Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
Vom Netzwerk:
in die Hüfte gestemmt.
    „Jetzt spiel dich mal nicht so auf, Meg Campbell, nur weil du 'nen Vogel mit 'nem Besen jagen kannst", giftete Nellie zurück.
    Die Mädchen fingen an zu streiten, die beiden Burschen lachten schallend.
    Helen spürte leichte Kopfschmerzen. „Genug!"
    Im Nu war es still, und alle Blicke richteten sich auf sie.
    „Du", Helen zeigte auf den größeren der beiden Lakaien, „gehst in die Küche und kehrst die Feuerstelle aus."
    „Das ist Mädchenarbeit!", protestierte er.
    „Heute nicht", herrschte Helen ihn an. „Und wehe, nachher ist nicht alles blitzblank!"
    „Puh", stöhnte der Junge, zog aber los, um sich an die Arbeit zu machen.
    Helen wandte sich den verbliebenen Bediensteten zu. „Meg, du hilfst mir gleich dabei, den Esstisch zu polieren. Und ihr beide", sie zeigte auf das schreckhafte Mädchen und den kleineren der beiden Burschen, „kehrt den Kamin fertig aus. Wenn wir heute Abend Feuer machen wollen, ohne den ganzen Raum in Brand zu setzen, muss der Abzug frei sein."
    Sie waren den ganzen Nachmittag beschäftigt. Sie wischten, putzten, polierten und schleppten sogar die Teppiche und Vorhänge nach draußen, um sie an der frischen Luft auszuschlagen. Um sechs Uhr war alles blitzsauber, und im Kamin prasselte ein ordentliches Feuer, obwohl es noch immer ein wenig qualmte.
    Helen rieb sich den schmerzenden Rücken und sah sich prüfend um. Was für eine Heidenarbeit! Niemals wieder würde sie die Tätigkeit eines Hausmädchens als selbstverständlich hinnehmen. Dann breitete sich langsam ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie hatte es geschafft! Helen dankte den beiden Mädchen und den ziemlich erschöpft wirkenden Lakaien und schickte sie in die Küche, denn eine kleine Stärkung hatten sie sich redlich verdient.
    „Was sollen wir jetzt machen, Mama?", fragte Abigail. Die Kinder hatten heute Nachmittag eifrig mit angepackt. Selbst Jamie hatte beim Fensterputzen geholfen.
    Helen strahlte sie an. „Jetzt machen wir uns frisch, damit wir Sir Alistair anständig begrüßen können, wenn er zum Abendessen herunterkommt."
    „Und dann essen wir hier alle zusammen Fleischpastete!", rief Jamie.
    Seine unschuldige Freude versetzte Helen einen Stich. „Nein, mein Schatz, wir werden in der Küche essen, aber dort wird es genauso gut schmecken."
    „Warum?", fragte Jamie mit großen Augen.
    „Weil Mama seine Haushälterin ist und es sich nicht schickt, wenn wir mit Sir Alistair zusammen essen", klärte Abigail ihren Bruder auf. „Wir sind jetzt Dienstboten, und deshalb essen wir in der Küche."
    Helen nickte. „So ist es. Aber in der Küche schmeckt uns die Fleischpastete genauso gut, meinst du nicht auch? So, und jetzt gehen wir erst mal nach oben."
    Als Helen und die Kinder eine Dreiviertelstunde später wieder herunterkamen, hatte sich Sir Alistair noch immer nicht blicken lassen.
    „Wahrscheinlich sitzt er noch oben in seinem Turm", sagte Abigail und hob den Blick zur Decke, als könne sie den Burgherrn dort sehen. „Vielleicht schläft er sogar da oben."
    Auch Helen und Jamie blickten nun etwas ratlos zur Decke. Was tun? Mrs McCleod hatte gesagt, dass sie das Essen um sieben Uhr auf den Tisch bringen wolle. Wenn Graf Grimmig sich nicht bald nach unten bequemte, würde das Essen kalt werden und, schlimmer noch, er könnte die einzig qualifizierte Köchin weit und breit so sehr vor den Kopf stoßen, dass sie die Stellung gleich wieder aufgab.
    Damit stand Helens Entschluss fest. „Warum geht ihr nicht schon mal in die Küche und fangt mit dem Essen an?", meinte sie an die Kinder gewandt.
    Abigail sah sie verwundert an. „Und du, Mama?"
    Helen zog ihre neue blitzsaubere Schürze straff. „Ich werde Sir Alistair aus seiner Höhle locken."
    Es klopfte, als Alistair die Kerzen anzündete. Das Licht des Tages schwand, und er versuchte gerade, seine Beobachtungen über Dachse zu Papier zu bringen, die Teil seiner nächsten großen Arbeit sein sollten: eine umfassende Darstellung der Flora und Fauna Schottlands, Englands und Wales'. Ein ehrgeiziges Vorhaben, von dem er jedoch ohne alle falsche Bescheidenheit glaubte, dass es ihm seinen Platz unter den bedeutendsten Wissenschaftlern seiner Zeit sichern dürfte. Und heute war er zum ersten Mal seit Wochen — nein, seit Monaten, wenn er ehrlich war — in der Lage gewesen, wieder schreiben zu können. Vor drei Jahren hatte er das Werk mit großer Begeisterung begonnen, doch im Laufe des letzten Jahres war er ins Stocken

Weitere Kostenlose Bücher