Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
Vom Netzwerk:
berühmten Orchesters (ebenfalls eine Wiederholung) und zermürbende Spannen von Erbaulichem mit leichter Unterhaltung dazwischen. Trübe Aussichten.

    Beim Abendessen sprach meine Frau wenig, und die Kinder gingen früh zu Bett. Einmal machte sie eine Bemerkung darüber, wie nahe sich die Hambles doch stünden, und ich machte in meiner Erwiderung, ausgerechnet, Plaskett zum Thema, wobei ich ihn allerdings nur als Mann beschrieb, von dem ich gehört hatte, und lediglich anmerkte, man könne davon ausgehen, daß ein Mann, der so gemein sei, unglücklich sein müsse, denn einem normalen anständigen, empfindsamen Menschen könne es doch unmöglich Spaß machen, andere herumzukommandieren.
    »War Hitler unglücklich?« fragte mein Sohn weise. Meine Frau versuchte erst gar nicht, darauf zu antworten.
    Tatsächlich waren es meine Kinder, die das meiste zum Gespräch beitrugen; sie erzählten von Typen in ihren Schulen, die weniger als nett waren, und diskutierten, ob es richtig oder falsch sei, zu denen besonders oder unnötig nett zu sein.
    Mein einziger Beitrag war: »Nette Leute sind netter als gemeine.« Ich hatte das irgendwo gelesen, es stammte angeblich von einem berühmten Schriftsteller, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, von welchem.
    »Das ist doch blöd; natürlich sind sie es«, sagte Virginia. Meine Frau schaute sie an und nickte, nur einmal, so daß man es auch hätte übersehen können.
    Sogar zum Schluß im Schlafzimmer hatte sie wenig zu sagen.
    »Das war ein bißchen anstrengend«, sagte sie schließlich, »aber das Wetter war schön.«
    »Den Hambles scheint es auf jeden Fall großen Spaß gemacht zu haben.«
    »Glaubst du wirklich? Vielleicht. Muß sagen, daß mir eher Webb der Sympathischere war. Rastloser Charakter. Braucht immer eine Herausforderung. Aber eine ziemlich langweilige Frau, die Arme.«
    »Da kann sie nichts dafür.«
    »Natürlich nicht. Das hätte ich vielleicht auch gerade sagen wollen.«
    Ich ließ die Nachttischlampe an, um Dr. Livingstones Biographie zu Ende zu lesen, weil ich wußte, daß sie das vom Schlafen
abhalten würde, mich übrigens auch, und das würde uns beiden recht geschehen.
     
    Am nächsten Abend sah ich Mrs. Hamble im Garten grüne Bohnen kleinschneiden, und ich ging zum Zaun und sagte: »Zum Abendessen gibt’s grüne Bohnen, wie ich sehe.«
    Sie winkte mir mit dem Messer zu. »Wir haben sie früher französische Bohnen genannt.«
    Nun tauchte Hambles Kopf ein paar Meter weiter unten am Zaun auf, wo er offensichtlich Unkraut gejätet hatte.
    »Oder Franzmänner«, sagte er. »Weil die meisten von denen ja Beine haben, die so lang und dünn sind wie diese Bohnen.«
    Mrs. Hamble ließ das Messer sinken, saugte die Lippen ein und schüttelte den Kopf. Ich lächelte sie beide an und wartete darauf, daß er weitermachte.
    »Menschliche Bohnen«, sagte er, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und zwinkerte, so daß sein ganzes Gesicht zu zucken schien.
    »Also ehrlich, Alf«, sagte Mrs. Hamble. »Was kommt als nächstes?«
    »Ich sage dir, was als nächstes kommt. Wenn wir Briten je diesem Gemeinsamen Markt beitreten, dann fressen wir sie auf.«
    Das ist im Augenblick meine Erinnerung an diesen Tag. Was in späteren Jahren davon noch bleiben wird? Wer weiß. Das Sterben von Mrs. Hamble oder Winston Churchill oder wie mein Sohn mit diesem Grashalm spielte oder ein lächerliches Bild Gottes oder ein Pappbecher, aus dem Orangeade ins Gras fließt?
     
    Ich sollte noch eins hinzufügen. Was ich über den Grund meiner Frau, mich in einem Altenheim zu besuchen, gesagt habe, war sowohl gemein wie ungerecht. Sie würde glauben, wie ich im übrigen auch, daß sie mich vorwiegend aus Liebe besucht, wenn auch mit ein wenig beigemengtem Mitleid. Die Vermischung dieser beiden würde mir Kopfzerbrechen bereiten, weniger die Meinungen, die ich ihr auszubilden half über das, wofür ich und meine Umgebung ein Beispiel sind und worüber sie reden könnte. Darum
würde ich mich keinen Deut scheren, nicht in meinem Zustand, das muß ihr klar sein, der bedeutet, daß ich immer mitleiderregender und dadurch immer liebenswerter (oder weniger liebenswert) werde; aber zu dem Zeitpunkt wird schon etwas viel Größeres seinen Schatten über dies alles werfen — die traurige Unausweichlichkeit des Ganzen. Ich glaube, wir können nur eins dagegen tun, nämlich versuchen, ein Beispiel zu setzen — das gilt natürlich auch für diejenigen, die für die Umgebung zuständig sind —, uns

Weitere Kostenlose Bücher