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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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leben sie in genau der Umgebung, die sie sich ausgesucht haben. Sie haben keinen Neid in sich. Sie haben ihr eigenes Leben gewählt. Vielleicht erwachsene Kinder, irgendeine bescheidene Anstellung, egal: Das war es, worauf ihr ganzes Leben ausgerichtet war. Sie sind die Tomkins.
     
    Ich habe die Felix bereits erwähnt, die einen weiteren Kontrast darstellen. Vor ungefähr zwei Jahren kauften sie ein großes, freistehendes Haus am Ende der Straße. Sie haben sehr viel daran verbessert und verschönert, darunter eine Mahagonitür mit schmiedeeisernen Beschlägen, Blumenampeln links und rechts davon, einen gepflasterten Weg und einen schmiedeeisernen Zaun samt Gartentor. Ihr Haus hat einen Namen und eine Nummer. Es heißt »The Beeches«, die Buchen. Warum, weiß ich nicht, denn es gibt in der ganzen Umgebung keine Exemplare dieser mächtigen Waldbewohner. Vielleicht konnten die Vorbesitzer einfach nicht rechtschreiben und dachten, sie hätten ihr Haus nach den nahen Stränden »The Beaches« genannt.
    Ansonsten sehen die Häuser alle ziemlich gleich aus: Immer mal wieder wird eins gerade neu gestrichen, in jedem Fenster gibt es Stores, die Gärten sind eher rudimentär gepflegt, die Mülltonnen quellen meistens über, und daneben stehen Sachen in schwarzen Säcken, die die Müllmänner überhaupt nicht mögen. Die Leute kommen und gehen und bleiben eher für sich. Verschiedene Berufe und soziale Stellungen — Aktentaschen und Werkzeugkisten, Anzüge und Latzhosen, Volvos und Klapperkästen. Auch ethnisch ist die Straße gemischt mit zwei asiatischen Familien und einem schwarzen Paar, das jedem zuwinkt. Oder, genauer, winkte,
weil sie nur sechs Monate hier waren. Ich hoffe, sie zogen nicht wieder weg, weil zu wenige Leute zurückwinkten. Mehr Singles als Paare, würde ich mal vermuten. Wie gesagt, es ist ein Querschnitt. Die Straßen über und unter uns scheinen ziemlich ähnlich zu sein. Mir ist vor allem aufgefallen, daß die Leute erwarten, daß man unauffällig bleibt. Das ist mir nur recht. Ich will mich nicht aufdrängen, bin auch nicht aufdringlich, zumindest nicht so, daß man es bemerken würde.
     
    Kurz nach meinem Einzug hier kamen Adrian und Jane mich besuchen. Adrian versuchte, seine Überraschung zu verstecken, dachte ich mir zumindest, indem er sagte, solange ich hier nur glücklich sei ... Jane sagte wenig, faßte mich nur einmal am Arm, als wir durch den Garten schlenderten, als wollte sie mir versichern, daß das doch eigentlich gar kein so schlechter Platz zum Leben sei. Als sie sich verabschiedete, hatte sie einen Ausdruck in den Augen, den ich als abwesend bezeichnen könnte — aber nicht so, als wäre sie lieber woanders. Ganz im Gegenteil. Es war, als würde sie sich sehr darauf konzentrieren, wie man diesen Augenblick in einigen Jahren wiedereinfangen könnte. Sehr stark im Hier und Jetzt ...
    Ich hielt einen Augenblick inne, um nachzusehen, ob ich irgendwas finden könnte, das ich zu der Zeit geschrieben hatte, gab es dann aber auf. Noch einige Zeit wird es mir nicht möglich sein, mehr über Jane zu sagen, wenn überhaupt.
     
    Ich habe eine handschriftliche Notiz über Virginia, die in den Sommerferien mit ihrem Mann und ihren drei Kindern zu mir kam.
    Hatte eine Pension für sie gefunden. Es war keine glückliche Zeit. Eigentlich hätten sie eine Woche bleiben sollen, reisten aber nach vier Tagen wieder ab, da unaufhörlicher Regen unüberhörbar vorhergesagt worden war. Aber die trübe Stimmung reichte viel tiefer. Richard hatte wieder einmal einen Job verloren und konnte einfach keinen anderen finden. Er hätte nie Verkäufer werden dürfen, auch wenn ich nicht so recht weiß, was er sonst hätte werden können. All diese schüchterne Ängstlichkeit und Humorlosigkeit. Virginia hatte mir am Telefon sehr eindeutig gesagt,
daß es keine Witze übers Bürobedarf- und Transportgeschäft usw. geben dürfe. Ich schämte mich, daß sie so etwas sagen mußte. Das Elend stand ihm ins Gesicht geschrieben. An zwei Nachmittagen kamen sie zu mir, und ich war sehr dankbar dafür, daß die unstillbaren Ansprüche der Kinder eine Unterhaltung so gut wie unmöglich machten. Wenn wir nur zu dritt gewesen wären, was auch nur entfernt Taktvolles oder Ermutigendes hätte ich da sagen sollen? Virginia schaute ihn von Zeit zu Zeit an, als würde sie erwarten, daß er jeden Augenblick in Tränen ausbräche. Sein Blick huschte umher, als suchte er einen Funken Hoffnung in der allumfassenden Verzweiflung,

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