Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
sind ganz normale menschliche Gefühle«, sagte Cam. »Ich kann natürlich verstehen, dass du diese Gefühle lieber mit deinem zukünftigen Ehemann erleben möchtest als mit mir.«
Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass sie und Sebastian niemals solche Gefühle teilen würden.
»Aber du darfst mir daraus keinen Vorwurf machen. Als Achtzehnjähriger hatte ich gewiss nicht den Wunsch, dich zu heiraten, Gina. Wenn ich jemals eine richtige Ehefrau haben sollte, eine Frau, die ich mir selbst aussuche, dann würde ich sie nicht zwölf Jahre alleinlassen oder mir gar eine Geliebte nehmen. Es ist nicht fair, mich für den Bruch des Ehegelübdes zu kritisieren, das Vater mir auferlegt hat.«
Er ließ seine Hand sinken.
Gina fühlte eine heiße Welle der Beschämung, als wäre sie in heißes Wasser eingetaucht. »Es tut mir leid«, flüsterte sie.
»Es gibt nichts, was dir leidtun müsste. Wir sind beide Opfer meines Vaters, zwei von vielen.«
Gina schaute ihn an und wusste in diesem Augenblick, dass sie ihn liebte. Cam stand in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne und hatte Kreide im Haar. Er grinste sein schiefes Grinsen, und sie wollte nichts lieber, als ihre Arme ausstrecken und sagen: Komm! Komm und küss mich! Liebe mich! Nimm mich mit auf dein Zimmer !
Die Worte lagen ihr auf der Zunge, doch sie konnte sie nicht aussprechen.
Er sah ihr in die Augen. »Marissa ist mit einem anständigen Fischer verheiratet. Sie war meine Geliebte, doch vor drei Jahren habe ich voller Freude auf ihrer Hochzeit getanzt. Wir hatten eine sehr schöne Zeit miteinander, aber unsere Freundschaft hat keinem von uns so viel bedeutet.«
»Oh!«, brachte Gina heraus. Ihr wurde klar, dass das Einzige, was zählte, ihre Liebe war – ihre Liebe zu ihm. Nicht in der Zukunft, sondern jetzt, in der Gegenwart.
Wieder nahm er ihre Hände. »Ich habe kein Recht, dich darum zu bitten. Aber darf ich … können wir … ?« Er schien nicht zu wissen, worauf er hinauswollte oder wie er es ausdrücken sollte. Er räusperte sich und bot ihr seinen Ellbogen. »Ich werde nur ein zeitweiliger Ehemann sein, Gina. Aber ich möchte der Deine sein. Darf ich dich auf dein Zimmer begleiten?«
Gina atmete tief durch.
»Ich glaube, du darfst«, sagte sie. Ihre Stimme klang schwach, aber klar.
Er betrachtete sie einen Augenblick lang schweigend, dann neigte er seinen Kopf und küsste sie. Ginas Körper sang vor Freude unter seiner Berührung. Cam schlang einen Arm um ihre Taille, und gemeinsam verließen sie die Bibliothek.
25
Mr Finkbottle rechtfertigt das in ihn gesetzte Vertrauen
Phineas Finkbottle verlebte keinen sehr angenehmen Abend. Es war überaus zuvorkommend von Lady Troubridge gewesen, ihn zur Hausgesellschaft einzuladen, denn wenn er Mr Rountons Instruktionen befolgen wollte, musste er sich unbedingt in der Nähe des Herzogspaares aufhalten. Wie zum Teufel aber sollte er es anstellen, dass der Herzog und die Herzogin zusammenblieben? Finkbottle hatte den ganzen Morgen auf seinem Zimmer gehockt und versucht, sich selbst Mut zu machen, um der Herzogin die Annullierung auszureden. Nur leider war die Herzogin mit jeder Faser eine echte Herzogin. Es war einfach unvorstellbar, mit ihr ein Gespräch über ihre Heiratsabsichten zu führen.
Dennoch hegte er seit dem Vortag, als er in die Bibliothek geplatzt war und den Kuss des Herzogspaars gesehen hatte, eine gewisse Hoffnung, dass der Mann diese Angelegenheit unter Umständen selbst regelte.
Den heutigen Abend hätte Mr Finkbottle trotzdem weitaus lieber auf seinem Zimmer verbracht, als schweigend dem Dinner beizuwohnen und auf den Beginn des Balls zu warten. Ein Diener hatte ihn zu drei älteren Damen an einen Tisch gesetzt. Die Matronen quittierten seine Artigkeiten mit einem knappen Nicken und widmeten sich leise kichernd wieder ihrem Gespräch. Finkbottle aß einige Scheiben Schinken und dachte missmutig an Mr Rounton. Wenn er wünschte, dass seine Klienten miteinander ins Bett stiegen, warum kümmerte er sich dann nicht selber darum? Wenn Phineas nur daran dachte, bekam er schon rote Ohren. Der Herzog war mindestens zehn Jahre älter als er und weitaus erfahrener. Wie sollte er einen solchen Mann veranlassen, das Schlafzimmer seiner Ehefrau aufzusuchen? Allein bei dem Gedanken wand er sich vor Unbehagen.
Das Gespräch der Matronen erregte seine Aufmerksamkeit.
»Wirklich, meine Lieben«, sagte eine von ihnen, die Lady Wantlish hieß, »ich kann euch ehrlich versichern, dass
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