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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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einem Rollstuhl war nirgendwo etwas zu sehen.
    »Wir haben uns ein paarmal im Connaught getroffen, Darling«, sagte Brown und deutete auf einen Sessel. »Einen Drink?«
    »Whisky und Soda, wenn Sie haben.«
    »Davon haben wir eine ganze Menge, nicht wahr, Johnny, Darling?«
    Ihre Lider senkten sich, der Kopf fiel nach vorn, und sie riß ihn wieder hoch, während ihre Hand am Kaminsims entlangglitt. Ich warf einen Blick auf Brown. Sie würde gleich umfallen. Warum half er ihr nicht?
    Er ging ins angrenzende Speisezimmer und kam mit Drinks für uns beide zurück. Dann ging er zu seiner Frau, legte den Arm um sie und richtete sie wieder auf. Ihre Augen waren jetzt ganz geschlossen.
    »Mein wunderbarer Johnny«, murmelte sie.
    »Komm, Darling, ruh dich ein wenig aus.«

    »Ich will mich mit Tommy Splash unterhalten«, sagte sie. »Warum darf ich deine Freunde nicht mehr sehen? Was für ein lustiger Name. Aber er sieht gar nicht so lustig aus, oder, Johnny?«
    Aber sie ging bereitwillig mit, legte ihm einen Arm um die Schultern, während er sie vom Kaminsims weg und zur Tür führte. Das linke Bein zog sie leicht nach, und der Schuh rutschte ihr vom Fuß. Am Durchgang schaute sie über die Schulter hinweg noch einmal zu mir herüber.
    »Tom, Tom, des Pfeifers Sohn, stahl ’ne Sau und lief davon. Mr. Splash, der Sodasiphon-Mann.«
    Er war etwa vier oder fünf Minuten weg, allerdings wirkte es viel länger. Während dies alles ablief, hatte ich ihm nicht in die Augen schauen können, weil ich diese Furchtsamkeit nicht noch einmal sehen wollte. Als ich mich jetzt im Zimmer umsah, wurde mir bewußt, daß es Scham und Geschlagensein waren, was ich in ihnen gesehen hatte. Das Zimmer sah so aus, wie er es für einen Besucher haben wollte, wie er es immer instand hielt vielleicht. Schäfer und Schäferin aus Porzellan auf der einen Seite des Kaminsimses, die goldene Uhr mit sichtbarem Werk auf der anderen. Der rosafarbene Teppich mit den weißen Schnörkeln. Die Schonbezüge auf der blaßgoldenen Sitzgarnitur aus Sofa und Sessel, die Reproduktionen an den Wänden: eine Galeone unter vollen Segeln, eine ländliche Szene mit Hütten, rauchenden Kaminen, einem Pflüger und schwarzen Vögeln, die um Bäume kreisten, Menschen unter dem Eiffelturm. Der polierte Tisch und die glänzenden Stühle im abgeteilten Eßzimmer, die roten Vorhänge aus Samtimitat, die von goldenen Kordeln zusammengehalten wurden. Es war, als würde er sich jeden Tag in diesem Zimmer umsehen und zu sich selber sagen: Eines Tages wird alles wieder in Ordnung sein, sie wird hier sitzen, nachdem sie das alles hergerichtet hat, um mich in unserem Zuhause willkommen zu heißen. Es gab keine Fotos, keine Blumen. Ich ertappte mich bei der Frage, warum er mich eigentlich eingeladen hatte, und wünschte mir sofort, er hätte es nicht getan ...
    Seine Stimme dröhnte laut hinter mir, wie im Befehlston. »Tut mir leid, daß ich Sie habe warten lassen, alter Knabe. Einen Drink habe ich Ihnen schon gebracht, nicht?«

    Er stellte sich vor mich und rieb sich die Hände. Er hatte seine dunkle Brille wieder aufgesetzt. Ich hob das Glas, um ihm zuzuprosten, und war froh, daß ich seine Augen nicht sehen konnte, daß er trotz der hereinbrechenden Dämmerung das Deckenlicht nicht eingeschaltet hatte. Statt dessen schaltete er eine Stehlampe in der Ecke ein. Ihr dichter, befranster Schirm paßte zu den Vorhängen und verströmte über diese Ecke des Teppichs hinaus kaum Licht. Er nahm sein Glas und setzte sich, warf den Kopf zurück und stöhnte tief.
    »Da haben wir’s mal wieder. Habe nicht gewußt, wie besoffen sie sein würde. Manchmal gibt sie sich ja Mühe, wenn Gäste da sind; oder genauer, sie tat es, als wir noch welche hatten. Sie haben so was sicher schon öfter erlebt, oder?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Eine verdammte Alkoholikerin, das ist sie. Eine hundertprozentige.«
    Ich schlug die Beine übereinander, doch da das vielleicht so aussah, als wollte ich es mir für eine längere Unterhaltung gemütlich machen, stellte ich wieder beide Füße auf den Boden.
    »Tut mir leid.«
    Er starrte weiter die Decke an. »Es tut Ihnen leid. Was zum Teufel glauben Sie, was es mir tut?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Ist sie ... geht das schon lange so?«
    »Nein, das können Sie wirklich nicht. Fühlt sich an, als wär’s schon immer so gewesen. Fragen Sie nicht. Ja, sie hat die AA probiert. Entzug in einer dieser komischen Kliniken. Psycho-Sonstwas. Hat alles für’ne

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