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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Frau intensiv an, und ich dachte, vielleicht will er sich entschuldigen und sie fragen, ob noch was davon da ist.
    Aber nichts dergleichen. »Ich sage Ihnen jetzt mal was über Winston Churchill«, sagte er. »Wenn er nicht gewesen wäre, dann würde wahrscheinlich keiner von uns jetzt hier sitzen, das finden Sie in keinem Ihrer Geschichtsbücher. Hitler hätte nicht am Kanal oder sonst irgendwo haltgemacht. Sie finden das in keinem der Geschichtsbücher, die Graf Spee, die im Hafen von Southampton vor Anker liegt. Wo finden Sie das in irgendeinem Ihrer sogenannten Geschichtsbücher?«
    Da ich dem nichts Wesentliches hinzuzufügen hatte, nickte ich nur. »Hitler hätte nicht mehr sehr viel länger durchgehalten. Der war doch völlig durchgeknallt.«

    Mrs. Hamble, die vermutete, daß meine Frau sich anschickte, sich diesem Thema in einiger Ausführlichkeit zu widmen, und/ oder wußte, daß ihr Mann in dieser Hinsicht sein letztes Wort noch nicht gesprochen hatte, warf ihm einen langen und flehenden Blick zu.
    Er nickte ihr zu. »Das, könnte man sagen, war meine alte Tante Hazel ebenfalls.«
    Mrs. Hamble strahlte ihn an. »Also, wirklich, Alf. Du hattest doch nie eine Tante mit dem Namen Hazel.«
    »Hatte ich schon. Sie war eine richtige Hexe.«
    Nun begann Mrs. Hamble zu kichern und hielt sich die Seiten, bis noch ein paar Tränen flossen. »Ooooh! Ooooh!« stöhnte sie.
    Dann stemmte sie sich hoch, half Virginia beim Aufstehen und führte sie an der Schulter ungefähr in die Richtung davon, in die Adrian gegangen war. Virginia schaute sich zu mir um, hob eine Augenbraue und schüttelte den Kopf. Ich lenkte den Blick zu Hamble um, der die Achseln zuckte. Dann lachte ich über seinen Witz, und er zuckte noch einmal die Achseln, als wäre ein anderer verantwortlich dafür. Und ich lachte ein zweites Mal, denn meine Frau hatte ihn überhaupt nicht mitbekommen, und der Länge ihres Schweigens merkte man mehr als deutlich an, daß es ihr lieber gewesen wäre, wenn sie von dem ganzen Wortwechsel nichts mitbekommen hätte.
    Sie wollte zu den wesentlichen Dingen zurückkommen. »Es sagt sich leicht, daß man ums Sterben zuviel Aufheben macht, jetzt, da die Schmerzen so effektiv behandelt werden können. Aber häufig ist es so, zumindest meiner Erfahrung nach, daß die Leute nicht akzeptieren können, daß ihre Tage gezählt sind, und Seelenfrieden und Resignation sind weniger häufig anzutreffen als früher, da jetzt der religiöse Faktor keine so große Rolle mehr spielt. Die Leute, die gehen nicht sanft ...«
    Zum Glück sagte sie das alles zu mir und bekam so wieder nicht mit, wie Hamble sie anschaute. Die Zuckungen des Hasses waren unmißverständlich. Innerlich schimpfte ich: »Du aufgeblasene, unsensible Kuh.« Nie mehr will ich so einen Ausdruck auf dem Gesicht irgendeines Mannes sehen, vor allem nicht bei einem, der
so freundlich und hilflos ist, wie Hamble es normalerweise ist. Ich will auch nie mehr so über meine Frau denken.
     
    Mein Sohn tauchte wieder auf, ließ seinen Ball auf einem Stück Holz hüpfen und wartete in einer Entfernung auf uns.
    »Kricket?« fragte ich Hamble und stand auf.
    »Was ist mit Ihnen?« fragte Hamble Webb.
    Webb hielt sich die Hand unter den Mund, fing damit Krümel von einem zu großen Bissen Pfannkuchen auf und schüttelte den Kopf. Meine Frau legte sich ins Gras, zog sich den Rock über die Knie, legte sich die Hände hinter den Kopf und schloß die Augen. So verkehrt herum betrachtet, sah sie aus wie ein bärtiger Tyrann, der sich eine kurze Auszeit gönnte. Ich hoffte, ich würde sie von nun an nicht immer so sehen. Das letzte, was ich von den Webbs sah, bevor wir anfingen, Kricket zu spielen, war, daß sie, die Arme vor den Knien verschränkt, dasaßen und die Überreste unseres Picknicks betrachteten, als wäre es ihr eigenes Leben, das da vor ihnen ausgebreitet lag. Virginia und Mrs. Hamble waren nirgendwo zu sehen.
    Mein Sohn war sehr erpicht darauf, den Ball richtig fest zu schlagen, und bald jagte er Hamble und mich über die ganze Wiese. Mrs. Webb kam dazu und schaute uns mit abwesendem Blick zu, und einmal fing sie sogar den Ball und warf ihn mir auf diese linkische Art, die Frauen haben, zu, mit über den Kopf gebogenem Arm und einer Bewegung des ganzen Körpers. Nach einem besonders anstrengenden Spielzug stemmte Hamble die Hände in die Hüften, atmete tief durch und sagte: »Ich habe ja früher lieber französisches Kricket gespielt.«
    »Weiter geht’s«, rief

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