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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Bestelle ein Taxi. Das kriegen wir schon gebacken.«
    »Mein Onkel ist Bäcker, aber der ist in Ealing. Meine Mutter ist dort, die kann sie abholen. Sie ist eine sehr gute Englischlehrerin und Übersetzerin für Sie.«
    »Sie werden sie also hinbringen können?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sehr bald ich muß weg. Visum-Probleme.«
    »Ha ha, haben sie Sie erwischt. Besuchen Sie mich doch mal, dann werde ich sehen, ob ich nicht auf die Schnelle was machen kann.« Der sehnsüchtige Ton in meiner Stimme klang wie das Leiern eines gelangweilten Bankmanagers. Mit Entsetzen sah ich, daß ich mir die Hände rieb.
    »Vielleicht ich gehe nach Deutschland«, sagte sie. »Mit meinem Freund.«
    »Oh, das würde ich nicht tun, wenn ich Sie wäre.«
    »Bitte, Mr. Ripple, Sie gehen mit ihr«, sagte sie. »Sonst sie geht nie.« Sie kam noch näher. Wieder dieser Hauch. Und ich sah, was ich zuvor erhofft hatte: kein BH. Sie wußte, was ich dachte.
    »O nein, das kann ich nicht. Wissen Sie ...«
    Eine Pause entstand, in der wir beide zum Fenster von Fosters Wohnung hochschauten. Er stand ganz eindeutig dort, hinter den Spitzenstores war seine Silhouette zu erkennen. Ein Paar auf der anderen Straßenseite starrte uns ebenfalls an, neugierige Pinkel. Ich versuchte, ein Stückchen von ihr zurückzuweichen, aber sie legte mir die Hand auf mein Handgelenk, das splitternackt war, und ließ sie dort liegen, leicht und zärtlich. Dann nahm sie sie wieder weg und sagte: »Ich gebe Ihnen Telefonnummer meiner Mutter. Sie holt Sie ab und bringt Sie in bestes Hotel. Vier Sterne.
Warschau ist inzwischen eine sehr schöne Stadt, mit Einkaufen überall, Supermärkte und Altstadt und Kirchen und Restaurants und Burg und Casinos und Park, wo Chopins Statue ist und sehr große Oper ...« Dies hastig heruntergespult, während sie in meinem Gesicht zu erkennen versuchte, ob irgend etwas davon mein Interesse weckte.
    »Moment mal ...«, setzte ich an, doch sie deutete auf den Füller in meiner Tasche, und unter Fosters neugierigem Blick gab ich ihn ihr, und sie griff in eine Falte ihres Rocks und zog eine Seite eines Briefs hervor, auf die sie hastig und in der Luft eine Adresse und eine Telefonnummer schrieb, und ich glaube nicht, daß ich sagte, während der Füller versagte und sie ihn schüttelte: »Komm mit zu mir, und wir machen ein Datum für die Hochzeit aus. Hat man in Polen eigentlich Sex vor der Ehe?«
    Sie schrieb zu Ende, gab mir den Brief und sagte: »Vielen herzlichen Dank, Mr. Ripple. Mrs. Bradecka sagt, daß Sie ein sehr hilfsbereiter Mann sind.«
    Damit ließ sie mich stehen und ging die Treppe wieder hinunter. Sie drehte sich nicht um. Ich hob meine Hand vergebens. Der Geruch blieb, was immer er sein mochte. Ich ebenfalls, um bei ihm zu bleiben: getrocknete Blütenblätter, Hautcreme, Orangensaft, eine Andeutung von Sahnebonbons oder säuerlichem Mundgeruch, und das Dumme war, ich konnte ihn mir für alle Ewigkeit vorstellen ... Jetzt aber, ich habe noch ein Buch zu schreiben. Inzwischen ist es spät. Bin beim letzten Eiswürfel. Die Seite des Briefs liegt neben mir, die Adresse und Telefonnummer auf dem Rand. Gegenüber sind alle Lichter aus, bis auf zwei, und bei beiden sind die Vorhänge zugezogen.
    Als ich mich schließlich aus meiner Versunkenheit riß und ins Haus ging, stand Foster in seiner Tür.
    »Wie geht’s, wie steht’s?« fragte er.
    »Gut«, sagte ich.
    »Nicht mehr so jung, wie wir mal waren«, sagte er und schaute mich mit seinem so typischen, spöttischen Blick an.
    »Wie kommen Sie denn da drauf?« fragte ich, ohne groß innezuhalten.

    »Na ja, so sehen uns die anderen.«
    »Ach, daran hatte ich noch gar nicht gedacht.«
    Ich ging forsch, immer zwei Stufen auf einmal, die Treppe hoch, und bedauerte es, kaum daß ich oben um die Ecke gebogen war. Es war nur ein leichter Schmerz, aber er verging nicht wieder, und ich hatte keinen Appetit mehr auf Abendessen, oder zumindest auf nichts, was ich im Haus hatte. Jetzt bin ich wieder ganz okay, der letzte Stumpen ist ausgedrückt, der letzte Eiswürfel geschmolzen, das Fernglas liegt wieder in seinem Etui. Wenn ich nur diesen Geruch aus der Nase bekommen könnte.
     
    Zehn Tage sind vergangen. Letztendlich beschloß ich, doch noch einmal mit Jane über Mrs. Bradecki zu reden. Ich las ihr den Brief vor. Ein Anflug von Irritation lag in ihrer Stimme, als sie schließlich sagte: »Ach, Dad, worauf um alles in der Welt wartest du denn?« Dann fügte sie hinzu: »Ist doch

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