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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Vikar kam zum Ende. »Wir können nicht anders, als im Hier und Jetzt mit allen seinen alltäglichen Prüfungen und Freuden zu leben, aber im Auge der Ewigkeit gibt es vielleicht nichts Neues mehr unter der Sonne ...« Der Colonel räusperte sich laut, was das Ende noch etwas beschleunigte. »... Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, amen.«
    Dann war es Zeit für die Kommunion. Maureen schaute mich an, und ich schüttelte den Kopf. Sie schob sich an mir vorbei und
war dann nach den Ladenbesitzern die dritte in der Schlange. Sie kniete sehr aufrecht da, und aus dem Wort wurde Fleisch, und wie. Als sie zurückkehrte, lächelte sie mir zu, als wüßte ich nicht, was ich verpaßt hatte. Ich erwiderte das Lächeln, und sie leckte sich die Lippen, ein letzter Nachgeschmack dessen, was sie eben gegessen und getrunken hatte zum Gedenken, daß Christus für sie gestorben war, oder, ob Sie es glauben oder nicht, tatsächlich sein Fleisch und sein Blut. Das letzte Lied sang ich mit Inbrunst mit: »Ach klügste Liebe, dieses Fleisch und Blut, das, ach, bei Adam so versagte/Sollt ringen frischen Mutes mit dem Feind/Sollt mühen sich und sollte siegen.« Sollte, aber tat es nicht. Zumindest vor meinem geistigen Auge ragten ihre straffen, grauen Flanken vor dem Altar unter den hohen Kirchenfenstern auf, und alle meine Vorsätze sanken ächzend in sich zusammen.
     
    Am Ende kniete sie sich noch einmal hin, um zu beten, so daß wir die letzten waren, die die Kirche verließen. Sie hakte sich kurz bei mir ein, wie um unsere Hochzeit zu proben, überlegte es sich dann aber anders. Hinter uns beendete der Vikar an der Orgel eben noch etwas Schwungvolles, das beinahe (aber nur beinahe) klang wie aus The Sound of Music. Draußen verstreuten sich die Leute bereits, und Autos fuhren vom Parkplatz, wobei sie dreimal andere Fahrzeuge zum Hupen veranlaßten, deren Wochenendfahrer diese hübschen, ruhigen, kurvigen Landstraßen so liebten, daß sie sie gar nicht schnell genug hinter sich lassen konnten. Mrs. Jenners kehrte noch einmal zurück, um sich zu versichern, daß wir wirklich auf einen Drink kämen.
    »Muß mich jetzt sputen, um noch die Häppchen vorzubereiten«, säuselte sie. »Edward ist nicht ganz auf der Höhe ...« Und damit lief sie schon wieder los, direkt in Sidneys ausgestreckte Arme.
    Sidney machte sich dann mit dem Colonel und Agnes auf den Weg, der Colonel voraus, nachdem er sich noch einmal auf die Brust geklopft, uns zugewunken und ein imaginäres Glas erhoben hatte. Sidneys Hand schwebte irgendwo im Bereich über Agnes’ Kreuz oder darunter, und auch sie bedeutete uns mit hoch erhobener Hand, ihnen zu folgen.

    Eine Weile schlenderten Maureen und ich zwischen den Grabsteinen umher. Sie hatte mir den Rücken zugedreht.
    »Ich vermute, du findest das alles ziemlich rustikal, mh?« Keine Antwort. »Du warst ja heute blendend bei Stimme. Habe mir auf dem Weg nach draußen die Fenster angesehen. Soweit ich das feststellen konnte, keine neuen Risse.« Sie entfernte sich noch ein Stückchen von mir. »Dieses Christentum hat ja schon was für sich. Fang langsam an zu kapieren, worum’s geht, aber diese, wie heißt’s gleich wieder, Eucharistie, das ist am Anfang schon ein harter Brocken, und was diesen Heiligen Geist angeht, den verstehe ich hinten und vorne nicht. Aber ich will dazulernen. Ich will ja nicht sagen ...«
    Wieder zu spät. »Es wäre mir lieber, du würdest keine Witze reißen über etwas, das du nicht verstehst, Tom«, sagte sie.
    Ich folgte ihr zum Tor und dachte mir dabei, was für eine Menge Humor das nun wieder verlangte.
     
    Auf den Weg zu den Jenners gingen wir halb im Sonnenlicht und halb im Schatten, und die Bäume, die über uns raschelten und sich bewegten, gestatteten uns einige kurze Einblicke ins bereits erwähnte Jenseits. Ich wünschte mir, wie hätten uns eben erst kennengelernt und könnten noch einmal von vorn anfangen, daß sie einfach sagen würde, was für ein wundervoller Tag und was für ein Glück es doch sei, daß bei einigen von uns der Herr sich damit zufriedengebe, uns vor uns selber zu retten. Hin und wieder stapfte sie von der Straße auf den feuchten Grasrand, um Autos vorbeizulassen, und ich kam einfach nicht näher an sie ran.
    »Ich mag es nicht, wenn diese Priester heutzutage so kumpelhaft und ungezwungen sind«, sagte sie. »Wenn sie sich an die Leute ranschleimen und so tun, als wäre das alles nur ein Riesenspaß. Es ist so würdelos, meinst du

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