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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Bis ich sagte, daß es durchaus Mrs. Thatchers Zustimmung finden würde: Selbstverantwortung, Selbsthilfe, Ertragsorientierung und daß sie auf ihren Fahrrädern von überall her kommen. Sie dachte, ich wollte sie auf den Arm nehmen. Was ich gar nicht wollte, zumindest nicht sehr. Ein paar Tage später rief sie zurück, wohl nachdem sie sich mit Brad besprochen hatte, und sagte, daß Mrs. Thatcher Kleidung stehle und etwas über konzeptionelle Hybridisierung(?) und den Prince of Wales. Sie hatte immer ein Problem mit der Monarchie, wollte deutlich Stellung gegen sie beziehen, als Gegenpol zur leichten Sympathie oder der Gleichgültigkeit der meisten anderen in unserem Land.
    »Die Princess of Wales ist aber etwas ganz anderes«, sagte ich.
    »Aber so eine Ablenkung von der Wirklichkeit«, erwiderte sie.
    »Eben«, sagte ich.
    Sie seufzte. Irgendwie hatten wir es geschafft, nicht über unsere Kinder zu reden.
     
    Meine Tochter. Bei ihr scheint alles in Ordnung zu sein. Sie hat mir von ihrem neuen Job erzählt und mir etwas darüber zum Lesen geschickt. Einige der tauben Kinder, die sie unterrichtet, sind auch blind. In gewisser Weise bräuchten wir alle jemanden wie sie. Es wäre wunderbar, so klar durchzudringen zu den Leuten, wie Mozart es kann. Er scheint beinahe etwas zu sagen, aber wenn wir wüßten, was es ist, dann wäre nichts mehr zu sagen.
     
    Sidney ist weggezogen. Jenners sehe ich kaum noch. Seine Frau harrt weiter im Kunsthandwerkszentrum aus, muß aber erst noch etwas Verkäufliches produzieren. Sie sagt mir, daß ihr Mann immer noch an seiner kleinen Monographie arbeitet. Wie ich erfahren habe, ist sie stets die letzte, die abends das Zentrum verläßt.

     
    Als ich ihm das letzte Mal über den Weg lief, äußerte er Ansichten zu gewissen Dingen, denen ich nicht widersprechen konnte. Ich war sehr freundlich zu ihm und sagte ihm mit einem Schulterklopfen, er solle nur so weitermachen. Darauf schien er keine Antwort zu haben.
     
    Über meinen Sohn gibt es nichts mehr zu sagen. Ziemlich beschäftigt, so klingt er zumindest, wenn ich ihn anrufe. Vom Heiraten wird nicht gesprochen. Mit Sicherheit überrascht er mich eines Tages damit. Man merkt, daß es ihm gutgeht. Er redet mit mir ein wenig von oben herab, nur ein ganz klein wenig. Das macht mir absolut nichts aus. Ich wette, er traut sich noch immer nicht, mit seiner Mutter von oben herab zu reden.
     
    Ich muß irgendwo ein Ende finden. Da jetzt wieder der Frühling in der Luft liegt, bin ich ein wenig spazierengegangen. Der Mann, der das Haus des Colonels gekauft hat, arbeitet in der High-Tech-Branche. Sie haben drei kleine Kinder, die mich für einen sehr alten Mann halten. Wenn ich an ihrem Haus vorbeigehe, versuche ich, nicht wie einer auszusehen, ich schwinge flott meinen Spazierstock und stütze mich nicht darauf. Ich habe mir ein raffiniertes deutsches Gerät gekauft, mit dem ich mir die Hornhaut von den Füßen schälen kann. Die Kinder betrachten das ganze Dorf als ihr Eigentum. Bald werden sie größer sein und nicht mehr vorbeikommen, um Kekse und ähnliches abzustauben, und nicht sehr viel später wird keiner mehr da sein, bei dem sie vorbeikommen und abstauben könnten.
    Eines Nachmittags kam ich nach Hause und fand sie doch tatsächlich auf dem Boden vor meinem Fernseher sitzen. Es lief ein alter Cowboyfilm — absoluter Schwachsinn und ein großer Genuß für mich, als ich mich eine Weile zu ihnen setzte. Als ich sie fragte, worum es denn gehe, machten sie nur »Pscht!«. Sie hatten nicht einmal hochgeschaut, als ich ins Zimmer kam.
    Und sie sagten auch keinen Ton, als ich in die Küche ging, um ihnen Coca-Cola und Jaffa-Kekse zu holen. »Na, ihr könnt mich mal«, dachte ich. Aber sie bedankten sich später, als der Film zu
Ende war. Normalerweise denken sie ans Dankesagen, nicht immer, aber normalerweise. Es sind nette Kinder, obwohl sie viel zuviel fernsehen, fast soviel wie ich, wie es mir scheint.
    Einmal brachte mir das Mädchen einen kleinen, unordentlichen Blumenstrauß oder eher einen wilden Haufen Grünzeug mit ein paar Farbtupfern darin, der aus meinem Garten stammte, wie ich vermute. Es ist der Gedanke, der zählt — obwohl es, wenn es zur Regel wird, keine große Summe ergibt. (Ich glaube, ich habe diesen Witz schon einmal gemacht, höchste Zeit, daß ich jetzt zum Ende komme.) Das alles ist Training für meine Rolle als Großvater. Virginia ist sicher, daß sie bald ein Baby haben wird, und eines Tages auch Adrian, wer

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