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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Niederschrift nicht hätten korrigieren können. Und es auch taten. Und auch jetzt, spätabends, mit noch einem Drink neben mir, im Ohr unseren alten Kumpel Albonino, auf alten Instrumenten gespielt, denke ich nur harsch über uns beide, wie wir in unseren schlimmsten Augenblicken waren, um mir selbst eine unkontrollierbare Reue zu ersparen.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, goß es in Strömen. Als ich in meinen Garten hinunterschaute, konnte ich mein Auto gerade noch erkennen, gerade gut genug, um zu sehen, daß ich die Seitenscheiben nicht hochgekurbelt hatte, die ich am Abend zwischen zwei Schauern geöffnet hatte, um den Geruch ihres billigen, exquisiten Parfums zu vertreiben.
     
    In den nächsten Tagen regnete es beinahe ununterbrochen, und als die Sonne sich schließlich für eine Stunde zeigte, schickte ich ihr einen Brief, der vorwiegend aus den neutralsten Stellen mehrerer langer Briefe bestand, die ich an sie geschrieben hatte. Und ich wollte aufrichtig sein und gleichzeitig schöne Dinge sagen, aber meiner Erfahrung nach ist beides nur schwer miteinander zu vereinbaren. Hier das Resultat.

    Meine liebe Maureen,
     
    das Haus wirkt leer ohne Dich, und ich meine jetzt nicht nur das eine große Möbelstück oben. Ich kann mir vorstellen, daß Du so ziemlich dasselbe Wetter hast wie ich hier, also lassen wir dieses Thema. Mir ist bewußt, daß es Dir bei mir nicht so gefallen hat, wie ich es gern gehabt hätte, obwohl die Sonne schien. Noch immer habe ich Deine Stimme in der Kirche und auch in anderen Situationen im Ohr. Wir hatten doch auch schöne Augenblicke, nicht, aber es gab so viele Dinge, die unausgesprochen geblieben sind. Vielleicht hast Du mich ja in meiner eigenen Umgebung ein wenig so kennengelernt, wie ich wirklich bin. Ich danke Dir sehr, daß Du mich besucht hast.
     
    In Liebe,
Tom
    Ich rief sie an, kurz bevor ich den Brief zum Briefkasten brachte.
    »Wollte nur mal hören, ob du gut heimgekommen bist.«
    »Muß jetzt gleich los zur Chorprobe. Ich rufe dich Anfang nächster Woche an.«
    »Pack dich bei diesem Wetter nur ja gut ein.«
    »Ist schon okay, ich werde abgeholt.«
    »Ich wette, von einem deiner vielen Verehrer.«
    »Da ist er schon. Danke für den Anruf, Tom. Tschüs.«
    »Du darfst ihn nicht warten lassen, außer er ist ein Wärter ...«
    Aber sie hatte bereits aufgelegt. Hier nun ihr Antwortbrief.
    Lieber Tom,
     
    vielen Dank für Deinen Brief. Bitte glaube nicht, daß ich irgend etwas bedaure, aber es war einfach nicht meine Szene, wie’s so schön heißt. Ich habe hier ein sehr ausgefülltes Leben, und unser nächstes Konzert ist der Elias (von Felix Mendelssohn Bartholdy). Um ehrlich zu sein, ich frage mich manchmal, ob wir genug gemeinsam haben, um eine dauerhafte Beziehung in Betracht
zu ziehen, wobei ich damit nicht sagen will, daß es mir keinen Spaß gemacht hat, wenn Du weißt, was ich meine. Ich bin Dir nicht böse. Wenn Du das nächste Mal in London bist, ruf mich an. Vielleicht können wir ja in ein Konzert gehen oder so. Der Elias ist am 4. Oktober, diesmal um sieben.
     
    Herzlich,
Deine Maureen
    Das war eigentlich ein sehr trauriger Brief, aber es regnete in Strömen, als ich ihn bekam, und außerdem hatte ich Rückenschmerzen. Später kam die Sonne heraus, und ich fühlte mich sehr erleichtert. Ich sang in meinem Garten sogar ein Kirchenlied, als Agnes vorbeikam.
    »Na, inzwischen ist er aber sehr schön geworden«, sagte sie.
    »Von Ihnen ist das ein richtiges Kompliment«, sagte ich und drückte mir die Hand ins Kreuz, das inzwischen gar nicht mehr schmerzte. »Wollen Sie reinkommen auf einen Kaffee oder was ich sonst noch anzubieten habe? Na ja, vielleicht nicht alles.«
    Sie lachte. »Das ist sehr nett von Ihnen. Aber nein, danke. Ein anderes Mal vielleicht.«
    »Wer sagt, daß es ein anderes Mal gibt? Ich denke daran, es aufzugeben, das Kaffeetrinken, meine ich natürlich.«
    Sie lachte noch einmal. »Also wirklich, heute sind wir ja bester Laune, was?«
    Wir hoben die Hände, und ich schaute ihr nach. Sie drehte sich noch einmal um, machte ein paar Tanzschritte und tat so, als würde sie vor Entzücken gleich in Ohnmacht fallen. Das war nicht schlecht, außer daß es meine Rückenschmerzen zurückbrachte.

KAPITEL NEUN
    I ch muß jetzt über meinen Sohn schreiben, der mich eines Abends anrief, als ich eben in die Badewanne steigen wollte. Normalerweise rief er einmal im Monat an, wenn es etwas Neues zu berichten gab: ein Wohnungswechsel, eine

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