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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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überhaupt zu so einem blöden Picknick mitkommen will«, sagte mein Sohn.
    »Komm, schauen wir uns lieber an, wie weit du mit deiner Arbeit gekommen bist«, sagte ich und ging genau in dem Augenblick an ihm vorbei, als er nach seiner Schwester trat, so daß sein Schuh mein Schienbein traf.
    »Scheiße«, sagte ich, und meine Tochter kicherte.
    Wir standen nebeneinander an der Werkband, und er zeigte mir, wie die verschiedenen Stücke, die er ausgesägt hatte, zusammengehörten. Ich war erstaunt, wie sorgfältig und präzise er war. Ihm standen fast die Tränen in den Augen, und wir sagten keinen Ton mehr über das Picknick. Es gab nichts zu sagen. Ich fragte mich, ob er die Gesellschaft des Mannes vermißte, der ihm einige Grundbegriffe dieser nützlichen und exakten Fertigkeit beigebracht hatte. Und ich dachte auch daran, was für eine Ignorantin meine Tochter unabsichtlich gewesen war.
    »Denk dir nichts. Das wird schon«, sagte ich und ließ ihn mit seiner Arbeit wieder allein. Ich war dankbar, daß meine Frau ebenfalls zu dem Picknick mitkam, denn sie konnte die Unterhaltung
am Laufen halten. Und noch einmal dachte ich über ihre Ignoranz nach, die sich daraus ergab, daß ich in diesem Fall der einzige war, der alle Seiten kannte. Ich konnte, sozusagen, den Gestank meines eigenen moralischen Schweißes riechen, und mir gefiel das ganz und gar nicht. An diesem Abend betete ich um Regen, um einen Defekt an meinem Auto, um irgendeinen Akt eines gnädigen Gottes, und seine Gerechtigkeit konnte mich mal.

KAPITEL NEUN
    D ie Sonne schien hell am nächsten Tag, und mein Motor hatte noch nie besser geklungen — bis ich sein Geräusch mit dem blasierten Schnurren von Webbs Auto nebenan verglich. Ich öffnete die Motorhaube, und während ich den Vergaser so einstellte, daß aus dem Knurren eine Art Gurgeln wurde, überlegte ich kurz, den Treibriemen mit der Gartenschere durchzuschneiden. Aber Webb war genau der Mann, der so etwas in Reserve hatte oder sich nichts dabei denken würde, seiner Frau einen Strumpf zu rauben. Ich stellte mir vor, wie er das tat, während sie ihn tatsächlich trug, und ihn dann mir brachte, während sie dastand und ihn anschaute mit dem perplexen Blick von jemandem, der eben von einem Fremden mit einem starken ausländischen Akzent angesprochen worden war. Die Vorstellung, daß Mrs. Webbs Strumpf meinen Ventilator am Laufen hielt und dabei beständig heißer wurde, war der unerotischste Gedanke, den ich die ganze Woche gehabt hatte. Ich knallte die Motorhaube wieder zu und ging ins Haus, um die Picknicktasche zu holen. Als ich zurückkam, saß Adrian bereits im Fond und schaute überallhin, nur nicht in meine Richtung. Ich schaute zu den Webbs hinüber und sah, daß sie beiderseits ihres Autos standen und mit offenen Mündern die Hälse aufeinander zureckten, als würden sie sich gegenseitig anschreien. Wir waren übereingekommen (meine Frau hatte entschieden), daß sie und Adrian mit den Webbs fahren würden und die Hambles und Virginia mit mir.
    Sie hatte gesagt: »Ein Sohn sollte mit seiner armen, alten Mutter fahren, um dafür zu sorgen, daß ihr nichts geschieht.«
    Ich hatte gesagt: »Ein großer Hamble und zwei kleine Ripples
sollten hinten reinpassen, denke ich mir.« Aus irgendeinem außergewöhnlichen Grund hatte sie das unwidersprochen gelassen, und so waren wir dann auch verblieben: fünf in einem Auto und drei im anderen — schon komisch, wenn ich es mir recht überlege, daß sie nichts dazu gesagt hatte, zur Ungerechtigkeit dieser Verteilung, meine ich.
    Statt dessen kam sie nun zum Auto und zerstrubbelte Adrian die Haare, bevor er den Kopf wegziehen konnte. Aber so etwas bringt sie nicht aus der Fassung, und sie sagte nur, Gott sei Dank: »Ich hätte mir nie gedacht, daß ich je den Tag erleben würde, an dem mein Sohn mich Fremden überläßt.« Vielleicht wollte sie aber auch hinreichend früh deutlich machen, daß sie nie in ein Altenheim gehen würde. Dieser Gedanke brachte mich auf den nächsten, daß ich mir nämlich ziemlich sicher war, daß sie mich in meinem regelmäßig besuchen würde, um sich dadurch für ihre Meinungsbildung zur Altenpflege zu munitionieren, und dann auf die Frage, wie oft meine Kinder mich besuchen würden (hier ist ein »wenn überhaupt« einzufügen), und schließlich darauf, wie gern (oder ungern) sie es tun würden.
     
    Virginia und die Hambles kamen ihren Gartenpfad entlang. Virginia ging zwischen ihnen und schaute abwechselnd zu den beiden

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