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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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eine gewisse Zuneigung gelegen haben.
     
    Letztes Weihnachten tauschte ich Karten mit den Ranasinghes aus, und wir werden es auch weiter tun. Auf ihrer stand: »Wir
vermissen Ihre liebenswürdige Mutter, auch die Kinder. Sie war nie böse auf sie und immer sehr freundlich, obwohl sie immer so laut und so aufdringlich waren .« Das ist ein Aspekt ihres Lebens, den ich mir nicht vorstellen kann. Sie starb plötzlich und war, wie ich bei der Beerdigung erfuhr, schon lange krank gewesen. Ein schwaches Herz. Sie hatte es aufgegeben, in die Kirche zu gehen, was ihr ja nie so richtig entsprochen hatte. Genau so muß mir das alles in Erinnerung bleiben. Sie hinterließ kein Testament. Sooft ich an sie denke, merke ich, daß ich mit ihr rede und versuche, mich zu rechtfertigen. Mit meinem Vater rede ich nie, als hätten wir uns von Anfang an auch ohne Reden vollkommen verstanden.
     
    Als ich noch einmal hinfuhr, um alles für den Verkauf zu regeln, schloß ich für jedes der Ranasinghe-Kinder kleine Bausparverträge ab, denn nach dem Verkauf meines Hauses in Suffolk war ich jetzt so gutgestellt, daß es mir für den Rest des Lebens genügte. Sie hatten sich alle im Laden für eine kleine Feier versammelt: vier Frauen diesmal und mindestens zwei Kinder mehr, als ich zuvor gesehen hatte. Der Champagner, den sie gekauft hatten, war vom Allerfeinsten, wobei sie ihn selber nicht anrührten. Als ich ihnen die Bausparverträge aushändigte, legte Mr. Ranasinghe wie zum Gebet die Hände aneinander und sagte: »O nein, Mr. Ripple, das ist doch völlig unnötig. Mrs. Ripple war doch bereits so überaus freundlich zu uns.« Die Frauen und die Kinder starrten mich mit unverhülltem Staunen an.
    Als ich mich verabschiedete, hatten sie Schwierigkeiten, ihren Dank oder auch sonst irgend etwas auszudrücken. Sie wollten Anteil nehmen an meiner Trauer, gleichzeitig aber waren sie überwältigt vor Glück, denn ihr Traum war wahr geworden. Die Frau, die damals den Schokoladenkuchen gebracht hatte, gab mir ein großes Päckchen in Weihnachtspapier, das nur in etwa die richtige Größe dafür hatte. Ich öffnete es erst, als ich wieder zu Hause war. Darin befand sich eine goldene Schale mit eingelegten, vielfarbigen Mustern, die jetzt vor mir auf dem Fensterbrett neben dem Fernglas steht und funkelt und glitzert, als würden Sonnenstrahlen
darauf fallen, obwohl es einer der dunkelsten Tage ist. Sie hat ihr eigenes Licht und braucht die Sonne nicht.
    Es gab noch ein anderes Geschenk, das ich aus Suffolk mitbrachte. Der Postbote lieferte mir ein kleines Päckchen vom Vikar, das einen Gedichtband von Philip Larkin enthielt. Beigelegt hatte er ein Kärtchen, auf dem stand: »Das wird Ihnen helfen, in Ihrem neuen Leben Ihren Johannes aufzurichten oder auch Ihren Geist, wenn Ihnen das lieber ist (oder wenn nicht beides möglich ist). Das genaue Gegenteil, fürchte ich, aber dennoch wunderschön. «

KAPITEL ZWEI
    I n diese Wohnung zog ich an dem Tag, als Mrs. Thatcher aufhörte, Premierministerin zu sein. Das berührte mich nicht besonders, ich fragte mich nur beiläufig, ob es den Leuten nun schwerer fiele, sich auf den Unterschied zwischen richtig und falsch, natürlich nur in politischer Hinsicht, zu konzentrieren. Falls es bedeuten sollte, daß eine Labour-Regierung beim nächsten Mal unwahrscheinlicher ist, dann würde man sich um so länger fragen müssen, was für eine Auswirkung der Wechsel haben könnte für, zum Beispiel, gewisse Leute in der City, von denen Jane mir erzählt hat, auch wenn sie mit einer gewissen Traurigkeit denkt, daß er absolut keine Auswirkungen hätte, weil sie weiterhin tun und sein würden, was sie immer taten und waren, gleichgültig, wer das Land führte, und wenn sie es nicht täten und nicht so wären, dann wäre das jeweilige Schlamassel, in dem das Land sich befände, noch sehr viel schlimmer. Vielleicht kommen die Überzeugungen meiner früheren Frau wieder in Mode, und die Leute werden eine sehr viel höhere Besteuerung der Reichen verlangen, ohne das Risiko zu bedenken, daß diese Leute ihr Geld woandershin schaffen oder damit tun, was immer sie tun, um zu gewährleisten, daß es kein anderer in die Finger bekommt, oder auch das Risiko, daß die Leute weniger hart arbeiten, weil sie dann weniger verdienen und deshalb weniger zu versteuern haben. Der Wechsel könnte aber auch bedeuten, daß sich die allgemeine Stimmung bessert, aber das ist wohl eine vergebliche Hoffnung, wie Jane denkt. Schade, daß die

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