Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
Vom Netzwerk:
hoch, während sie mit leuchtenden Augen auf sie herunterblickten. Ich hatte die Hambles noch nie eine längere Strecke gehen sehen, und ihre Breite beiderseits meiner schlanken, grüngekleideten Tochter ließ mich an ein Salat-Sandwich denken. Mrs. Hamble trug ein hellgraues Kleid mit Klecksen in einem etwas dunklen Grau und Mr. Hamble einen ausgebeulten Anzug von der Farbe der Kleckse mit helleren Klecksen hier und dort, die von Jahren kleinerer Mißgeschicke mit Essen und Trinken zeugten, so daß das Sandwich, an das ich dachte, sowohl mächtig wie altbacken war. Sie sahen sehr sicher und glücklich miteinander aus, vor allem Mrs. Hamble, die, zumindest aus dieser Entfernung, vom Tod sehr weit entfernt wirkte. Während Hamble und Virginia hinten einstiegen und Mrs. Hamble, die sehr darauf achtete, daß ihr der Rock nicht übers Knie rutschte, sich ächzend neben mir niederließ,
gingen die Webbs an uns vorbei, er mit einem Öffnen seiner Hand in Höhe des Gesichts, sie mit einem Wedeln ihrer Finger und meine Frau mit diesem für sie so typischen Ausdruck, den ich nie recht identifizieren kann, irgendwo zwischen dem Sorglosen und dem Tadelnden oder eine Mischung zwischen den beiden, die andeutete, daß sie entschlossen war, so zu wirken, als würde sie sich trotz allem amüsieren — schließlich gab es ja unendlich viele bessere Dinge, die sie mit ihrer Zeit anstellen könnte, aber das Sichgehenlassen war ein Teil der menschlichen Erfahrung, und sich das persönliche Erleben zu versagen roch ein bißchen nach, nun ja, Sichgehenlassen ... Virginia zeigte mir den hochgereckten Daumen, und Mrs. Hamble sagte: »Ach, das wird aber ein Spaß, nicht, mein Lieber? Werden wir nicht Spaß haben?«
    »Das werden wir«, erwiderte ihr Mann.
    »Wir wissen Ihre Freundlichkeit wirklich zu schätzen, Mr. Ripple, wirklich sehr«, fügte sie hinzu, so daß nur ich sie hören konnte. Dann wiederholte sie es lauter und fragte: »Nicht, Alf?« Worauf er keine Antwort gab.
    Virginia sagte: »Das ist doch nichts«, und im Rückspiegel sah ich, daß sie nachschaute, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, daß Mr. Hamble sich überhaupt amüsierte. Zum Glück konnte ich Adrians Gesicht nicht sehen, denn das hätte bedeutet, daß er meins auch sehen konnte, was von der Art war, die man macht, wenn man einen schmerzenden Zahn mit der Zunge abtastet, und das kam daher, daß Mrs. Hambles Knie gegen den Schalthebel drückte und ich den einen nicht packen konnte, ohne das andere zu berühren.
    »Ein ganz reizender Fleck, der Park«, sagte ich. »Bin schon seit Ewigkeiten nicht mehr hingekommen.«
    Worauf Hamble seinen ersten Witz machte: »Wär nicht mehr so verdammt reizend, wenn Sie’s getan hätten, was?«
    »Also, Alf! Wie redest du denn? Also wirklich!« rief Mrs. Hamble und schaute über die Schulter. »Er kann ein richtiges Lästermaul sein, wenn’s ihn überkommt.«
    Mir fiel auf, daß der rosige Ton ihrer Haut nur Rouge war und unter ihren Augen eine dicke Schicht Puder eine Dunkelheit verdeckte,
die tiefer war als jedes Veilchen. Virginia kicherte quieksend auf, und da ich mir wünschte, mein Sohn würde ebenfalls lachen, vergaß ich, es selber zu tun.
    »Ist das nicht ein ganz besonderes Vergnügen?« fuhr Mrs. Hamble fort.
    Ein kurzes Schweigen entstand, bis Hamble leise wiederholte: »Das ist es.« Und ich hörte in seiner Stimme, was Virginia, ihrem Gesicht nach zu urteilen, ebenfalls gehört hatte: Und von denen wird’s verdammt noch mal noch ein paar mehr geben.
    Um mich davon abzulenken, daß es in meinem Auto nicht gerade wirklich vergnüglich zuging, stellte ich mir vor, wie die Unterhaltung im anderen ablaufen könnte. Webb dürfte inzwischen gemerkt haben, daß meine Frau nichts von der Episode in der Werkstatt wußte, denn inzwischen hatte sie wahrscheinlich etwas darüber gesagt, wie »natürlich und bekömmlich« Tischlern sei und wie froh sie sei, daß er das Interesse ihres Sohns hatte wecken können. Er könnte daraus schließen, und sollte es auch tun, daß deshalb auch ich nichts darüber wußte, aber daß wir es beide irgendwann erfahren könnten, und dann ... hier kommt einem das Damoklesschwert in den Sinn. Webb würde natürlich eine Menge Fragen stellen, die meine Frau, sofern sie ihre Arbeit betrafen (und alles konnte letztendlich in diese Richtung gedreht werden), in wirklich großer Ausführlichkeit beantworten würde. Ich vermutete, daß Mrs. Webb überhaupt nichts sagte, weil meine Frau einerseits

Weitere Kostenlose Bücher