Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
Briefen, die Beantwortung der pedantischen Anfragen Bicksfiddles … während ihr Gemahl im griechischen Meer badete. Sie wandte den Blick ab, presste die Lippen zusammen.
Doch da war er schon und zog sie vom Stuhl hoch. »Gina«, sagte er nur, und seine Stimme war tief und voller Leidenschaft. Er küsste ihren Mundwinkel, und ihr ganzer Körper bebte. »Gina«, sagte er wieder. »Darf ich dich in dein Schlafzimmer begleiten?«
Sie zitterte unter der Berührung seiner Hand wie ein junger Vogel, der bei seinem ersten Flugversuch eingefangen wird. Cam hauchte Kuss an Kuss auf ihre Wangenknochen. »Ich will dich«, sagte er mit dieser dunklen, vibrierenden Stimme – einer Stimme, aus der Lachen, Sorglosigkeit, nackte Statuen und die griechische Sonne sprachen.
All dies wirbelte in Ginas Kopf durcheinander: die Statuen, die nackten Frauen, seine Marissa, die auf ihn wartete …
Sie schob seine Hände fort. Ihre Wangen glühten, ihre Lippen zitterten, doch ihre Stimme war fest. »Das ist keine gute Idee.«
Sofort setzte er eine betont zurückhaltende Miene auf. »Warum nicht? Wir beide könnten große Freude aneinander haben, ohne dass irgendwer davon erfahren muss.«
Ginas Augen waren voller Verachtung. »Du möchtest dich amüsieren und dann verschwinden. Das sieht dir so ähnlich, Cam.«
»Ich kann nichts Falsches daran finden.« Er gab sich deutlich Mühe, ruhig zu bleiben.
»Vielleicht«, gab sie zu bedenken, »ist aus deiner Sicht nichts Falsches daran.«
»Das ist aber eine sehr moralistische Behauptung.« Cams Stimme klang eisig und höflich zugleich. »Darf ich dich daran erinnern, mein liebes Eheweib, dass ich zu jeder Zeit das Recht auf deinen Körper hätte, wenn ich das wollte? Ich habe jedoch beschlossen, alle Anzeichen deines bereitwilligen Entgegenkommens zu ignorieren, obwohl ich den deutlichen Eindruck gewonnen hatte, dass … «
Da fiel sie ihm ins Wort. Herzoginnen pflegten das für gewöhnlich nicht zu tun, doch diese Herzogin hatte ihre übliche Erhabenheit längst verloren. Sie war vor Verlegenheit hochrot geworden. »Ich mag deine Küsse«, gestand sie mit bebender Stimme. »Ich mag es, wenn du mich … mir gefällt es, wie du … «
Er starrte sie nur an, ihr Vertrauen in ihn brachte ihn zum Schweigen.
»Aber du redest die ganze Zeit nur von Vergnügen und von nichts anderem«, fuhr sie fort und sah ihm tief in die Augen.
»Was willst du denn noch mehr?«, fragte er ehrlich verwirrt.
»Ich bin dreiundzwanzig. Ich will mit meinem Mann zusammenleben und Kinder mit ihm haben. Ich halte das nicht für einen unangemessenen Wunsch. Du hingegen bietest mir nur flüchtiges Vergnügen an. Leider kannst du nur zu gut unangenehme Wahrheiten verdrängen: Seit zwölf Jahren zum Beispiel ignorierst du die Tatsache, dass du verheiratet bist, und vergnügst dich mit deiner griechischen Mätresse.«
Cam runzelte die Stirn. »Du hast dich nie darüber beschwert und mich nie gebeten heimzukehren – bis zu dem Zeitpunkt, als du mich um die Annullierung gebeten hast.«
»Und wärst du gekommen, wenn ich es getan hätte?« Gina wartete, doch er antwortete nicht. »Hättest du Marissa aufgegeben, wenn ich dich darum gebeten hätte?« Er erwiderte nur trotzig ihren Blick. »Ich glaube, dass du nicht für die Ehe geschaffen bist.«
Cam hatte immer schon behauptet, dass er lieber Junggeselle bleiben würde. Er hatte darüber gescherzt, dass er von denjenigen, die niemals heiraten wollten, als Erster einen Ring am Finger hatte. Und trotzdem traf es ihn, als Gina ihm vorhielt, er sei nicht für die Ehe geeignet.
Doch Cam fasste sich schnell wieder – so, wie er es in tausend unerfreulichen Zwistigkeiten mit seinem Vater getan hatte.
»Was in den letzten Tagen passiert ist, hat nicht das Geringste mit einer Ehe zu tun«, behauptete er, rollte bedächtig seine Ärmel herunter und rückte seinen Rock zurecht, »sondern einzig und allein mit Begehren. Da du so ehrlich zu mir warst, werde ich mich bemühen, ebenso ehrlich zu dir zu sein. Ich begehre dich, Gina.« Er trat einen Schritt näher und blickte auf sie herab. »Ich will in dir sein.«
Gina sah zur Seite, um dem hypnotischen Blick seiner schwarzen Augen zu entgehen. Cam hob ihr Kinn an und zwang sie, seinem Blick zu begegnen. »Und du willst das Gleiche.«
Sie antwortete nicht, denn sie war hin- und hergerissen zwischen dem brennenden Glühen in ihrer Magengrube und der bebenden Scham angesichts seiner unschicklichen Worte.
»Lust und Begehren
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