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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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an ihrem Knöchel, und neben einem Fuß war ein Schlammklecks, um mal das Harmloseste anzunehmen. Ich versuchte es noch einmal.
    »Tom Ripple?« Ich streckte die Hand aus und wiederholte den Namen der Straße. »Wollen Sie irgendwohin?«
    Solche trotteligen Fragen stellen wir tatsächlich, und vielleicht brachte sie das zum Lächeln. Aber sie lächelte in sich hinein, als wäre ihr eben etwas eingefallen. Sie schaute in die Richtung, aus der ein weiterer Bus kam, dann bückte sie sich plötzlich, zog flink ihre Schuhe an und entfaltete einen Zehn-Pfund-Schein, den sie in der Faust gehabt hatte. Sie winkte dem Bus, wie um sich von jemandem zu verabschieden, der darin saß. Als er anhielt, tat ich, was ich dachte, tun zu müssen. Oder war überhaupt noch nicht so weit, das zu denken, sondern nur, daß sie auf keinen Fall in diesen Bus einsteigen durfte. Ich wollte sie nicht aus den Augen verlieren. Also faßte ich sie am Ellbogen und sagte: »Ich nehme ebenfalls den Bus. Ehrlich gesagt, Sie sehen ziemlich durchgefroren aus. Wie wär’s mit einer heißen Tasse irgendwas?« Ich schaute die Straße
entlang, und zum Glück entdeckte ich nur gute dreißig Meter entfernt ein Café. »Wollte mir eben selbst ... Irgendwas Süßes ... Kommen Sie ... Ich weiß nicht einmal, wie Sie heißen ...«
    Sie schaute mich an wie ein Kind, das kurzfristig von etwas sehr viel Interessanterem abgelenkt wird.
    »Kommen Sie ...« Ich faßte sie ein wenig fester. »Ich bin viel harmloser, als ich aussehe.«
    Jetzt schaute sie mich an, als würde sie versuchen, mich wiederzuerkennen und sich zu erinnern, ob ich jemand war, den sie mochte oder nicht. Der Busfahrer starrte uns an, und ich schüttelte den Kopf. Die Tür ging klappernd zu, aber zuvor hörte ich noch den Ausruf: »Blöder Trottel.« Ich merkte, daß die Leute uns im Vorübergehen anstarrten. Ich fragte mich, wie ich auf sie wirken mußte. Ein Großvater, der seine Enkelin von irgendeiner Dummheit abhalten will? Bestenfalls das. Ich schaute sie flehend an und wiederholte: »Kommen Sie. Wärmen Sie sich auf.«
    Zum Glück gab sie jetzt nach, und ich konnte sie am Ellbogen zu dem Café führen.
    Wir fanden einen Tisch am Fenster, und ich fragte sie, was sie wolle. Sie starrte zum Fenster hinaus und antwortete nichts. Als die Kellnerin kam, bestellte ich deshalb Kakao für zwei und einige Kekse. Die Kellnerin schaute mit langsamen Kopfbewegungen dreimal zwischen uns hin und her, den Bleistift noch immer über ihrem Block.
    »Wollten Sie sonst noch etwas?« fragte sie, ebenfalls langsam und jetzt mit einem Schmollmund. Irgend jemand hatte ihr wohl gesagt, daß sie sexy Lippen habe.
    »Und wann hätte das sein sollen?« fragte ich.
    Normalerweise reagiere ich nicht so — Verkäuferinnen und dergleichen tun auch nur ihre Arbeit und bekommen nicht genug bezahlt dafür, und die Kunden wissen, daß sie immer recht haben, und vergessen Sie das ja nicht. Aber ich dachte mir, daß meine kleine Pedanterie vielleicht die Aufmerksamkeit des Mädchens erregen, sie vielleicht sogar zum Lächeln bringen würde. Denn ich habe noch nicht erwähnt, daß sie, trotz allem anderen, den schlauen, fragenden Gesichtsausdruck eines Menschen von ungewöhnlicher
Intelligenz hatte. Und dann hatte ich natürlich diese hinreißende Stimme gehört.
    »Wann hätte was sein sollen ... ?« fragte die Kellnerin eben.
    Ich winkte ab. »Tut mir leid. Nur den Kakao und die Kekse.«
    Eine Weile saßen wir nur da. Die Haare waren ihr vors Gesicht gefallen, deshalb sah ich kaum etwas davon, bis sie eine Strähne mit ihrem Zeigefinger anhob und hinters Ohr steckte. Sie tat es langsam, wie um mich ihre Fingernägel inspizieren zu lassen, die bis zum Fleisch abgebissen waren. Dann stützte sie das Kinn in die Hände und schaute unverwandt aufs Meer hinaus. Wenigstens saß sie jetzt nicht in einem Bus nach London. Das dachte ich anfangs, bis ich beschloß, mir von der Kellnerin, nachdem wir unseren Kakao ausgetrunken hatten, ein Taxi rufen zu lassen, das uns nach Hause bringen konnte. Ich dachte außerdem, wie schade es war, daß ihr Arm mich daran hinderte, noch einen Blick auf diese Brustwarzen zu werfen. Ich schaute ebenfalls aufs Meer hinaus. Ich konnte nirgendwo hinschauen, ohne daß es unhöflich wirkte, außer ich sprach sie an. Als die Kellnerin den Kakao und die Kekse brachte und dann kurz stehenblieb, um uns noch einmal ausführlich anzustarren, schien es mir angebracht, es noch einmal zu versuchen.
    »Jetzt

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