Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
sagte
Cam und Gina brauchten gute zwei Minuten, um festzustellen, dass Lady Troubridge nicht in dem Baderaum auf sie wartete, und dass Phineas Finkbottle sie beide aus Gründen, die nur ihm bekannt waren, eingeschlossen hatte.
»Was zum Teufel … ?« Cam hämmerte an die Tür. Doch die war aus so harter Eiche gefertigt, dass nur ein dumpfes Wummern nach außen drang.
»Was denkt sich der Mann bloß dabei?«, rief Gina.
»Wenn ich mich erst aus diesem Verlies befreit habe, wird er nicht mehr lange denken können!«, knurrte Cam.
»Das ist kein Verlies. Und Finkbottle will uns bestimmt nicht ermorden.« Gina stieg die Stufen wieder hinunter. »Das ist Lady Troubridges Baderaum. Sie hat mir erzählt, dass sie jeden Morgen ein Bad nimmt. Im schlimmsten Fall werden wir also morgen früh gefunden.«
»Vielleicht weiß Finkbottle nichts über die Badegewohnheiten der Lady«, gab Cam zu bedenken.
»Er kommt mir aber nicht wie ein typischer Mörder vor.«
Cam stapfte hinter ihr die Stufen hinunter. Dann blieb er wie vom Donner gerührt stehen. »Er will die Aphrodite stehlen!«
Seine Frau schaute zu ihm empor und lächelte. »Ich habe die Statue heute Morgen in Esmes Obhut gegeben. Ich glaube mittlerweile nämlich auch, dass der Dieb unter Umständen zurückkommen könnte.«
»Verdammt sei dieser Finkbottle! Ich habe wirklich kurz geglaubt, er wäre dein nichtsnutziger Bruder, den Gedanken dann aber wieder verworfen. Wie konnte ich nur so dumm sein?« Cam war von dem Zorn eines Mannes erfüllt, der seine Dame nicht retten kann – auch wenn sich darüber streiten ließ, ob sie sich überhaupt in Gefahr befand.
»Hältst du Mr Finkbottle etwa tatsächlich für meinen Bruder?«, stieß Gina hervor.
»Er besitzt rotes Haar. Er hat seine Ausbildung auf dem Kontinent genossen. Und jetzt gerade in diesem Augenblick stiehlt er die Aphrodite. Nur dein Bruder könnte von der Figur wissen.«
Gina überlegte kurz. »Finkbottle soll mein Bruder sein?«
»Das ist die einzige Erklärung, die einen Sinn ergibt.« Cam ging die letzten Stufen hinunter ins Becken. »Ich nehme an, dass er in ebendiesem Moment deine Matratze umdreht, um die Statue zu finden.«
»Warum hat er mich nicht einfach um sie gebeten?«
»Weil er ein Verbrecher ist!«, fauchte Cam, den die erzwungene Kerkerhaft zunehmend zornig machte.
»Aber wenn er mich nach der Statue gefragt hätte, hätte ich sie ihm gegeben.« Der Ausdruck in Ginas Augen war so traurig, dass Cams Ärger teilweise dahinschmolz.
»Diese Narren«, sagte er ein wenig sanfter. »Deine Mutter hat deine Briefe nicht beantwortet, und dein Bruder hat sich nicht angemessen zu erkennen gegeben.«
Ginas Unterlippe zitterte leicht.
»Ach, um Himmels willen!«, rief Cam aufgebracht und schloss sie in seine Arme. »Warum solltest du diesem Bastard von Bruder überhaupt begegnen wollen?«
Gina biss sich auf die Lippe, bis es schmerzte, und sagte nichts, weil sie fürchtete, in Tränen auszubrechen. Und Herzoginnen pflegen vor anderen Menschen nicht in Tränen auszubrechen.
»Nun?« Cam klang verärgert, doch er hielt sie so zärtlich, dass es sie beinahe – beinahe – über den Umstand hinwegtröstete, dass weder Mutter noch Bruder Wert darauf zu legen schienen, sie kennenzulernen. Entschlossen verdrängte sie die trüben Gedanken und sagte sich stattdessen: Eine Herzogin bewahrt stets Haltung. Eine Herzogin bewahrt stets Haltung. Immer und in jeder Lebenslage.
»Was ist eigentlich ein Tauchbad?«, fragte Cam neugierig und betrachtete die Ziegelwände ringsum.
»Das ist die allerneueste Errungenschaft«, erklärte Gina. »Das dort unten ist das Bad.« Sie löste sich aus seinen Armen und zeigte auf das gekachelte Becken. »Man steigt über diese Stufen hinein. Es ist wirklich raffiniert. Das Wasser wird durch Rohre an der heißen Küchenwand entlanggeleitet und ist daher angenehm warm, wenn es in das Becken strömt. Und man kann es noch stärker erhitzen, indem man diesen Schalter umlegt.«
»Dann muss ich Finkbottle wohl zugestehen, dass er immerhin nicht die Absicht hatte, uns erfrieren zu lassen«, brummte Cam und inspizierte die Rohre aus der Nähe. »Das ist ja fantastisch! Vielleicht sollten wir in Girton auch so ein Bad einbauen lassen.«
»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Es wäre ganz einfach, das Wasser durch die Küchenwand zu leiten, weil die Küche so weit nach Osten liegt.«
»Das ist ja eine sehr optimistische Art und Weise, die Lage unserer Küche zu
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