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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Gleichheit sich im Gegensatz zur Freiheit einen so schlechten Ruf erworben hat, eine Bevorzugung, wie jemand mal gesagt hat, der Verflachung gegenüber der Verfettung, aber wenn
man das so formuliert, ist dieser schlechte Ruf kein Wunder. Was Jane das meiste Kopfzerbrechen bereitet, sind der private Gesundheitssektor und der private Ausbildungssektor, wo die Freiheit in Konflikt steht mit der öffentlichen Solidarität und etwas hervorbringt, was sie »Ursachen der Entfremdung« nennt; und »Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten« hat dann mehr als eine Bedeutung. Wie auch immer, eine Ära ist zu Ende gegangen, sagen die Leute, und der Unterschied zwischen richtig und falsch in der Politik verwischt sich vielleicht wieder, auch wenn es in der Hinsicht nicht gerade hilfreich war, daß Mrs. Thatcher sich um so stärker auf die falsche Seite der Diskussion schlug, je mehr sie glaubte, richtig zu liegen oder vielleicht sogar lag.
    Doch jetzt zu meiner neuen Unterkunft. Ich habe das gesamte Obergeschoß dieses Hauses für mich: zwei geräumige Zimmer, eine Küche, die groß genug ist für einen sehr kleinen Tisch und zwei Stühle, ein Bad und eine separate Toilette (ein immer wichtiger werdender Vorteil). Sie ist frisch ausgebaut und ohne Charakter, und bis jetzt habe ich es noch nicht geschafft, ihr selbst einen aufzudrücken; nur meine vorwiegend grauen und braunen Sachen aus Suffolk, die gerahmten Fotografien aus dem Leben anderer Leute, die ich in Antiquitätenläden zusammengerafft habe, und nichts, was man als Kunstwerk bezeichnen könnte, bis auf die Schale der Ranasinghes natürlich, die Kopie einer Bronzebüste aus Nigeria oder so und zwei rahmenlose Reproduktionen: zwei Liebende von Picasso und die andere mit dem Titel Das erwachte Gewissen von William Holman Hunt, die allerdings, wie ich vermute, besser unter dem Namen Die Hausgans bekannt ist. Ich lese jetzt mehr als früher, deshalb stehen mehr Bücher herum. Im Gegensatz zur Schale hat mein Pseudoperser seinen Glanz verloren und trägt außerdem zu viele Spuren von Jaffa-Keksen etc. Ich habe die Wahl zwischen einem Ausblick auf die Rückseiten der Häuser gegenüber und ihre Gärten oder auf die Häuserfronten an der Straße. Manchmal überrascht es mich, daß in beiden Richtungen so wenig zu sehen ist, so daß ich mir fast vorkomme wie in Suffolk. Keine Webbs oder Hambles. Mit dem Kennenlernen der Nachbarschaft habe ich es nicht eilig, nicht schon wieder.

    Die anderen Bewohner des Hauses sind wie folgt: Auf der Etage unter mir wohnen zwei ernsthaft unterernährte Mädchen, die, wie das Klingelbrett mir sagte, Michelle und Annelise heißen. Sie sind Ballerinen, und ich sehe ihnen zu, wie sie die Straße entlanggehen, als wären sie bereits bei der Probe, die Köpfe hochgereckt, die Zehen nach außen und nicht ganz den Boden berührend. Ich habe Angst um sie, wenn der Wind kräftig bläst. Persönlich kennengelernt habe ich sie noch nicht. Wenn sie nach Hause kommen, höre ich, wie der Schlüssel zweimal umgedreht und dann auch noch ein Riegel vorgeschoben wird. Ich hoffe, sie haben das schon getan, bevor ich einzog, und nicht erst, als sie mich am zweiten Abend auf dem Treppenabsatz über ihnen sahen, beladen mit drei Tüten, die genug Vorräte enthielten, um meinen Zwei-Meter-Kühlschrank zu füllen, bis die Gefahr eines Erdbebens vorüber war oder es wieder Frühling wurde. Sie reagierten nicht auf mein »Hallo«, wobei mein Anblick, wie ich zwischen einem Baguette und zwei Römersalatköpfen hervorspähte, wohl nicht gerade vertrauenerweckend wirkte. Auf jeden Fall nicht so sehr, daß sie herbeigeeilt wären, als, während sie nach ihrem Wohnungsschlüssel suchten und ich nach meinem tastete, aus meiner mittleren Tüte, die ich mir an die Taille gedrückt hatte, ein paar Äpfel und Mandarinen kullerten, die ich, nach vorne klappend, als hätte ich einen Tritt zwischen die Beine bekommen, aufhalten konnte, indem ich die untere Tüte (die mit den Eiern) fallen ließ. »Scheiße!« sagte ich, aber in diesem Augenblick wurde die Tür schon entschlossen zugeworfen, und es konnte gut sein, daß sie das gar nicht mehr gehört oder auch von meinem ursprünglichen Mißgeschick samt Rettungsversuch nicht viel mitbekommen hatten. Das Kichern habe ich mir nur eingebildet, sagte ich mir, während ich anfing, meine Waren wieder einzupacken. Die meisten Abende sind sie im Theater. Ich war noch nie im Ballett, aber ich habe ein paar Ausschnitte im Fernsehen

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