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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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anderen, als hätte er etwas getan, für das er sich schämte. Aber das hatte nichts damit zu tun, daß er mein Vater war ...« Sie legte mir die Hand auf den Arm. »Wir sollten gar nicht erst versuchen, diese Dinge zu erklären. Wo bei
mir doch auch noch ein Baby unterwegs ist. Es tut mir leid, daß er seinen Enkel nie sehen wird, so wie vieles andere auch.«
    »Das freut mich. Meinen Glückwunsch.«
    Es freute mich natürlich nicht, nicht so sehr, wie es mich hätte freuen sollen. (Das habe ich später hinzugefügt. Das Baby dürfte inzwischen geboren sein und saugt an ihrer Brust. Verglichen mit dem jetzigen Augenblick, Mitternacht, ein anderer Herbst, die Blätter noch nicht zusammengerecht, ein neue Flasche aufgemacht, den Zigarrenstummel neu angezündet, war das, was ich damals empfand, nur ein winziger Makel an der Unschuld. Ach, Maureen, verzeih mir, warum habe ich je so getan, als ...?)
    Sie legte sich die Hand auf den Bauch. »Man sieht noch nichts, na ja, kaum was.«
    Ich schaute wieder ins Hohe und Weite, wo nichts anzuschauen war als das immer gleiche, schmuddelige Vorbeiziehen der Wolken. Mir war, als wäre sie ein Stück auf mich zugekommen und als würde sie zittern.
    »Wollen Sie nicht auf eine Tasse reinkommen?« fragte ich.
    »Ich muß wirklich los. Mum ist total am Durchdrehen, sie muß doch das Haus zum Verkauf ausschreiben, überlegen, was sie verkaufen und was sie behalten will. Der ganze rechtliche Kram ...«
    Sie wich ein paar Schritte zurück und schaute über den Zaun in meinen schäbigen Garten.
    »Mum sagt, Sie müssen vorbeikommen und sich nehmen, was immer Sie wollen.«
    »Was, nach all dem Schrecklichen, was ich mit den Sachen angestellt habe, die sie mir bereits gegeben hat?«
    Plötzlich nahm sie ihr Kopftuch ab, schüttelte die Haare aus und reckte mir ihr Gesicht entgegen, und die goldenen Strähnen, die es umrahmten, zogen all das stumpfe Licht, das in der Luft war, auf sich, um prächtig aufzulodern, als wollte sie sagen: Schau, wie wunderschön ich sein kann, wie ich bezaubern kann, wenn ich will, und genau so wirst du mich in Erinnerung behalten. Sie wich noch ein paar Schritte zurück und hob die Hand, die Finger gespreizt, wie um den Ansturm einer wütenden Horde wilder Tiere abzuwehren.

    »Viel Glück«, sagte ich.
    »Das wünsche ich Ihnen auch«, erwiderte sie, drehte sich um und ging davon.
    Ich sah ihr nach, und nach etwa einem Dutzend Schritten drehte sie sich um, um sich zu versichern, daß ich genau das tat, und nun hob ich die Hand und schenkte ihr ein letztes, tapferes Lächeln.
    Ich ging nach drinnen und machte mir eine schöne Tasse Tee und dachte dabei daran, was meine Mutter immer sagte, wenn mein Vater sie um so eine bat. »Du wirst ja wohl nicht erwarten, daß ich dir eine häßliche mache, oder?« Na ja, aber genau das trank ich nun, eine wirklich sehr häßliche Tasse Tee. Was mir half, wieder zur Besinnung zu kommen, und dann lag ich mit einem Ruth-Rendell-Roman auf dem Bett und döste, bis es Abend wurde.
     
    Einige Tage später wurde vor ihrem Haus ein Zu VERKAUFEN-Schild aufgestellt, und in den folgenden Wochen sah ich eine ganze Reihe von Autos davorstehen, und ein- oder zweimal auch Sidneys. Er war es, der mir sagte, daß sie weg waren, nachdem er mir gesagt hatte, wie hoch der geforderte Preis war. Es war bitterkalt an diesem Tag, und er trug keine Handschuhe, aber das war nicht der Grund, warum er sich so heftig die Hände rieb. Komisch, dachte ich, Agnes hat nicht mal angerufen, um sich zu verabschieden, aber schließlich war sie ja auch mehr in meinen Gedanken als ich in ihren. Dann sagte Sidney: »Sie hat mir gesagt, Sie können sich aus dem Garten nehmen, was Sie wollen. Aber übertreiben Sie es nicht, er ist schließlich ein Verkaufsargument. Ich lasse ihn extra noch von einem Gärtner aufmöbeln.«
    »Hat sie eine Adresse hinterlassen?«
    »Ach, so ist das? Da sollten Sie besser ihren Anwalt fragen.«
    Ich schrieb ihr eine kurze Nachricht: »Es tut mir leid, daß ich nie auf angemessene Art mein Beileid ausgedrückt habe, aber ich habe der Kirche etwas gestiftet, als armseliges Zeichen meiner Hochachtung. Ich vermisse Euch beide. Ohne Euch ist das Dorf nicht mehr dasselbe. Ich habe mir nur einen Strauch aus dem Garten genommen, solange noch Gelegenheit dazu war. Wahrscheinlich wird er eingehen wie alle anderen. Es war schon nach Einbruch
der Dunkelheit, als Sidney gerade die Wachen wechselte. Ich hoffe, Sie finden Glück in Ihrem neuen

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