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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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versuchen würde, sie an der Unterhaltung zu beteiligen, und Webb andererseits, sie draußen zu halten. Schließlich kehrten meine Gedanken zu Mrs. Webbs Strumpf in meinem Motor zurück.
    »Er ist wie eine echte Landschaft, dieser Park«, verkündete meine Tochter eben mit ihrer am meisten (am wenigsten) erwachsenen Stimme. »Eine perfekte Landschaft.«
    »Unerreichter Rekord«, murmelte Hamble.
    Ich wollte nicht der erste sein, der den Witz kapierte, wurde dann aber etwas unruhig, weil es offensichtlich auch sonst niemand tat. Schließlich sagte Mrs. Hamble:
    »Also ehrlich, Alf, was sollen denn die anderen denken. Du und
deine kleinen Witze.« Sie wandte sich mir zu. »Verstehen Sie? Land-schaft. Ländermannschaften. Wie im Fußball oder einem anderen Sport. Wie England, Brasilien, Frankreich.«
    Ich fragte mich, ob ihr eigentlich bewußt war, wie sehr ihr Gatte sich anstrengte, um sie aufzumuntern. Und falls sie es wußte, um wieviel elender sie das machen würde. Sie quoll förmlich über vor Stolz auf ihn. Vielleicht war dies das Wichtigste. Ich ertappte mich bei dem Wunsch, meine Frau würden meine Witze ebenso erheitern, was vielleicht sogar der Fall wäre, wenn sie das Ziel hätten, irgend jemand zu erheitern außer mich selbst. Ich reiße sie vorwiegend, um meine Kinder von der Ernsthaftigkeit des Lebens abzulenken, was sie vielleicht wirklich aufmuntern würde, wenn ich nicht gleichzeitig damit versuchte, ihre Zuneigung zu gewinnen (mich bei ihnen einzuschleimen), und das führt dann wieder zurück zur Ernsthaftigkeit des Lebens (und reduziert außerdem meine Chancen, ernst genommen zu werden). Wie auch immer, ich brachte ein Lachen zustande, wenn auch ein bißchen spät, und mein Sohn sagte: »Wo liegt der Witz?«
    Ich sagte: »›Bin gekommen.‹ Das muß ich mir merken. Sehr lustig, Hamble.«
    Mrs. Hamble neben mir bewegte sich und ächzte wieder. Es war ein Ächzen des Schmerzes, scharf, unvermittelt und unwillkürlich, und nur ich hatte es gehört. Ich wünschte mir, daß der Tag bereits vorüber wäre, daß Mrs. Hamble im Krankenhaus wäre und dort ordentlich versorgt würde und daß sie nicht so verzweifelt versuchen würde, ihrem Mann zu zeigen, daß er sie glücklich machte, und uns zu zeigen, daß wir es ebenfalls taten. Sie hatte nicht vor, allen anderen den Spaß zu verderben. All das. Würde. Rücksichtnahme. Anständigkeit. Mut. Die ganze Palette. Und ich hockte da und wünschte mir, ich müßte es nicht miterleben.
    Dann hörte ich sie flüstern: »O Gott, hilf mir!«, während sie sich zu ihrem Mann umdrehte und sehr schnell wieder abwandte, damit er den Schmerz in ihrem Gesicht nicht sah.
    »Erzähl ihnen doch den einen über die Dame im Bus, deren kleiner Junge seinen Lutscher am Pelzmantel einer anderen Dame abwischt«, sagte sie. »Das ist ein guter.«

    Es war einer, den wir alle kannten. Es konnte nicht anders sein. Ich hoffte inständig, daß meine Kinder lachten.
    Hamble sagte: »Erzähl du ihn doch.«
    »Sie sagt zu dem kleinen Jungen: ›Tu das nicht. Sonst mußt du der Dame den Pelz ablecken.‹ Ich kann ihn nicht so erzählen wie er.«
    Meine beiden Kinder schafften so etwas wie ein kurzes Auflachen, wenn auch das meines Sohns vorwiegend ein verlegenes war. Es sind liebe Kinder. Ich lachte ebenfalls, wiederholte die Pointe und fügte hinzu: »Der gefällt mir.«
     
    Danach wurde nicht mehr viel gesprochen. Nur Mrs. Hamble sagte noch einmal etwas, nämlich: »Ich schaue mir gern die Häuser anderer Leute an«, und das sagte sie offensichtlich, um zu erklären, warum sie ihr Gesicht zum Fenster gedreht hielt, damit ich es nicht sehen konnte.
    Meine Frau und die Webbs warteten auf dem Parkplatz auf uns. Ich habe vielleicht noch nicht erwähnt, daß meine Frau groß und wohlproportioniert ist, was mir erst vor Augen führte, wie klein und dünn die Webbs sind. Ich kam mir in diesem Augenblick besonders neutral vor und dachte mir, daß ich, was Größe und Umfang anging, wohl der durchschnittlichste aller fünf anwesenden Erwachsenen war. Webb versteckte sich, indem er sich vor meine Frau stellte, als wir von hinten auf sie zukamen, und mein Sohn fiel hinter mich und Hamble zurück, so daß Virginia und Mrs. Hamble an der Spitze gingen. Ich ließ mich ebenfalls zurückfallen, um neben meinem Sohn zu gehen, und murmelte ihm zu: »Kopf hoch, mein Junge.«
    »Du hast leicht reden«, sagte er.
    Die Konstellationen veränderten sich kaum, als wir dann durch den Park schlenderten, außer

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