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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Weile geholfen. Man sollte denken, ein paar Schlaganfälle würden ihr das austreiben, nicht?«
    »Ich habe von so etwas wirklich überhaupt keine Ahnung.«
    Er trank aus und ging ins Eßzimmer, um sich nachzugießen. Mit dem Rücken zu mir sagte er: »Wollen Sie die Wahrheit wissen, Tom? Ich hoffe, der nächste bringt sie um. Na ja, nicht immer. Ich erinnere mich noch gut an das Kerzenlicht, die Wanderungen auf dem Land, die Spaziergänge am Strand, all das, was am Anfang passiert ist. Dann das Baby, aber erst ein paar Fehlgeburten.
Ein wunderbarer, kleiner Kerl war er. Eine traumhafte Zeit. Sie hatte einen phantastischen Humor. Der hat ziemlich viel dazu beigetragen... Tommy Splash. Muß mich dafür entschuldigen.«
    Er kam zurück und setzte sich, beugte sich aber jetzt vor und starrte in sein Glas. Ich vermutete, daß er seit sehr langer Zeit mit niemandem mehr gesprochen hatte.
    Er schien ein wenig Anstoß zu brauchen. »Ja, das habe ich gemerkt«, sagte ich, »was für ein Spaßvogel sie früher mal gewesen sein mag.«
    »Ich wünsche mir trotzdem, sie wäre tot. Oft. Und dann erinnere ich mich ... Und hoffe auch ...«
    Inzwischen lallte er, und der Kopf fiel ihm nach vorn. Ich hoffte, daß er einschliefe und ich mich davonstehlen könnte. Dann setzte er sich plötzlich wieder auf und streckte die Hand aus.
    »Ich bringe Ihnen noch einen.« Ich schüttelte den Kopf. »Was dagegen, wenn ich?« Er ging noch einmal ins Eßzimmer und hob wieder die Stimme. »Eins kann ich Ihnen ganz genau sagen. Manchmal macht es absolut keinen Spaß mit ihr. Die Flaschenjagd. Einmal habe ich einen halben Liter Gordons in der Toilette im Spülkasten gefunden. Was soll’s. Dann ist nichts mehr mit Johnny Darling, das kann ich Ihnen sagen. Schläft viel, Gott sei Dank. Stopft sich auch mit Pillen voll. Ich schaue sie an und denke: >Tu uns einen Gefallen, Liebes, und wach am Morgen nicht mehr auf.< Dann dreht sie sich um und sieht so friedlich aus, wie sie daliegt. Dann kommt alles wieder zurück. Der Morgen in diesem Hotel nach dem ersten Mal. Der Streifen Sonnenlicht, der über ihr Bett fiel. Die Vögel. Daß wir uns geschüttelt haben vor Lachen. Sie haben Kinder, sagten Sie?«
    Ich wartete, bis er sich wieder gesetzt hatte. »Ja, zwei. Ein Junge und ein Mädchen.«
    »Wir hatten einen Jungen. Schien ganz in Ordnung. Nichts Besonderes. Fett. Pickelig. Nicht gerade der Hellste, um ehrlich zu sein. An der Schule recht ordentlich. Solide Mittlere Reife. Aber an seinem siebzehnten Geburtstag ist er ausgerissen. Sie die ganze Zeit besoffen, ich sauer — wer kann es dem armen Tropf verdenken. Danach hat sie noch mehr gesoffen. Glückliche Tage.«

    Er schaute mich an. Obwohl ich seine Augen nicht sehen konnte, konnte ich mir das Flehen in ihnen gut vorstellen. Er wartete darauf, daß ich etwas sagte, ihm zeigte, daß er mich nicht zu Tode langweilte.
    »Und wie geht’s ihm? Ihrem Sohn, meine ich.«
    »Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Kam noch zweimal zurück. Beim ersten Mal blieb er über Nacht. Ihr ging’s gerade ein bißchen besser. Eine ihrer AA-Zeiten. Aber am nächsten Morgen schrie sie ihn an, sternhagelvoll. Was er sich dabei denke, sie in den Händen seines beschissenen, nutzlosen Vaters zu lassen ... Aß nicht mal seine Eier mit Speck fertig. Ich hatte sie ihm selber gemacht, wollte ihn ein bißchen verwöhnen. >Ich bin dann weg<, sagte er.«
    »Und das zweite Mal?«
    »Als er kam, schaute sie ihn nur einmal an und sagte: >Was zum Teufel glaubst du eigentlich, wer du bist?< Und er drehte sich einfach um und ging wieder. Die Haustür war noch nicht mal zu gewesen. Am nächsten Tag hatte sie ihren Schlaganfall. Das war auch kein großer Spaß. Einseitig gelähmt. Wissen Sie, was? Ich war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Sie im Krankenhaus. Das reinste Paradies war das. Gott, wie sehne ich mich danach, daß sie noch einen ...«
    »Das ist ziemlich furchtbar. Ich meine, mit Ihrem Sohn und das alles.«
    Er ging wieder ins Eßzimmer, um sich nachzugießen.
    »Ich weiß schon, was Sie meinen, danke. Furchtbar. Das ist eins der Wörter dafür. Aber hören Sie, nicht daß Sie einen falschen Eindruck bekommen. Von wegen, allein ihre Schuld usw. Ich war schon auch ziemlich gräßlich zu ihm. Er konnte mich nicht ausstehen. Habe ihn nicht geschlagen. Nichts in der Richtung. Ich haßte es, daß er immer nur herumlungerte, das ist alles. Die ganze Zeit mit diesen Kopfhörern auf den Ohren. Ich schätze, er dachte, daß es

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