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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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die Firma für solche Zwecke einen Wohltätigkeitsfonds unterhalte, zu dem er an Weihnachten »nicht unerheblich« beigetragen habe. Ich war der einzige Zeuge dieses Vorfalls und ließ nichts davon verlauten. Ich kann es nicht ertragen, wenn zuviel Haß die Luft verpestet.
    Mrs. Hodge hustete rauh und mit offenem Mund, da ihre beiden Hände mit dem Tablett beschäftigt waren. Plaskett zuckte zusammen, zweimal, damit sie es auch wirklich sah, und gab ihr dann mit einer Handbewegung zu verstehen, daß sie mir die Tasse geben sollte.
    »Tut mir leid, daß ich Sie gestört habe, Mr. Plaskett«, sagte sie und räusperte sich ausführlich vor der Nennung seines Namens.
    Plaskett nickte und starrte sie dann so an, daß sie das Zimmer schleunigst wieder verließ. Als sie die Tür hinter sich geschlossen
hatte, sagte er: »Erinnere ich mich korrekt, daß ich Sie gebeten habe, die Einsetzbarkeit von Getränkeautomaten zu prüfen?«
    Er hatte es, und ich hatte nichts in der Richtung unternommen, das heißt, ich hatte mich, mit meiner gewohnten Gewissenhaftigkeit, bei den Schreibkräften umgehört, und alle, die sich nicht lieber ihren eigenen Kaffee kochten, so wie sie ihn mochten und weniger teuer, würden Mrs. Hodge vermissen.
    »Ich stelle gerade Recherchen an.«
    »Ich möchte, daß da ziemlich schnell was passiert. Eine Woche, sagen wir, sieben Tage? Wo waren wir?«
    »Bei meiner Zukunft.«
    »Ach ja. Nun, ich glaube, darüber gibt’s nichts mehr zu sagen. Machen Sie nur weiter so.«
    Damit war die Unterredung beendet. Ich rührte den Kaffee natürlich nicht an, außer daß ich beim Aufstehen die Tasse auf ziemlich entschlossene Art etwa fünfzehn Zentimeter in seine Richtung über den Schreibtisch schob. Und schon wieder haben Sie recht: Ich tue so etwas nicht. Ich nahm die Tasse mit, und dabei klirrte sie ein paarmal auf der Untertasse.
     
    Auf dem Rückweg zu meinem Schreibtisch ging ich an Mrs. Hodge vorbei und zwinkerte ihr zu. Es ist eine Schwäche von mir, daß ich gemocht werden mag. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich Plaskett bewundere, weil es ihm völlig gleichgültig ist, ob er gemocht wird oder nicht.Wie das wohl ist, wenn man es genießt, gefürchtet zu werden? Kurz gesagt, vieles an Plaskett ist mir ein Rätsel. Bevor ich mich wieder an die Arbeit machte, schrieb ich zwanzigmal »Plaskett ist ein riesiges, vulkanisches Arschloch« in Fraktur auf meinen Schreibblock, zerknüllte das Blatt und warf es in den Papierkorb. Später spülte ich es im Klo hinunter, so eine Angst hatte ich vor ihm. Und auch danach stellte ich mir vor, wie er den triefenden Knäuel in die Höhe hielt und fragte: »Sind Sie dafür verantwortlich, Ripple?«
     
    Ich erzähle meiner Frau sehr wenig über Plaskett, denn sie würde sofort fragen, ob ich ihm Paroli biete — wenn schon nicht ihr,
würde ihr allerdings nicht einfallen hinzuzufügen. Ich will nicht, daß meine Kinder wissen, daß ich Befehle von jemand entgegennehmen muß, der nicht auf den Zylindern normaler Menschlichkeit läuft — eine Formulierung meiner Frau, die mir recht gut gefällt. (Ich verwende sie manchmal, wenn ich mit meinem Auto rede, was man so tut, um es daran zu erinnern, daß sein Besitzer eben nur ein Mensch ist.) Mir ist es lieber, daß meine Kinder annehmen, ich sei mein eigener Herr, der von niemand Befehle entgegennehmen muß. Meine Frau würde sagen, Plaskett sei ein Produkt seiner sozialen Umwelt und könne nichts dagegen tun, daß er so ist, wie er ist. (Sie würde sagen, ich könne durchaus etwas dagegen tun, daß ich so bin, wie ich bin; sie sagt es allerdings nicht.) Ich hätte es gern, daß Plaskett meine Frau kennenlernt, bei der alljährlichen Büroparty zum Beispiel (die zu besuchen meiner Frau allerdings nicht im Traum einfallen würde, wie ich zu meiner Freude sagen darf), denn dann würde er mehr — oder weniger — von mir halten, weil ich eine dominante Frau geheiratet habe. Ich dominiere ihn auf meinem Schreibblock; Worte haben durchaus eine gewisse Macht. Schließlich ist er nicht unsterblich, sage ich mir, er ist so unbedeutend wie ich, sobald es um die wirklich großen Dinge geht wie etwa die Ausdehnung des Universums oder die Geschichte der Zivilisation. Aber so recht überzeugt mich das nicht. Manchmal wache ich in den frühen Morgenstunden auf und wünsche ihm Böses, etwa daß ihm Mrs. Hodge eins über den Schädel gibt oder daß er gefeuert wird wegen einer Reihe ungenauer Zahlen, die ich ihm geliefert habe, oder daß

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