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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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mir fiel einfach nichts ein außer dem, was ich gesagt habe. Ich
legte ihr nicht einmal den Arm um die Schultern. Sie war, wie immer, ein bißchen zu weit weg.
    »Dieses Picknick, das wir versprochen haben. Wir könnten sie zu einem Picknick einladen.«
    »Kann er bei uns wohnen, wenn sie ins Krankenhaus muß?«
    »Ich rede mal mit deiner Mutter.«
    »Sie sagt doch bestimmt nur, daß er lernen muß, auf eigenen Füßen zu stehen. Das tut sie meistens.« (Meistens? Die Dreistigkeit schockierte mich, aber Virginia schien es nicht zu bemerken.)
    »Du könntest ihn jeden Abend ins Krankenhaus fahren.«
    »Natürlich könnte ich das. Es gibt allerdings auch den Bus. Und er fährt fast von Haustür zu Haustür.« (So etwas Beschissenes denke ich meistens nur, sage es aber nicht.) »Laß uns in Ruhe und vernünftig darüber reden, wenn deine Mutter nach Hause kommt.«
    »Du darfst es Mum nicht erzählen. Ich habe es versprochen. Nicht, daß sie stirbt. Ich hätte es nicht einmal dir erzählen sollen.«
    Jetzt hörte sie auf zu weinen und dachte offensichtlich intensiv über das nach, was sie (wir) für die Hambles tun konnten.
    »Er könnte bei uns essen«, sagte sie. »Er könnte wenigstens ein paar Nächte hier schlafen.«
    »Vielleicht will er das ja gar nicht.«
    »Das will er bestimmt, wenn wir ihn nur richtig einladen. Wenn wir ihn dazu bringen. Ach, Daddy, es sind ja so gute Menschen. Die können nicht mal einer Fliege Schaden zufügen.«
    Schaden ist eins der Lieblingsworte meiner Frau, und es ist ein Wort, das sehr oft paßt. Manchmal erschreckt sie mich mit ihrer Vehemenz, das tut sie wirklich, meine Frau.
    »Wir überlegen uns was. Aber jetzt mußt du dich beruhigen. So, wie du jetzt bist, bringst du ihnen gar nichts.«
    »Vielleicht bringt er sich sogar um oder sonstwas. Sie könnten sich gemeinsam umbringen. Sie sind nur so still, weil sie so unglücklich sind.«
    »Die armen, alten Hambles. Ich gehe sie mal besuchen. Zerbrich dir nicht den Kopf, meine Kleine.«

    »Und sie wird merken, daß ich es weiß, und dann denkt sie, daß ich nur nett zu ihr bin und dauernd komme, weil ich es weiß.«
    Plötzlich wurde ihr alles zuviel, und sie stürzte, jetzt wieder weinend, aus dem Zimmer. Ich glaube, sie sagte: »Jetzt kannst du ja weiter dein Kricket anschauen.« Wahrscheinlich sagte sie überhaupt nichts in der Richtung. Aber genau das war es, was ich nach einer taktvollen Pause auch tat. Der Schwarze schlug noch immer die Bälle des Weißen quer über den Platz.
     
    Es schien mir wichtig zu sein, daß ich sofort zu den Hambles ging, bevor meine Frau zurückkam. Während ich langsam ihren Gartenpfad hochging, überlegte ich mir, was meine Frau sagen würde, aber irgendwie würde es nicht richtig klingen, wenn es von mir kommen würde. »Lassen Sie uns in Ruhe und vernünftig darüber reden. Ich glaube, ich weiß, was Sie durchmachen müssen. Wenn wir irgendwas für Sie tun können, müssen Sie es nur sagen. Sind Sie eigentlich in irgendeiner Weise gläubig, wenn Sie mir die Frage gestatten?« und so weiter.
    Er stand, die Hände in die Hüfte gestemmt, in der Küche vor dem Wasserkessel.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich durch die halboffene Tür.
    Er hörte mich nicht, weil in diesem Augenblick der Kessel anfing zu pfeifen, und ich sah, wie er unschlüssig war, ob er zunächst den Kessel von der Platte nehmen oder den Herd abschalten sollte. Ich überlegte, wieviel Platz er in unserem Haus beanspruchen würde. Wir würden ihm immer auf der Treppe, in Türen oder anderen Engstellen begegnen, und wir würden uns immer gegenseitig Platz machen. Er würde im Wohnzimmer sitzen und immer aufstehen, wenn irgend jemand hereinkäme, weil er sich nicht sicher wäre, ob er überhaupt hier sein sollte. Er würde sich immer entschuldigen, seine Hilfe anbieten und sich wünschen, er wäre in seinem eigenen Haus und würde dort eine Konserve öffnen oder den Kessel aufstellen. Schließlich sah er mich und blinzelte. Seine bläulichen Flecken waren grau geworden, und seine Haare waren erst vor kurzem befeuchtet und gekämmt worden. Ich stellte mir vor, wie er sich, nachdem er seine Frau zu Bett gebracht hatte,
lange und bedauernd im Spiegel betrachtete. Er kam auf mich zu, zupfte an der Haut unter seinem Kinn und räusperte sich.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    Ich räusperte mich ebenfalls. »Virginia hat mir erzählt, daß Ihre Frau ins Krankenhaus muß. Ich hoffe doch, es ist nicht Ernstes. Kann ich Ihnen irgendwie

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