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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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erwiderte Alistair. „Ich hoffe ..."
    Da fiel ihm Lister sich laut räuspernd ins Wort. „So erfreulich die Nachricht auch ist, dass Ihr Buch Fortschritte macht, Munroe, so weiß ich doch nicht, was daran Anlass wäre, des Königs Gesellschaft zu stören."
    Leises Stirnrunzeln huschte über das königliche Antlitz. Am anderen Ende des Saales ging die Tür auf, und herein kam eine junge blonde Dame, die auf einem der freien Stühle bei Tisch Platz nahm. Sie warf ihnen allen einen neugierigen Blick zu.
    Mit einem entwaffnenden Lächeln wandte Alistair sich an Lister. „Ich beabsichtige nicht, Sie mit detaillierten Ausführungen über meine Arbeit als Naturforscher zu langweilen. Ich weiß, dass nicht jeder so fasziniert ist von den Wundern der göttlichen Schöpfung wie Seine Hoheit und ich."
    Listers Miene versteinerte, als er seinen Fauxpas erkannte, und Alistair fuhr ungerührt fort: „Genau genommen betrifft die Angelegenheit, deretwegen ich gekommen bin, auch Sie."
    Er legte eine bedeutungsvolle Pause ein, nahm das Glas, das ihm gereicht worden war, und trank einen Schluck Wein.
    Lister hob die Brauen. „Wenn Sie uns wohl aufklären würden?" Lächelnd stellte Alistair sein Glas ab. „Gewiss doch." Er wandte sich an den König. „Ich habe jüngst das Verhalten der Dachse erforscht, Euer Majestät. Erstaunlich, welche Geheimnisse sich selbst hinter den gewöhnlichsten Tieren verbergen."
    „So?" Interessierte beugte der König sich vor.
    „In der Tat", sagte Alistair. „So ist beispielsweise das Dachsweibchen ein für seine wenig umgängliche, gar aggressive Disposition bekanntes Geschöpf, doch gegenüber seinen Jungen zeigt es sich von einer ungewohnt mütterlichen Seite, die hinter dem Verhalten treu sorgender Arten nicht zurückzustehen braucht."
    Er hielt inne, um noch einen Schluck Wein zu nehmen.
    „Vortrefflich!", rief der König aus. „Wir würden niemals gedacht haben, dass der gemeine Dachs ebensolcher Gefühle fähig ist, wie Gott sie dem Menschen zugestanden hat."
    „Genau." Alistair nickte. „Mich hat es sehr angerührt, den Kummer eines Dachsweibchens zu erleben, dessen Junge einem Adler zum Opfer fielen. Mit den erbärmlichsten Lauten beklagte es den Verlust seiner Kinder, rannte hin und her und verweigerte tagelang jegliche Nahrung. So groß war die Trauer der Dächsin, dass ich schön fürchtete, sie wolle sich zu Tode bringen."
    „Und was will uns das sagen?", fuhr Lister ungeduldig dazwischen.
    Ohne Eile wandte Alistair sich ihm zu und lächelte. „Nun, empfindet Euer Gnaden nicht wenigstens ein wenig Mitgefühl für das Dachsweibchen, das den Verlust seiner Jungen betrauert?"
    Lister schnaubte verächtlich, doch der König erwiderte: „Natürlich würde jeder mit Empfindsamkeit ausgestattete Gentleman sich von solcher Hingabe rühren lassen."
    „Gewiss", pflichtete Alistair ihm bei. „Und um wie viel mehr müsste einen solchen Gentleman die Not einer um ihre Kinder gebrachten Dame rühren."
    Nun herrschte nur noch Schweigen. Lister kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, sein Sohn musterte ihn mit wachsendem Argwohn, Hasselthorpe und Blanchard saßen wie erstarrt. Alistair konnte nur vermuten, wie viel Letztere über Helen und Lister und das Drama um die Kinder wussten, aber Listers Sohn schien zumindest etwas zu ahnen. Die Lippen grimmig zusammengepresst, sah er zwischen seinem Vater und Alistair hin und her.
    „Sprechen Sie von einer bestimmten Dame, Munroe?", fragte der König.
    „Allerdings, Euer Majestät. Eine Dame, die einst mit Euer Gnaden, dem Duke of Lister, Bekanntschaft pflegte, musste jüngst den Verlust ihrer Kinder hinnehmen."
    Der König schürzte die Lippen. „Die Armen. Sind sie gestorben?"
    „Nein, das Gott sei Dank nicht, Euer Majestät", erwiderte Alistair. „Sie werden ihrer Mutter vorenthalten, vielleicht ohne alle böse Absicht."
    Lister setzte sich auf seinem Stuhl zurecht; der Schweiß stand ihm auf der Stirn. „Was wollen Sie damit andeuten, Munroe?"
    „Andeuten?", gab Alistair sich verwundert. „Andeuten will ich gar nichts. Ich sage nur, wie es ist. Oder wollen Sie abstreiten, dass Abigail und Jamie Fitzwilliam in Ihrem Londoner Stadthaus festgehalten werden?"
    Lister blinzelte. Zweifelsohne hatte er nicht damit gerechnet, dass Helen wusste, wo er die Kinder versteckt hielt. Auch Alistair hatte erst heute Morgen davon erfahren, nachdem er den Jungen losgeschickt hatte, einen von Listers Lakaien zu bestechen.
    Lister hatte sichtlich

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