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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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anderem der Tod von General de Gaulle und Präsident Nasser, der Boykott der Kricket-Tour in Südafrika und der ausgebliebene Weltuntergang nach der Wahl einer konservativen Regierung unter Edward Heath.
     
    Das muß für den Augenblick genügen. Ich dachte, es würde einfacher werden. Eine Schreibmaschine könnte hilfreich sein. Aber im Büro könnte ich sie kaum benutzen, und zu Hause ...? Wenn Sie das fragen, haben Sie bis jetzt offensichtlich nicht genug aufgepaßt. Ich hatte diese vage Idee, daß man, wenn man versucht, seine Gedanken dergestalt sichtbar zu machen, vielleicht anfängt, weniger über sich nachzudenken oder an sich zu denken oder von sich zu halten. Doch ich merke bereits jetzt, daß dieser Versuch, das alles niederzuschreiben, auch das genaue Gegenteil bewirken kann (in allen drei Richtungen). Vielleicht gibt es einen Mittelweg. Oder geht es nur um die Klarheit als Selbstzweck? Aber mit welchem Ziel? Vielleicht, um sich selbst völlig zu verausgaben (das ganze Erinnerungsjonglieren), um die reine Weisheit zu erlangen. Doch wo nicht viel zu verausgaben ist, da kann am Ende auch nicht viel Weisheit herauskommen. Das ist der Punkt, wo es noch schwerer werden kann, wenn man seiner selbst überdrüssig wird, aber keinen Ersatz für sich hat, außer daß man eben Meinungen hat (»Ich denke, was ich denke; du mußt mich nehmen, wie
ich bin«) oder mehr über andere nachdenkt und weniger herzlos wird. Oder ist es besser, nichts zu sagen, wenn man nicht alles sagen kann? Ich glaube nicht. Wenigstens im Augenblick noch nicht. Aber das bringt mich offensichtlich auch nicht weiter. Ich fürchte, das wird es nie. Ein Thema, das von nun an gemieden werden sollte. Zu anstrengend. Schlecht fürs Herz. Alles andere als weise.

KAPITEL DREI
    D ie Zeit vergeht. Mein Sohn fragt mich nicht mehr nach meiner Arbeit. Schon seit sehr langer Zeit fragt er mich nicht mehr, wie stark ich bin. Meine Frau war in der Hinsicht ziemlich gut, sie meinte, sie wolle mit keinem Macho verheiratet sein, wobei sie nicht präzisierte, mit was für einem Mann sie denn verheiratet sein wolle. Obwohl so ziemlich alles dagegensprach, wollte mein Sohn unbedingt, daß ich der stärkste Mann wenn schon nicht im Universum, dann wenigstens in der Nachbarschaft sei, die so weit reichte, wie er keinen Jungen kannte, dessen Vater stärker war. Ein weiterer Schlag für ihn war, daß ich sagte, ich hätte nie viel fürs Rugby-Spielen übrig gehabt, weil man da dauernd durch die Gegend fallen und sich von anderen anrempeln lassen müsse.
     
    Es gibt nichts auch nur annährend Interessantes oder Wichtiges, was ich meinem Sohn über meine Arbeit erzählen könnte, ohne zu lügen. Ich hatte seit seiner Geburt nur eine einzige Beförderung, und damals war er zu jung, um sie genießen zu können, nämlich gerade einmal fünf Wochen alt. Meine Chancen auf eine weitere Beförderung sind gering. Ich hoffe, er lernt, sich daran nicht zu stören und sein Bedürfnis, stolz auf mich zu sein, gänzlich auf meine Frau zu übertragen. Sie ist die Ehrgeizige in unserer Familie. Manchmal frage ich mich, wie sie damit zurechtkommt, daß sie Karriere macht dank jener, die eben keine machen. Je mehr sie sich mit Versagern herumschlagen muß, desto größeren Erfolg hat sie, vom Geld ganz zu schweigen. Das muß man erst einmal aushalten. Ich bin froh, nicht nützlich zu sein, denn was bringt das, wenn das Gewissen einem verbietet, es zu
genießen? Wenn man ein Mensch ist, der viel Wert darauf legt, nützlich zu sein, ist es wahrscheinlich, daß man die eigene Nutzlosigkeit viel stärker empfindet als Leute, die keinem auch nur irgendwie von Nutzen sind. Ich bin meiner Frau von Nutzen (trage meinen Teil bei) insofern, als ich nicht mit Drogen handle, mit Immobilien spekuliere und kein Faschist oder einer von denen bin. Ich bin auch kein männlicher Chauvinist, obwohl ich allerdings (sofern allein) schon verächtlich aufschnaube, wenn ich im Fernsehen eine dieser dominanten, männlich klingenden Frauen sehe, die der männlichen Dominanz einen Riegel vorschieben wollen. Was ich ebenfalls will, wie wir gleich sehen werden. Meine Frau ist der Meinung, daß die Emanzipation der Frauen per se die Aufmerksamkeit von oben erwähnten, wichtigeren Dingen ablenkt. In der Hinsicht stimme ich ihr zu: wenn zum Beispiel die Aufmerksamkeit von den Frauen per se abgelenkt wird. Hoppla, da spricht nun doch der Macho.
     
    Ich leite den Informationsdienst einer großen Handelsgesellschaft

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