Miss Hurton noch nicht kennengelernt, Mr. Ripples Schwester, die das Wochenende bei ihm verbringt und früher für Fred gearbeitet ...«
Eine der Kunsthandwerkerinnen sagte nun: »Warum heißen Sie eigentlich ...? Ich heiße Stutchbury und er ebenfalls, aber er ist mit ihr verheiratet, so gut wie, und ich bin nicht seine Schwester oder Cousine oder die ihre, absolut nicht, sie war natürlich früher auch eine Stutchbury. Vielleicht ...«
Der Vikar nahm das als Stichwort und setzte zu einer schnellen Rede an. »Sie haben wirklich eine ganz bemerkenswerte Stimme,
Miss Ah ... Das ist es, was wir dringend nötig hätten ... ein wenig Schmackes für das Lob des Herrn. Die Musik ist schon da, nicht? Warum dann nicht das Beste draus machen? So klingen, als würden wir es alle ernst meinen oder zumindest ernst meinen wollen. Es ist das Zusammenkommen, nicht, daß man sich gegenseitig unterstützt, die eigene Stimme den Stimmen der Vergangenheit hinzufügt, eine Gemeinschaft der Lebenden und der Toten? Auch wenn man nicht jedes einzelne Wort glaubt. Aber Vorsicht, da lauern auch Gefahren, der Aspekt der Macht der Menge, wobei das ja hier bei uns kein großes Problem ist ... Sie singen in einem Chor in London, nicht, Miss Ah ...«
»Ja«, sagte Maureen. »Als nächstes führen wie den Elias auf.«
»Ah, wie wunderbar«, sagte der Vikar.
»Wenn ich mal laut singe«, murmelte der Mann vom Kunsthandwerkszentrum, »kriege ich von einer der beiden immer einen Stoß in die Rippen.«
»Aber du bringst ja nicht mal einen richtigen Ton heraus«, sagten die beiden Frauen fast gleichzeitig.
»Was meint ihr, was Gott lieber ist?« fuhr er fort. »Daß alle von Herzen falsch singen oder jeder seine falschen Töne für sich behält?«
Der Vikar überlegte kurz. »Na ja, ich glaube, wir müssen davon ausgehen, daß Gott die höchsten ästhetischen Maßstäbe hat, anders könnte es kaum sein, nicht? Allerdings macht er, wie soll ich das sagen, Zugeständnisse. Wo wären wir denn sonst alle? Natürlich liebt er die Menschen, die sich bemühen, wenn’s nur von Herzen kommt, wie Sie sagen ...«
Der Mann aus der Stadt stand inzwischen ebenfalls bei uns und meinte: »Betrachten wir es einmal so: Wenn Gott ein Fonds-Manager wäre, würde er sein Portfolio als Ganzes betrachten und davon ausgehen, daß einige Aktien sich besser machen als andere, nicht, Vikar? Ein Kurssturz hier, ein Abrutschen dort, das würde ihn nicht kümmern, solange er nur insgesamt Kapitalwachstum hat ...«
Nun meldete ich mich zu Wort, denn Sidney kam auf uns zu, und sein Gierblick wanderte von Maureens Hals bis zu ihren
Knien und dann langsam wieder hoch. Ich überwand mich nun, sie ebenfalls anzuschauen, und ihr Gesicht war röter denn je. Sie wandte sich ab und schaute auf die Uhr, während ich sagte: »Der alte Mann im Himmel mit den langen, weißen Haaren und einem Bart ...«
Der Vikar verstand, der Gute, denn er nickte mir schnell zu und wandte sich dann dem Mann aus der Stadt zu mit einer Miene, die Abscheu hätte ausdrücken können, wenn er nicht so geübt in Nächstenliebe
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