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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Fingern durchs Wasser fuhr. Mein Gott, ein oder zwei Jahre waren wir wirklich glücklich, das kann ich Ihnen sagen. Aber alles Gute hat ein Ende, und was soll denn der ganze Quatsch? Jahrein, jahraus Minicab fahren, da kann man sich seine Zukunft ja ausmalen, was? Mein erbärmliches sogenanntes Liebesleben verglichen mit diesen wunderbaren Tanzmädchen, die dauernd vor mir herumspringen und mich nicht ausstehen können. Der Nachlaß war ein ziemliches Durcheinander, Haus lief auf den Namen der Frau, aber das habe ich jetzt alles in Ordnung gebracht. Schien damals eine gute Idee zu sein. Und dann wollte ich es ihr nicht auch noch wegnehmen, wo ihr doch sonst schon alles entglitt. Aber jetzt hat sie gar nichts mehr. Es gibt noch ein paar Cousins, aber der Kontakt ist abgerissen — ziemlich hochnäsiger Haufen –, und die haben eh kein Interesse, also habe ich es so gemacht, daß die Klinik der Frau so viel bekommt, daß sie versorgt ist, und der Rest geht an eine Wohltätigkeitsorganisation. Details bei der Bank. Es gibt auch noch einen Anwalt, blödes Arschloch, aber sehr professionell. Das Haus ist in ziemlich
gutem Zustand, dank unserem Polacken-Kumpel. Das wär’s also soweit. Ich mache das, wenn Sie es unbedingt wissen müssen, weil es mir die ganze Zeit, eigentlich ununterbrochen, verdammt beschissen geht. Habe mir gestern eine neue Krawatte und eine goldene Weste gekauft. Wenn man mich findet, will ich aussehen wie aus dem Ei gepellt. Kann einfach nicht aufhören, an die Frau zu denken, wie sie früher mal war, an dem Tag, als ich sie kennenlernte, verdammt bezaubernd war sie, sie hat in ihrem Garten gearbeitet, ich übrigens auch, mit so viel Liebe, anders kann man es nicht sagen, und was ist sie jetzt, eine völlig verrückte, häßliche, übellaunige Fremde. Haben mir übrigens gar nicht gefallen, als Sie den ganzen Tag Ihren Gin gesüffelt haben. Hab gleich gemerkt, daß Sie sich von meinem Magnaten-Getue nicht täuschen lassen. Und daß Sie eher zu den Spöttern gehören. Weiß nicht, ob es ein Jenseits gibt, wo wir uns wiedersehen könnten, aber ehrlich gesagt, so wie ich mich jetzt fühle, ist es mir so oder so scheißegal. Ist meine letzte Freiheit, wie die Afs es nannten. Wäre mir nur lieber, wenn ich das mit der Autonomie dort besser hingekriegt hätte.
     
    Grüße
John Foster
    Wenn ich mir durchlese, was ich früher über ihn geschrieben habe, sehe ich ihn jetzt natürlich ziemlich anders. Es war nicht Wut oder Verachtung, was ich da an den Rändern seiner Leere sah, sondern nacktes Leid, aber ich werde nichts verändern. Es kommt oft vor, daß wir Dinge mißverstehen. Oder sollte ich sagen, nicht Hohn, sondern Niederlage, das und eine völlig verlorengegangene Fähigkeit zu jeder Art von Glück?
     
    Mrs. Bradecki kam eine Woche nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus aus Polen zurück. Ich war unten in der Wohnung gewesen und hatte ein bißchen Ordnung gemacht, eigentlich ziemlich viel, hatte gesaugt und abgestaubt und gewischt und gelüftet und das Geschirr gewaschen. Nach dem Tod ihres Mannes hatte
sie sich um das alles nicht mehr sonderlich gekümmert. Sie rief mich an, und ich ging zu ihr hinunter. Sie wirkte kaum verändert, aber in dem dämmerigen vorderen Zimmer mit halb geschlossenen Vorhängen war das schwer zu erkennen. Sie trug noch immer ihr schwarzes Kleid, aber ihr Gesicht war dunkler, und sie schaute mich unverwandt, fast neugierig an, als würde ich sie verwirren oder als wollte sie mir etwas sagen. Sie brachte mir Kaffee, und eine Weile saßen wir schweigend da, doch plötzlich lächelte sie und strich sich über die Haare, und ich sah, daß sie sie hatte schneiden und an den Enden locken lassen. Mir fiel auch auf, daß sie sich die Fingernägel lackiert hatte und kleine orangefarbene Ohrringe trug, vielleicht aus Bernstein. Die Sonne kam kurz heraus, und ich sah, daß sie Rouge und Lidschatten aufgelegt hatte und ihr Mund vor Lippenstift glänzte. Sie hatte sich für mich hergerichtet. Das Sonnenlicht verschwand wieder, und wir saßen noch immer einfach nur da und schauten einander höflich lächelnd an. Offensichtlich sagte ich etwas, aber natürlich stellte ich ihr nicht die Frage, die ich ihr eigentlich stellen wollte, und erzählte ihr auch nicht, daß ich eine verdammt große Narbe mitten auf der Brust hatte oder daß Foster tot war. Es war etwas wie: »Willkommen zu Hause, und sehen Sie nur, was für schönes Wetter wir gerade haben.« Ich breitete die Arme aus und

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